Bombay Bicycle Club - Flaws
Island / Universal
VÖ: 16.07.2010
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Vom Beckenrand
Etwas seltsam ist das ja schon. Da erscheint hierzulande erst Anfang des Jahres "I had the blues, but I shook them loose", das Debütalbum der Londonder Indie-Rocker Bombay Bicycle Club, und nun, sechs Monate später, blasen die vier jungen Burschen erneut zum Angriff. Den Strom hat ihnen vermutlich ein verärgerter Vermieter abgedreht, auf jeden Fall können sie der Steckdose kein Füncken "E" mehr entlocken. Bleiben die Gitarren eben ausgestöpselt. Akustischer Pop-Rock liegt schließlich hoch im Kurs, insbesondere in den wohlig-warmen Wonnemonaten. Und hey, das wäre doch gleichermaßen eine prima Möglichkeit, den bereits bekannten Schunkler "Dust on the ground" noch mal neu einzuspielen!
Wobei diese vermeintlich gewiefte Idee eher nach hinten los geht. Der Song, der einst einige Hummelfamilien im Po hatte, wird auf "Flaws" zu einer leidlich biederen Nummer im Akustik-Pop-Gewand. Zum Glück bleibt dieses Selbstzitat der einzige größere Ausrutscher auf dem Zweitwerk des Bombay Bicycle Clubs. Das Gros der restlichen zehn Stücke versprüht den lieblichen Flair einer Brise Nordseeluft im tropisch-deutschen Hochsommer. Natürlich ist "Flaws" in den seltensten Fällen ein Werk höchstkreativer Gesinnung, aber Songs wie der spitzfindig losrollende Opener "Rinse me down" finden den richtigen Drive, um den Hörer hinterrücks vom Beckenrand ins kühle Nass zu stoßen.
Das im Parfüm der Verflossenen gegerbte "Leaving blues" wird circa mit der zittrigen Stimme eines Conor Oberst vorgetragen, gemütlich knistert es im Hintergrund: Man darf sich auf dieser Platte eingeladen fühlen. Dabei ist "Flaws" selten richtig spannend oder aufregend. Das Aufgekratztsein überlassen Bombay Bicycle Club anderen, hipperen, verspulteren Bands. Sie spielen Cat-Stevens-Songs für die Zweisamkeit im dritten Jahrtausend. Watteweiche Pop-Lieder, verführerisch langweilig: Musik, die insbesondere die Anwesenheit junger Frauen genießt. Und das ist ja nicht immer das Schlechteste.
"Flaws" ist die kleine, schüchterne Schwester des Debüts "I had the blues, but I shook them loose", covert mal nebenbei Joanna Newsoms Geisterstadt-Fantasien und gefällt sich in der zerbrechlichen Pose. Die Songs huschen an einem vorbei wie Schatten anderer Menschen in fernen Städten, an überfüllten Bahnhöfen. Diese entwaffnende Harmlosigkeit kann als sympathischer Gegenentwurf zu den größenwahnsinnigen Klang- und Raumexkursionen anderer junger Bands verstanden werden. Oder, um mit den Dirty Projectors zu sprechen: Stillness is the move.
Highlights
- Rinse me down
- Ivy & gold
- Leaving blues
Tracklist
- Rinse me down
- Many ways
- Dust on the ground
- Ivy & gold
- Leaving blues
- Fairytale lullaby
- Word by word
- Jewel
- My god
- Flaws
- Swansea
Gesamtspielzeit: 33:56 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Hogi |
2011-03-07 21:16:13 Uhr
yepp, Ivy & Gold ist toll. |
diggo |
2011-03-07 20:07:40 Uhr
Ivy & Gold - einfach nur grossartig! |
jo |
2011-03-07 15:40:43 Uhr
War ein schönes Album - auch wenn ich es nicht wirklich als reguläres zweites Album ansehe... Wurde auch vor der Veröffentlichung immer nur als Akustik-Album präsentiert.Der Titeltrack ist aber für mich auch das klare Highlight. |
Koe |
2011-03-07 12:28:53 Uhr
Hab gerade dieses Video entdeckt, und bin geschockt von seiner Schoenheit.Wow. Album kenn ich noch nicht. Flaws: http://www.youtube.com/watch?v=W5LG1ZMIu6M |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
The Maccabees; Good Shoes; Two Door Cinema Club; Foals; Mystery Jets; Darwin Deez; Cajun Dance Party; The Drums; Pull Tiger Tail; The Cribs; Jack Peñate; Tokyo Police Club; Johnny Foreigner; Look See Proof; Lightspeed Champion; The Rumble Strips; Mumm-Ra; The Sunshine Underground; The Futureheads; Beat! Beat! Beat!; Johnny Flynn; Eight Legs; Mumford & Sons; Noah And The Whale; Born Ruffians; Arctic Monkeys; Shout Out Louds; I Am Kloot; The Coral; The Last Shadow Puppets; The Rascals; Frightened Rabbit; Peter Doherty; Get Cape. Wear Cape. Fly; The Magic Numbers; Little Man Tate; The Kooks; The Zutons; The Strokes; Five O'Clock Heroes; The Wave Pictures; Albert Hammond Jr.; The Airborne Toxic Event; Athlete; The Soft Pack; 1990s; The Thrills; Graham Coxon; Nada Surf; Ok Go; Conor Oberst; Joanna Newsom; Cat Stevens; Yusuf Islam; Nick Drake; Kings Of Convenience
Bestellen bei Amazon
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Plattentests.de-Forum
- Bombay Bicycle Club - My big day (22 Beiträge / Letzter am 29.11.2023 - 15:25 Uhr)
- Bombay Bicycle Club - So Long, See You Tomorrow (8 Beiträge / Letzter am 26.01.2020 - 17:36 Uhr)
- Bombay Bicycle Club - Everything else has gone wrong (72 Beiträge / Letzter am 17.01.2020 - 15:14 Uhr)
- Bombay Bicycle Club - I had the blues, but I shook them loose (142 Beiträge / Letzter am 18.01.2019 - 14:35 Uhr)
- Bombay Bicycle Club - A different fix (11 Beiträge / Letzter am 31.10.2012 - 10:11 Uhr)
- Bombay Bicycle Club - Flaws (4 Beiträge / Letzter am 07.03.2011 - 21:16 Uhr)