Fyfe Dangerfield - Fly yellow moon
Universal
VÖ: 22.10.2010
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Der Liebesbote
Zu den Unsitten der musikalischen Veröffentlichungspolitik gehören neben Hidden Tracks, Demo-Versionen und Remix-Alben definitiv Bonus-Tracks. Sie sind ein ebenso unnötiges Anhängsel wie die beste Freundin beim ersten Date und haben mit dem eigentlichen Themenkomplex selten etwas gemein, denn ein Album folgt in vielen Fällen einer überlegten Reihenfolge mit einem Spannungsbogen vom ersten bis zum letzten Song. Und danach sollte auch Schluss sein und nicht noch ein haftcremiges Zusatzbündel folgen, das sich auch als Single oder EP eignen würde. Zu den vier Songs, die bei Fyfe Dangerfield ans finale "Any direction" geklatscht wurden, zählt auch das gelungene Billy-Joel-Cover "She's always a woman". Für einen TV-Spot produziert, dadurch beliebt und nun als Bonus auf einem eigentlich schon fertiggestellten Solowerk des Guillemots-Frontmanns.
Doch beschränken wir uns statt dessen auf die zehn regulären Songs von "Fly yellow moon". Die sind nämlich gut genug, so dass man den medialen Wurmfortsatz ignorieren kann. Im pompös-poppigen "She needs me" etwa schöpft Produzent Bernard Butler aus dem Fundus diverser Suede-Songs. Den Streichern brennt die letzte Saite durch, das Piano klimpert sich leichtfüßig durch die Strophen. Elton John würde anerkennend eine seiner Brillen zurechtrücken und Udo Jürgens irgendwann in der Mitte "Aber bitte mit Sahne" rufen. "When you walk in the room" schickt zur Begrüßung in Guillemots-Koketterie zehn Sekunden knatternde Electro-Beats vorweg, zieht es nach einem müden Schrei aber vor, sich eher mit Supergrass als mit Daft Punk zu beschäftigen: "All of these old adresses / All of these empty guesses / You carry all of their weight on your back", singt Dangerfield, ergänzt ein spontanes "Thank you" und hält ein flammendes und lautstarkes Plädoyer: "I want you endlessly". In einer früheren Zeit wäre er vermutlich Liebesbote geworden.
Früher war für ihn anscheinend ohnehin alles besser: Am liebsten mag Dangerfield die Sechziger und Siebziger Jahre und nutzt die Auszeit von seiner Band, um sich den Folk-Songwritern dieser Zeit zu widmen. "Barricades" mustert die Melodie von Leonard Cohens "Hallelujah", "High on the tide" beleiht die Beatles, und "So brand new" macht Neil Diamonds "Girl, you'll be a woman soon" den Hof, verlässt im Refrain aber die tiefen Töne. Auch Nick Drake schaut bei "Don't be shy" kurz rein. All das geschieht so ehrlich und huldigend, dass man erst mit etwas Abstand feststellt, einen Mann hier etwas vermisst zu haben: Fyfe Dangerfield. Etwas mehr von ihm selbst wäre ein Bonus, den man sich tatsächlich wünschen würde.
Highlights
- When you walk in the room
- Firebird
- She needs me
Tracklist
- When you walk in the room
- So brand new
- Barricades
- High on the tide
- Faster than the setting sun
- Livewire
- Firebird
- She needs me
- Don't be shy
- Any direction
- She's always a woman (Bonus)
- Awake, asleep (Bonus)
- Let's start again (Bonus)
- Faster than the setting sun (Single Version) (Bonus)
Gesamtspielzeit: 56:08 min.
Referenzen
Badly Drawn Boy; Alfie; The Beta Band; Gomez; Leonard Cohen; Neil Diamond; Admiral Fallow; Stornoway; David Ford; Elliott Smith; The Beatles; Nick Drake; Guillemots; Brett Anderson; Suede; The Tears; Elton John; Billy Joel; John Mellencamp; Paul Smith; Nick Cave; Babybird; Duke Special; The Divine Comedy
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