Goose - Synrise
!K7 / Al!ve
VÖ: 15.10.2010
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Auf Pump
Dass die Belgier aber auch immer so lange brauchen! dEUS, Soulwax, Ghinzu - alles keine Schnellarbeiter. Auch die Elektro-Punks von Goose haben sich für ihren zweiten Knaller nach "Bring it on" satte vier Jahre Zeit gelassen. Dabei sollte man doch denken, dass tanzflächenorientierter Lärm sich nicht vom Trend abschütteln lassen darf. Und obwohl Goose wenig auf das Gebot der Stunde geben, sind sie doch mit "Synrise" erneut exakt auf der Höhe der Zeit. (Wobei es natürlich hilfreich ist, dass die aktuelle Zeit sich nicht entscheiden kann, welchem Trend sie denn gerade so folgen will.)
Statt sich erneut der Kraftmeierei der Ed-Banger-Schule anzuschließen, vermeidet der Zweitling der Westflandern das Armdrücken mit Justice und Konsorten. Sie haben viel in den Siebzigern und frühen Achtzigern nachgehört, womit man die Disco denn so anheizen kann. Zackiger Laufsteg-House zählt nur noch am Rande dazu. Stattdessen fluten Giorgio-Moroder-Arpeggien und Hi-NRG-Grooves diese zehn Songs. Und packen damit den nach Hedonismus gierenden Wochenendtänzer bei den Eiern.
Auch wenn Goose nicht mehr die Wucht in Tüten verteilen, stimuliert ihr Sound weit mehr als nur das Trommelfell. Es geht immer noch um Ganzkörpermassage. Die unbedingte Körperlichkeit spürt man den Beats, den Synthschwaden und den surrenden Filtermätzchen in jeder Nanosekunde an. Daher können Goose mit Recht übrigens stolz darauf sein, dass sie "Synrise" bei aller Künstlichkeit live eingespielt haben. Und wenn sich die pumpenden Soundschwaden des eröffnenden Titelstücks gerade verzogen haben, haut die Single "Can't stop me now" dann doch direkt auf die Kacke. Die ganze Leidenschaft muss laut rausgebrüllt werden. Tanz den Olli Kahn.
Aber Goose kennen ja jetzt auch die Zwischentöne. "After" kombiniert NDW-Sounds mit Techno-Bollern und demonstriert, wie viele Gänge der neue alte Motor so drauf hat. In "Words" zwitschern die Sägezahn- und Rechteckswellen um Wette, während Sirenen jaulen und ein unterkühlter Roboter philosophisch wird. Dann wird's noch körperlicher: Die Industrial-Beats von "Like you" wollen Dich wie ein Tier ficken, "Bend" beugt sich dafür schon mal in "I feel love"-Manier vornüber, und was man "In cars" so mit Vocoder und Octavbässen treibt, wird besser vor der nächsten Hauptuntersuchung bereinigt. Da ist es wieder, das belgische Beat-Kamasutra. "Synrise" ist kein ungestümer Elektro-Gangbang, sondern ein ausdauerndes Analog-Ballet. Mit formschönem Überzieher über der Discokugel.
Highlights
- Synrise
- Like you
- Words
- Bend
- In cars
Tracklist
- Synrise
- Can't stop me now
- After
- Like you
- As good as it gets
- Hunt
- Words
- Bend
- In cars
- Staring
Gesamtspielzeit: 44:02 min.
Referenzen
The Subs; Chikinki; Infadels; Home Video; The Whip; The Juan MacLean; Giorgio Moroder; Automat; The Faint; The Sunshine Underground; Death From Above 1979; The Longcut; Kasabian; Lightning Bolt; Does It Offend You, Yeah?; Hadouken; Fischerspooner; New Order; Depeche Mode; Frankie Goes To Hollywood; Bronski Beat; Blancmange; DAF; Front 242; Gary Numan; Nine Inch Nails; Tiga; LCD Soundsystem; The Rapture; !!!; Justice; Digitalism; Daft Punk; Autokratz; Simian Mobile Disco; Boyz Noize; Console; WhoMadeWho; Tight Phantomz; The Ghost; Dúné; Veto; We Have Band; The Presets; Cut Copy; LifeLike; VHS Or Beta; Delphic; Soulwax; Phoenix; Diefenbach; Klaxons; Shitdisco; Tokyo Police Club; Kele; Bloc Party; We Are Scientists; Hot Hot Heat; The Killers; The Bravery; Every Move A Picture; So So Modern; Foals; T.Raumschmiere; Deichkind
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