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Del Rey - Immemorial

Del Rey- Immemorial

At A Loss / Golden Antenna / Broken Silence
VÖ: 01.10.2010

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Innen Stadt

Zweimal bereits wurde Del Reys Tour-Van mitsamt Equipment gestohlen - zweimal erhielten sie ihn noch gut gefüllt zurück. Auch der Einbruch in ihren Proberaum hatte letztlich weniger Auswirkungen, als zu befürchten stand. Es scheint, als ob das Schicksal höchstselbst den Chicagoer Postrock-Urgesteinen rein gar nichts kann. Oder aber bei Ansicht des ganzen Instrumentenhaufens und vor allem nach Höreindruck seiner einmal aktivierten Kraft stets aufs Neue knieschlotternd die Segel streicht. Del Rey fiele das hingegen im Traum nicht ein. Als Verkünder der schlechten Botschaft haben sie dem Schicksal einiges voraus - unternehmen auf "Immemorial" jedoch eine kleine stilistische Kurskorrektur.

Zeichneten sich alle ihre bisherigen Veröffentlichungen, insbesondere aber das monströs-monumentale "A pyramid for the living", durch beinahe schon dubdurchtränkte, tief brodelnde Bassfrequenzen aus, so bewegt sich "Immemorial" erstmals in klassischer Postrock-Konzentrik. Die Rhythmik fährt dicke Schlieren aus Bass und (doppelten) Schlagzeug über den Asphalt, die Riffs spielen Überholspur, City-Ring, Schaufensterbummel oder auch den ein oder anderen Feierabendstau. Und die Melodien ergeben ein einziges elegisch-nächtliches Lichterflackern. In der Tat: "Immemorial" baut eine Stadt des Menschengedenkens - mit einer Menge Kreisverkehr und Möbius-Schleifen aus den Autoradios.

Die Drums lassen den Beat dabei eher zucken, rumpeln und poltern. Live ergibt Del Reys Doppelschlagwerk ein trippendes und kopfnickendes Machtgefüge, auf Platte verschiebt es sich jedoch percussion- und tomdurchtränkt in- und übereinander, sodass statt Implosion und Explosion ein sich in Bewegung setzendes Bergmassiv entsteht. Songs wie "Return of the son of Fog Rider" und "E pluribus unicorn" entwerfen dazu mit ebenso spooky wie betrübt abgestimmten Delaygitarren, dickem Riffing und allerlei ganz weit im Hintergrund aufblitzenden asiatischen Zithern und Taiko-Trommeln sowie wehmütigen Engels-Chorälen ihre ganz eigene Sicht des Weltuntergangs.

So sind Del Rey jederzeit zur Lautstärke bereit, bringen ihre Kompositionen jedoch zum Fließen und reiten ihre Walls Of Sound in schwermütigen, innerlich kochenden, an- und abschwellenden Wellen. Sie setzen keinen müden Cent auf die Kollisionskurse ihrer postrockenden Brüder im Geiste. Ja mehr noch: Die träge Dynamik von "These children that come at you with knives" und vor allem des ungemein drückend nachbrummenden "Silent weapons for quiet wars" betrachten sich die Freakwaves von innen heraus, folgen ihren Bewegungen vom Meeresgrund. Alles strömt und scheint beinahe zu schweben, zugleich jedoch ist die immense, drohende Macht der sich gegenseitig verschlingenden Wassermassen jederzeit spürbar. Somit richten Del Rey auch keine Wände vor dem Hörer auf, sondern ziehen ihn mitten hinein. Der steht staunend und erschüttert vor den Panoramafenstern eines hell erleuchteten Atlantis, das verschwommene Geisterfiguren aus Licht und Elektrometeore durch die Wassermassen schlenzt. Und stellt sich dabei die Frage: Uralt? Vielleicht. Eine Urgewalt? Bestimmt. Ducken? Empfohlen. Aber auch sinnlos.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • E pluribus unicorn
  • Silent weapons for quiet wars
  • These children that come at you with knives

Tracklist

  1. Return of the son of Fog Rider
  2. E pluribus unicorn
  3. Innumeracy
  4. Silent weapons for quiet wars
  5. Quisch
  6. These children that come at you with knives
  7. Ancestral

Gesamtspielzeit: 45:29 min.

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