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Patrice - One

Patrice- One

Urban / Universal
VÖ: 10.09.2010

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Reggaeneration

Jeder andere hätte sein Telefon wohl ins Meer befördert. Doch als es vor zwei Jahren am portugiesischen Strand bei Patrice klingelte, hob er zum Glück ab. Der Slot vor der "Barack Obama Roadshow" war in Berlin noch frei und Patrice sollte diese Lücke füllen. Was der gute Mann natürlich auch tat. Chancen, Leben, nur einmal und so. Doch es brauchte diese Show nicht, um Patrice' Status zu bestätigen. Er ist einer der wenigen deutschen Reggae-Künstler, die dabei nicht verklemmt in ihrem Genre feststecken. Und nun kommt "One". Album eins nach was eigentlich? Patrice stellt es selbst als eine Art Neuanfang vor, der mit allen Gewohnheiten des Schaffens bricht. Ob nun alles wieder auf Start geht oder nicht, macht keinen Unterschied. Denn die Spielfreude ist an jeder Stelle dieses Albums zu spüren. Ob Soul, HipHop, Pop oder Dub - in vielen Stücken fließen unterschiedliche Dinge wie selbstverständlich zusammen. Trotzdem besteht nie der Zweifel, dass "One" eine Patrice-Platte ist. Das fängt schon mit dem dramatischen "The maker" an, in dem Patrice alle Theatralik in seine Stimme legt, flüstert, winselt und trauert. Dahinter tummelt sich eine Wand aus Streichern, die ein paar Samples notdürftig zu bedecken versucht, bis aus Melancholie Trotz wird.

Danach packt es "Ain't got no (I've got life)" noch strikter an und pumpt den Soul durch seine knapp vier Minuten, und doch ist Reggae die jederzeit spürbare Idee hinter dem Track. Bläser spielen ihre Melodien, und Patrice rumpelt mit seinem Gesang charmant durch die Harmonie. Hier war Nina Simone nicht nur Vorlage, sondern wird gleich auch noch zum Sample. Es ist dann erst "Kingfish", das sich zur Entspannung anbietet. Sonst strotzt "One" vor kindlicher Freude, wenn es etwa in "Ten man down" auf seinen tighten Rhythmus die verzerrte Stimme von Patrice treffen lässt. Hier ist Reggae wirklich nur noch ein Fixstern, der im aufgerissenen Morgenhimmel langsam verblasst. "Situation" holt nochmal ein paar Bläser aus der Kiste und haut seine Takte direkt ins Bein des Hörers. "Knockin'" lehnt sich in seinen schiefen Türrahmen und schunkelt ein wenig zur Auflockerung. Aber Patrice kennt sie alle und weiß, wo er ansetzen muss. Diese Platte kennt Chöre und Streicher, lässt afrikanische Rhythmen durch die Tracks streifen und vergisst sich dabei nie.

"One" lebt vor allem von diesem Einfallsreichtum und seinem Mut. Dabei ist Veränderung bei Patrice kein komplettes Ausmisten, sondern ein Besinnen auf die eigenen Stärken. "Walking alone" taucht in den Pop und kommt da mehr als unbeschadet raus. Die Drums werden strikt getrommelt, und langsam baut der Track die Spannung auf. Leichtigkeit entsteht hier wie von selbst und muss nicht verkrampft entstehen. Diese Platte lässt sich von ihrem eigenen Vibe locker treiben. Patrice erfindet sich mit "One" nicht neu. Er pflanzt einfach die Sonne in den Himmel. Wer will schon den Herbst, wenn er den Sommer haben kann?

(Björn Bischoff)

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Highlights

  • Ain't got no (I got life)
  • Walking alone
  • Situation

Tracklist

  1. The maker
  2. Ain't got no (I got life)
  3. Walking alone
  4. Kingfish
  5. New day
  6. Ten man down
  7. Wiggle & Rock
  8. Nobody else's
  9. Nothing better
  10. Knockin'
  11. Situation
  12. Don't cry
  13. Visions

Gesamtspielzeit: 46:50 min.

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