Pontiak - Living
Thrill Jockey / Rough Trade
VÖ: 03.09.2010
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Das Duschgel am T-Shirt der Cheerleader im Smart
Wenn man möglichst viel auf möglichst wenig Platz unterbringen möchte, geht das meistens schief. Was hat sich unser geschätzter Altkanzler Gerd Schröder nicht mit seiner "Agenda 2010" verhoben? Oder kürzlich in Österreich: Da sind 16 Cheerleader in einen einzigen kleinen Smart geklettert. Gesund kann das ja nicht sein. Oder im letzten Urlaub, als man dachte, der kleine Koffer reicht bestimmt, und das Duschgel passt auf jeden Fall noch in Ritze zwischen T-Shirts und Badeshorts. Und nun also Pontiak, die nicht sehr geräumige 42 Minuten mit allem vollpacken, was die vergangenen 50 Jahre so an Gitarrenmusik zu bieten haben.
Glücklicherweise stellen die drei Jungs sich etwas schlauer an als Politiker und Konsorten. Aber sie haben ja auch schon Erfahrung. "Sea voids" gelang bereits die recht homogene Verknüpfung von sonnig-melancholischem Folk und dämmerig-düsterem Doom. Nun gibt es Indierock, Surfpop, Noise und Rock'n'Roll dazu. Die Mischung funktioniert immer noch, weil Pontiak bei aller Friemelei nie das große Ganze aus den Augen lassen - und Mut zur Lücke beweisen.
So sind die oftmals butterweichen Übergänge des Vorgängeralbums zum Teil harten, aber präzisen Schnitten gewichen. Zum Beispiel, wenn das schlurfige Schrammelriff des einleitenden Garagenrockers "Young" plötzlich in Feedback-Gedröhne und die Ein-Takt-in-zehn-Sekunden-Ästhetik des Drone-Bruchstückes "Original vestal" übergeht, mit dem Pontiak - etwas blasphemisch gesagt - auf den Punkt bringen, warum man sich Platten von Earth oder SunnO))) anhört. Ein Kreuz nach dem anderen reiht sich im Genre-Bingo von "Living" aneinander. Die erste vollständige Reihe bildet sich, wenn Pontiak in "Algiers by day" zum Garagensound zurückkehren, gleichzeitig aber ein Riff auspacken, das an alte Clutch-Songs erinnert und kurz darauf schon mal die Noisegitarre anwerfen, die auch im folgenden "And by night" die Katze ordentlich gegen den Strich bürstet.
Fast hätte man schon vergessen, dass Pontiak es mit der akustischen Gitarre ebenso gut können, da schleicht sich das zerbrechliche "Beach" von hinten an, dessen sinistre Hammondorgel den Boden für den düsteren Doom-Brecher "Lemon lady" bereitet. Es zeugt von einiger Versiertheit, dass die Band dieses Hakenschlagen bis zum Ende durchhält, ohne sich zu wiederholen und ohne dass es sich abnutzt. So fügt sich an- und ineinander, was so oft nur fein säuberlich voneinander getrennt existieren darf, aber eben doch gut zueinander passt. Besser zumindest als die Cheerleader-Mannschaft zum Kleinwagen oder das Duschgel zum T-Shirt.
Highlights
- Young
- Algiers by day
- Forms of the
Tracklist
- Young
- Original vestal
- Algiers by day
- And by night
- Second sun
- Beach
- Lemon lady
- This is living
- Pacific
- Forms of the
- Thousands citrus
- Virgin guest
Gesamtspielzeit: 42:06 min.
Referenzen
White Hills; Earth; The Heads; Shrinebuilder; Isis; Earthless; Black Math Horseman; Colour Haze; Black Sabbath; Dead Meadow; Sleep; Om; The Obsessed; Nebula; Comets On Fire; Karma To Burn; Truckfighters; The Atomic Bitchwax; Black NASA; Los Natas; Fu Manchu; Dozer; The Awesome Machine; 35007; On Trial; Gas Giant; Witch; Baby Woodrose; Black Mountain; Big Business; Yawning Man; Ten East; Lowrider; Sons Of Otis; Masters Of Reality; Stinking Lizaveta; Fatso Jetson; The Grateful Dead; Blind Dog; The Black Angels; Spirit Caravan
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