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Kim Wilde - Come out and play

Kim Wilde- Come out and play

Columbia / Sony
VÖ: 27.08.2010

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Irgendwie irgendwas irgendwann

So manches Mal, wenn ein besonders schönes Kind das Blickfeld streift, stellt sich schon die Frage, wie es denn wohl dreißig Jahre später ausschauen mag? Wird die Nase noch dieselbe sein? Bei so manchem Prominenten lassen sich die Verwandlungen, ob gott- oder menschengemacht, anhand der Klatschpresse ja quasi on screen verfolgen und mit den eigenen Veränderungen vergleichen. Aber genügend Leute geraten auch einfach so aus den Augen und dem Sinn. In einem lichten Moment heißt es dann lediglich: "Mensch, was die wohl heute macht?" Und vor allem: "Wie sieht das denn aus?"

Kim Wilde, die in den 80ern nicht nur was fürs Pop-Ohr, sondern auch was fürs Auge tat, hat fast das Übliche gemacht: eine Familie gegründet, sich als Gärtnerin mit Buch und Fernsehshow profiliert und ab und an eine belanglose musikalische Grußkarte geschickt. Hier könnte der kleine Nostalgie-Ausflug auch schon beendet sein, wenn mit "Come out and play" nicht ein neues Album ins Haus geschneit wäre. Zuerst die gute Nachricht: Diesmal war nicht wieder Nenas Feld- und Wiesenproduzent verantwortlich wie noch beim 2006er-Album "Never say never", sondern unter anderem Wildes Bruder Ricki, der vor langer Zeit für einen stattlichen Teil der Hits sorgte. Ob es dann auch an ihm liegt, dass "Come out and play" mitunter an alte Zeiten erinnert, sei dahingestellt. Denn nun kommt die schlechte Nachricht: Irgendwie war da früher irgendwas anders - interessanter vor allem. Sicher, auch in den 80ern klangen die Songs von Kim Wilde an den Oberfläche mitunter etwas weichgespült, aber eine gewisse Kratzbürstigkeit und Tiefe haben doch auch dazu beigetragen, dass ein Gutteil der alten Hits auch heute noch nicht sofort aus dem Formatlos-Radio gedreht wird.

Natürlich weiß "Come out and play" aber auch, was der Kalender tickt: Wenn die Gitarren mal ein weniger lauter werden, wird mittlerweile ein eingeschriener Hinweis "Electric guitar!" benötigt, damit das überhaupt noch auffällt. Der Opener "King of the world" ist das Äquivalent eines SUV-Mobils im Szeneviertel: Dick produziert und auf Hochglanz gestrigelt, bis man nicht mehr hinschauen mag. Geschweige denn hinhören. Wenn dann der tragende Hook von Depeche Modes "Personal Jesus" für "Hey! You!" stibitzt wird, ist das der interessante Farbtupfer in der Einheitsmusikmasse. Vollends misslungen ist hingegen die Idee, mit Nik Kershaw, dessen 80er-Erfolge keinerlei erwähnenswerten Nachrichten folgten, eine Ballade aufzunehmen: "Love conquers all" wäre in deutscher Übersetzung ein sicherer und schlimmer Kandidat für die Schlagerparade.

Ausgerechnet die Single "Lights down low" ist eines der wenigen Highlights, das zwar recht nah an Nenas modernen Vorlagen des letzten Albums ist, aber mit den Tempiwechseln und Keyboardpassagen noch am ehesten alte Ideen aufgreift. Und wenn man es schon nicht mehr erwartet, kommt mit "My wish is your command" noch einmal etwas Schwung in die Bude, bevor dem Album mit dem süßlichen, aber kurzen "Jessica" die Puste vollends ausgeht. An dieser Stelle sei daher ein Blick zum Sport empfohlen: Da weiß man schon lange, dass gegen mangelnde Fitness auf Dauer halt nur konstantes Training hilft. Beim Altern, beim Gärtnern. Und beim Musizieren.

(Holger Schauer)

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Highlights

  • Lights down low
  • Hey! You!
  • My wish is your command

Tracklist

  1. King of the world
  2. Lights down low
  3. Real life
  4. Greatest journey
  5. I want what i want
  6. Love conquers all
  7. Hey! You!
  8. Suicide
  9. This paranoia
  10. Loving you more
  11. Get out
  12. My wish is your command
  13. Jessica

Gesamtspielzeit: 42:29 min.

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