John Legend & The Roots - Wake up!
Columbia / Sony
VÖ: 17.09.2010
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Get up, stand up
Manche Dinge wachsen. Über Stock, über Stein und über Köpfe. Es reichte schon ein Jam im Proberaum von John Legend und der Legendary Roots Crew, um aus einem Cover von Arcade Fires "Wake up" die Idee zur gleichnamigen Platte in den Köpfen reifen zu lassen. Was zuerst nur als EP gedacht war, wurde ein ganzes Album mit Neufassungen von Soul-Stücken aus den Sechzigern und Siebzigern. Auf den Song von Arcade Fire konnte man da schon wieder verzichten. Doch "Wake up!" ist mehr als eine bloße Ansammlung von Coverversionen. Es ist eine Linie zu erkennen, der alle Stücke folgen. Das wird gleich mit "Hard times" deutlich, das sich mit seinem tighten Beat deutlich mehr an dem Track von Baby Huey orientiert als an dem von Songschreiber Curtis Mayfield. Bläser pumpen im Hintergrund, bevor Black Thought einsetzt, der sich sonst beim Rest der folgenden Stunde fast so rar macht wie auf den letzten Platten der Roots.
Stimmlich verlässt man sich voll und ganz auf das Organ von John Legend, der seine Stärken kennt und weiß, wie er die Zeilen über den organischen Sound zu schmeißen hat. Gepresst und gedrungen über "Compared to what", dessen Bläser aus der Originalversion geerdet werden und dem Track eine hinterlistigere Dynamik verleihen, wobei der Groove in jeder Note mitschwingt. Wo andere sich selbst mit zu viel Respekt an die Vorlage halten würden, verbiegen die Roots die Stäbe und geben Legend die passende Vorlage. So fällt "Hang on in there" ein gespentischer Chor in den Rücken, die Streicher taumeln über das smoothe Drumming von ?uestlove, bis der Track zum Ende hin zusehends zerfranst, aber nie auf die Bretter geht. Bill Withers "I can't write left handed" zerrt sich samt brennendem Gitarrensolo über die Zehn-Minuten-Marke. Hier wird behutsam Zeitgeist abgeschöpft und die Sozialkritik der Originale nicht zur Nacherzählung, sondern zum eigenen Statement.
Schon die Vorabsingle "Wake up everybody" mit Common und Sängerin Melanie Fiona spiegelt die Spielfreude aller Beteiligten wider. Traumwandlerisch startet das Piano, ein paar Handclap-Beats sorgen für ein wenig Gospel-Feeling, bevor sich die Streicher allmählich warm spielen. Fionas und Legends Stimmen streichen sich gegenseitig um die Beine, in jedem Ton sitzt der Soul tiefer denn je: "The world won't get no better / If we just let it be". Ein Album, das dazu einlädt, so manchen weniger geläufigen Track zu entdecken und tief in der Plattenkiste zu wühlen. Eine runde Sache: Alles läuft zusammen, nichts ist antiquiert, sondern in jeder Minute mit Freshness beseelt. Da ist auch der letzte Schlafsand wie weggeblasen.
Highlights
- Hard times
- Hang on in there
- I can't write left handed
Tracklist
- Hard times
- Compared to what
- Wake up everybody
- Our generation (The hope of the world)
- Little ghetto boy (prelude)
- Little ghetto boy
- Hang on in there
- Humanity (Love the way it should be)
- Wholy Holy
- I can't write left handed
- I wish I knew how it would feel to be free
- Shine
Gesamtspielzeit: 62:53 min.
Referenzen
Marvin Gaye; Curtis Mayfield; Aloe Blacc; Baby Huey; Sam Cooke; Solomon Burke; James Brown; Isaac Hayes; Mayer Hawthorne; Plan B; Galactic; Mos Def; Black Star; Talib Kweli; Erykah Badu; Georgia Anne Muldrow; Funkadelic; Donny Hathaway; Bill Withers; Nine Simone; Stevie Wonder; Mike James Kirkland; Gil Scott-Heron; Les McCann
Bestellen bei Amazon
Threads im Plattentests.de-Forum
- John Legend & The Roots - Wake up (7 Beiträge / Letzter am 10.09.2010 - 16:42 Uhr)