Pernice Brothers - Goodbye, killer
One Little Indian / Rough Trade
VÖ: 18.06.2010
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Die gute Güte
Am Ende des 17. Jahrhunderts kamen ein paar sehr schlaue Köpfe auf die Idee, dass diese Welt die beste aller möglichen sei. Schon damals fand diese Idee reichlich Kritiker. Doch ab und an finden sich heute auch noch Menschen, die einem diese Utopie glaubhaft vermitteln möchten. Joe Pernice, sein Bruder Bob und die weiteren Musiker, die sich hinter dem Namen Pernice Brothers verbergen, gehören scheinbar zu eben jenen Träumern. Auf ihrem mittlerweile sechsten Studioalbum, das nach vier Jahren Funkstille erscheint, wird der naive Chamberpop mit Indie-Einschlag voll bedient. Die Gitarren schrammeln freudig vor sich hin, der Gesang schmeichelt, wo er nur kann, und der Rhythmus lädt zum Schunkeln ein. Ok, das muss natürlich nicht bedeuten, dass hier jemand die Welt für ein Meer aus Wohlklang und Liebe hält, aber die Naivität tropft nur so aus Stücken wie "We love the stage". Melancholie wird so zum Zweck, den es braucht, um den Boden am Ende wieder zu busseln.
Den Schmerz aus "The loving kind" wird jeder nachvollziehen können und gerne mitfühlen. Charmant klimpert das Klavier in die Karre. Dazu schmusen ein paar Gitarren im Hintergrund ein paar Kätzchen, und eine Orgel schwillt ein wenig im Hintergrund. Alles nett, alles harmonisch, alles im gleichen Tempo. Aufregung kennen Songs wie "Bechamel" nicht, sondern nur ihre eigene Sonnigkeit. Da kann selbst "Jacqueline Susann" kaum gegenlenken, auch wenn die Pernice Brothers hier mal das Tempo anzuziehen versuchen. Nützt aber nichts, wenn das Stück dann doch wieder vom Country-Esprit eingeholt wird. Wer sich auf diese dichte Atmosphäre einlassen will und kann, wird sicher seine Freude an den kleinen Melodien haben, die sich auf "Goodbye, killer" finden. Gerade der Titeltrack und das folgende "The great depression" reichen mit einem verschmitzten Lächeln warme Milch mit Honig. "I never wanna die" - das Leben ist hier in jeder Ecke unaufgeregt schön.
In knapp einer halben Stunde kann es kaum harmloser zugehen. Doch darüber kommen die Pernice Brothers hier nie hinaus. Es gibt an "Goodbye, killer" nichts zu hassen, aber auch nichts zu lieben. Obwohl sich die Stimmen einschmeicheln, obwohl die Gitarren den schlaksigsten Folkrock geben: Es fehlen ein paar Kanten, die das "fucking" zu den "flowers" besorgen. Erst in den Momenten, in denen sich die Naivität nicht türmt, die Melodieversessenheit gezügelt wird, und alles von sich geschmissen wird wie in "The end of faith", zeigt sich die Stärke, die unter diesen Oberflächen liegt. Das ist nicht die beste aller möglichen Welten, aber ein kleiner Augenblick auf einem großen blauen Planeten, der durch das endlose Nichts seine Bahnen dreht. Ist doch auch etwas.
Highlights
- The great depression
- The end of faith
Tracklist
- Bechamel
- Jacqueline Susann
- We love the stage
- The loving kind
- Something for you
- Goodbye, killer
- The great depression
- Newport news
- Fucking and flowers
- The end of faith
Gesamtspielzeit: 32:05 min.
Referenzen
Teenage Fanclub; The Minus 5; Matthew Sweet; The Go-Betweens; Beulah; Guster; Chamber Strings; Wilco; R.E.M.; Elvis Costello; The Electric Soft Parade; The Amazing Pilots; Micah P. Hinson; Jason Falkner; Paul Kelly; The Posies; The Replacements; The Stands; The Lucksmiths; The Long Winters; Field Music; Luna; The Clientele; The Czars; American Music Club; The Rosebuds; Josh Rouse
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