The Vaselines - Sex with an X
Sub Pop / Cargo
VÖ: 17.09.2010
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Wie geschmiert
Es dürfte wohl nicht viele Bands geben, die nach ihrer Auflösung mehr veröffentlicht haben als zur Zeit ihres Bestehens. Die 1987 in Glasgow gegründeten Vaselines sind jedoch solch ein Fall: Bis zur Trennung 1989 kamen sie mit ihrem Lo-Fi-Indierock auf gerade einmal zwei Singles und das Album "Dum dum", während in den folgenden Jahren ihre kurze Schaffensperiode mit drei Best-of- und Demo-Kompilationen gewürdigt wurde. Der Grund waren nicht wie so oft lange verloren geglaubte Kisten in irgendeinem staubigen Keller oder die Verwurstung in einem Werbespot, sondern ein recht bekannter Musikerkollege: Niemand Geringeres als Kurt Cobain nahm mit "Molly's lips", "Son of a gun" und "Jesus doesn't want me for a sunbeam" nicht nur drei ihrer Songs ins Nirvana-Repertoire auf, sondern wurde auch nicht müde, die Vaselines als seine großen Vorbilder anzupreisen. Sogar Töchterchen Frances Bean bekam ihren Namen in Anlehnung an Frontfrau Frances McKee. Wenn das keine Referenzen sind.
Und weil McKee und ihrem Kollegen Eugene Kelly in den letzten 20 Jahren musikalisch nichts so richtig gelingen wollte, knüpfen nun beide mit "Sex with an X" wieder an die alte Zeit an. Doch siehe da, ganz spurlos sind die Jahre an ihnen nicht vorbeigezogen. Zwar rumpelt der Opener "Ruined" noch munter los, doch all das frühere Geschepper und die alten Kanten wurden in den Folgesongs ziemlich glattgeschmirgelt. Den Garagensound von damals würde den beiden heute aber vermutlich auch niemand mehr abnehmen. Statt dessen kommt eine poppigere Politur zum Vorschein, die manchen der zweistimmigen Songs wie etwa dem hippiesken "Such a fool" außerordentlich gut zu Gesicht steht. Auch das psychedelische Element kommt auf einem Stück wie "Poison pen" besser zur Geltung.
Doch leider scheint das zunehmende Alter auch ihre Vorliebe für Folkiges verstärkt zu haben, was zu kleineren Katastrophen wie "Turning it on" und "Mouth to mouth" führt, bei denen sich starke Schunkelreflexe ausmachen lassen. Fast meint man irgendwo Cindy & Bert durchs Bild schleichen zu sehen. Diese verschwinden jedoch glücklicherweise wieder recht schnell zugunsten kleiner Taumeleien wie in "My god is bigger than your god". Denn auch 2010 haben sich die Vaselines einiges der schönen Leichtigkeit erhalten, die die Band einst auszeichnete. Besonders die erste Single "I hate the 80s" tänzelt hier mit schelmischem Charme und eindeutigem Statement hervor. Obwohl man den beiden Letzteres nicht so ganz abnimmt - vor allem, wenn das ausschweifende "White chapel" in seiner verträumten Düsternis gekonnt ebendiesem Jahrzehnt huldigt.
Denn die Vaselines waren schon damals mit einer dicken Portion krudem, blasiertem Humor ausgestattet, der auch heute stets präsent ist. Deswegen fällt es gar nicht schwer, sich auf "Sex with an X" einzulassen - ein doppeldeutiger Titel, wenn man bedenkt, dass McKee und Kelly damals wirklich eine Zeitlang ein Paar waren. Kurt Cobain jedenfalls würde es sicherlich freuen, eine seiner Lieblingscombos wieder vereint zu sehen. Und das gönnt man ihm zumindest posthum. Denn allzu viel hatte er in seinen Lebzeiten ja offenbar nicht zu lachen.
Highlights
- Sex with an X
- Such a fool
- I hate the 80s
Tracklist
- Ruined
- Sex with an X
- The devil's inside me
- Such a fool
- Turning it on
- Overweight but over you
- Poison pen
- I hate the '80s
- Mouth to mouth
- Whitechapel
- My god's bigger than your god
- Exit The Vaselines
Gesamtspielzeit: 43:10 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
90ty |
2010-09-18 17:11:18 Uhr
Oldschool 90s Indie. Oder so. Nicht allzu leicht zu beschreiben ohne irgendwelche Referenzen auszugraben. |
Sid |
2010-09-18 17:01:28 Uhr
was machen die für musik? |
90ty |
2010-09-18 17:00:38 Uhr
Entwarnung!Mir gefällt das Album gut, sogar ein wenig besser als es die Rezension hier darstellt. "Kleinere Katastrophen" hör' ich da keine. Denkmal kann stehen bleiben. |
Dum-Dum |
2010-08-21 22:22:22 Uhr
Sehe gerade am 14. September 2010 kommt ein neues Vaselines-Album raus... oh weia, hoffentlich sägen die nicht an ihrem Denkmal. |
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Referenzen
They Might Be Giants; BMX Bandits; Pixies; The Raincoats; Melody Dog; Beat Happening; Violent Femmes; Half Japanese; The Pooh Sticks; Television Personalities; Teenage Fanclub; The Soup Dragons; The Breeders; Nirvana; The Feelies; Astro Chimp; Suckle; Eugenius; Orange Juice; The Ramones; Swell Maps; The Clean; The Shaggs; The Pastels; The Velvet Underground; The Beatles; Toothpaste 2000; Crayon; The Moldy Peaches; Masonic; The Brunettes; Happy Puppies; Jens Lekman; The Legends; Juliette And The Licks; Aidan Moffat & The Best-Ofs; Eat Skull
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