Best Coast - Crazy for you

Cooperative / Universal
VÖ: 20.08.2010
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Pack die Badehose ein
2010 könnte als das Jahr des gepflegten Surf-Pop in die Musikgeschichte eingehen. Dabei nimmt dieses Quasi-Revival sehr plurale Formen an: Auf der einen Seite melancholische Schwelger wie The Drums, die auch vor 80er-Klängen nicht Halt machen, andererseits fuzzverliebte Drängelpopbands wie Surfer Blood oder Wavves. Zur zweiten Gattung gehören auch Best Coast, ein Trio von der amerikanischen Westküste, das mit "Crazy for you" eines der sonnendurchflutetsten Alben des Jahres aufgenommen hat. Wie so viele Veröffentlichungen dieses Metiers dauert auch diese Platte nur knapp über eine halbe Stunde und eignet sich so vortrefflich für die Fahrt zum nächstgelegenen Badestrand.
Dabei nur konsequent: Der Hörer sollte keinesfalls den kapitalen Fehler begehen und sich auf die Texte stürzen, denn diese behandeln lediglich Tagebuchthemen - Boys'n'Girls und sämtliche Gelüste zwischen ebenjenen Geschlechtern. Wer sich weiterbilden oder sich auf hohem Niveau unterhalten fühlen möchte, sollte also an dieser Stelle abbrechen und sein Geld lieber in ein gutes Buch investieren. Best Coast hingegen sind Motoröl für die Libido: Beschwingt huscht ihr leicht noisiger Garage-Pop mit seinen fluffigen Sommermelodien durch den Raum und zaubert dabei immer mindestens ein Lächeln auf die sonnenbesprossten Gesichter.
Das Album beginnt direkt mit zwei der hartnäckigsten Ohrwürmern des Jahres: Das atemlose "Boyfriend" und der Titeltrack brauchen nur gut vier Minuten, um den Hörer an die Hand zu nehmen und in eine Welt aus Sand, Sonne und Wellen, Mädchen in knappen Bikinis, VW-Bussen und Cocktails zu führen. Der gewöhnliche Alltagsfrust muss draußen bleiben, die einzig erlaubten Sorgen hier sind der Liebeskummer und die Frage nach der richtigen Badebekleidung. Besonders schön, weil über alle Maßen simpel gehalten, ist der rollende Surf-Twang von "When the sun don't shine" oder die leicht dreckige Atmosphäre des besten Stücks der Platte, "Bratty B", das äußerst subversive Themen auf die Agenda setzt: "I'm sorry I lost your favourite t-shirt / I'll buy you a new one, a better one." Diese Band kann vielleicht keine Leben retten oder Mägen füllen, aber eine praktische Lösung für ihre Probleme liefern sie immerhin gleich mit.
"Crazy for you" ist ein kurzweiliges, naives Album, das in Unschuld badet, es aber faustdick hinter den Ohren hat. In der Riege der Surf-Pop-Bands reiten Best Coast die Welle der Frivolität, auch wenn ihre Songs eher frech und vorlaut als clever daherkommen. Das besonders schön in der Düsternis tappende "Honey" zeigt auf, wie Best Coast klingen könnten, wenn das Euphorie-Pedal nicht ganz durchgetreten wird, und offenbart damit auch, dass diese Band mehr beherrscht als die in der ganzen Packung vielleicht etwas eintönigen Noisepop-Nummern. Sei's drum. Dieses Debüt will mit seinem 60s-Surf-Sound den Spätsommer versüßen, und dazu ist es definitiv in der Lage. Speziell 2010, im Jahr des Surfbretts.
Highlights
- Crazy for you
- Bratty B
- Honey
Tracklist
- Boyfriend
- Crazy for you
- The end
- Goodbye
- Summer mood
- Our deal
- I want to
- When the sun don't shine
- Bratty B
- Honey
- Happy
- Each and everyday
Gesamtspielzeit: 31:32 min.
Referenzen
Dum Dum Girls; Beach Fossils; Wavves; Vivian Girls; Male Bonding; Real Estate; Sleigh Bells; Washed Out; Beach House; Happy Birthday; Surfer Blood; Cloud Nothings; Girls; Julian Lynch; Woods; Women; Zola Jesus; Black Tambourine; Ganglians; Avi Buffalo; Titus Andronicus; Ariel Pink's Haunted Graffiti; Ducktails; Kurt Vile; Neon Indian; Times New Viking; Crystal Stilts; Pavement; The Microphones; Jay Reatard; Grizzly Bear; Mount Eerie; Dr. Dog; The Magnetic Fields; Silver Jews; Guided By Voices; Neutral Milk Hotel; Sebadoh; Casiotone For The Painfully Alone; The Unicorns; The Raveonettes; Phosphorescent; Someone Still Loves You Boris Yeltsin; The Thermals; Archers Of Loaf; Islands; Superchunk; Wild Nothing; Harlem; Toro Y Moi; Here We Go Magic; No Age; Japandroids; Active Child; High Places; The Morning Benders; Tame Impala; The Drums; The Beach Boys; Brian Wilson; Dennis Wilson; The Byrds; The Zombies; The Monkees; Van Dyke Parks
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