Goo Goo Dolls - Something for the rest of us
Warner
VÖ: 03.09.2010
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Das kleine Manifest
Extrablatt! Extrablatt! Die Goo Goo Dolls machen Electro-Heavy-Metal ... ... Kleiner Scherz. Überraschungen sind weiterhin Fälle für das siebte Ei oder Kai Pflaume, die Goo Goo Dolls treten seit mehr als einem Jahrzehnt in Gärten herum und zerstampfen jedes Pflänzchen, was den Samen der Weiterentwicklung in sich trägt. Was sie kurioserweise von anderen Gruppen ihrer Gattung unterscheidet: Es erwartet auch niemand Gegenteiliges. Während Bon Jovi in die Öffentlichkeit treten, starke Country-Einflüsse ankündigen und letztlich ein belanglos-gleichklingendes Album wie "Lost highway" veröffentlichen, schnürt John Rzeznik keine falschen Heucheleien in leere Worthülsen.
Rzeznik reagiert genervt, wenn sich Interviewer bei ihm nach einer neuen Platte erkundigen. Vor allen Dingen bei der Frage nach dem Unterschied zum vorangegangenen Werk. Seine Antwort: Lyrisch wie musikalisch versuche die Band IMMER von Platte zu Platte besser zu werden. Von dem Radius, in dem sich seine Band bewegt, spricht er nicht. Der melancholische Soft-Rock ist zu einer Art Band-Manifest gewachsen. Und das beinhaltet eben einen geringen Spielrahmen. Es verwundert also kaum, in "Something for the rest of us" erneut ein vertontes Sparbuch zu hören. Selbst Bassist Robby Takac singt mal wieder. Das klappte allerdings schon mal besser. Seine Stimme, die manchmal nach einer unsanften Begegnung mit einer Saftpresse klingt, posiert bei der hymnenhaften Rocknummer "Now I hear" und zieht die schwache Nummer "Say you're free" in Meeresbodennähe.
"Hey anybody in this world / Can you talk to me awhile", singt Rzeznik in "Nothing is real" und "Hey ya hey ya / You're the one that I want" in "Hey ya". Mit viel Phantasie ließe sich Bodenständigkeit und Unprätentiosität hinein interpretieren, was der Band mit Sicherheit nicht ungelegen käme. Denn eigentlich wollen sich die Goo Goo Dolls mit ihrem neunten regulären Studioalbum an die Menschen richten, die sich tagtäglich in der Wirtschaftskrise behaupten müssen. Rzeznik thematisiert deshalb häufig Leere und Einsamkeit, aber auch Verluste und Rückhalte: "You know you heal these empty days / And it's all because you take me as I am." Auf dem gespannten Seil gratwandeln die Goo Goo Dolls mittlerweile durch fast ein Viertel-Jahrhundert Bandgeschichte.
Das Problem: Wenn man sich schon nicht weiterentwickelt, sollte man nicht den Vorwurf rechtfertigen, schon bessere Songs geschrieben zu haben. Zur linken Hand sind hier Matchbox-Twenty-B-Seiten wie das erwähnte "Nothing is real" oder platte Peinlichkeiten à la "Say you're free", zu ihrer rechten kämpfen "As I am", "Still your song" und selbst "One night" für das Band-Manifest. "Was macht eigentlich Baby Melancholie mit einer Überdosis Zeit", fragte einst die Hansen Band. Gisbert Zu Knyphausen empfahl ihr, sich ins Knie zu ficken. Die Antwort ist, sie hat sich schlicht dazu entschieden Mitglied bei den Goo Goo Dolls zu werden. Jetzt, hier, für immer.
Highlights
- As I am
- Still your song
Tracklist
- Sweetest lie
- As I am
- Home
- Notbroken
- One night
- Nothing is real
- Now I hear
- Still your song
- Something for the rest of us
- Say you're free
- Hey ya
- Soldier
Gesamtspielzeit: 48:25 min.
Referenzen
Gin Blossoms; Nine Days; Vertical Horizon; Daughtry; The Replacements; Paul Westerberg; Bon Jovi; Matchbox Twenty; The Hooters; Del Amitri; Buffalo Tom; Lifehouse; The Calling; Third Eye Blind; Dishwalla; Powderfinger; Radioroad West; Deep Blue Something; Bryan Adams; Scouting For Girls; The Last Goodnight; 3 Doors Down; Oleander; Tonic; Scorpions; Graham Colton Band; Train; Counting Crows; Gary; Fastball; Wheat; Barenaked Ladies; Collective Soul; Our Lady Peace; Something for Kate; Carolina Liar; Rooney; Orson; One Republic; The Script; The Wallflowers
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