Lissie - Catching a tiger

Columbia / Sony
VÖ: 06.08.2010
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Es ist einfach Folkmusik
Eigentlich ist eine Musikerin wie Elisabeth Maurus eine wahre Wohltat. Selten illustrierte jemand das Adjektiv "authentisch" besser als die Blondine aus Rock Island, Illinois. Denn wo andere angehende Popstars ihre Jugend mit Personal Trainer und schweißtreibendem Body-Workout vergeuden, um später die einstudierten Moves zur Konservenmusik auf der Bühne auch überzeugend darbieten zu können, hat Maurus einfach Songs geschrieben und nebenbei studiert. Und dabei offenbar keine Veranlassung gesehen, um des Erfolgs Willen das Dummchen zu spielen. Nicht mal einen hippen Künstlernamen wollte sie sich zulegen, ihr Spitzname musste reichen. Vielleicht hat Miss Maurus ja gewusst, dass ihre Lieder stark genug sind, um für sich selbst zu sprechen.
Nach der Zeit an der Uni ging Lissies Karriere jedenfalls erst richtig los. Niemand Geringeres als Lenny Kravitz lud die Amerikanerin als Support auf seine "Love Revolution Tour" ein, nachdem er sich auf MySpace von ihren Qualitäten überzeugt hatte. Nach zwei EPs mit rockigen Folksongs folgt nun das komplette Album, das ihrer unkonventionellen Karriere weiteren Auftrieb verschaffen dürfte. Denn "Catching a tiger" zeigt deutlich, dass die Singer/Songwriterin früher oder später ihre Nische als rauheres Gegenstück zu Amy Macdonald finden wird. Die Songs dafür sind jedenfalls vorhanden.
"Record collector" etwa, ein Schunkler, der das Album perfekt eröffnet. Lissies aussdrucksstarke Stimme legt sich über ein bombensicheres Fundament aus Akustik- und E-Gitarren, Schlagzeug und Bass. Zudem hebt ihr unbestreitbares Talent für Melodien und Arrangements nicht nur diesen Song über den Durchschnitt - was Lissie anpackt, geht fast immer gut. Mal gibt es leichte Ausflüge in Richtung Country und Americana wie bei "When I'm alone" und "Little lovin'", an anderer Stelle brechen Songs wie das knackige "Loosen the knot" und die Single "In sleep" mit ihrem Mark-Knopfler-Gedächtnissolo in waschechte Rockgefilde aus. Aufgesetzt oder gar gekünstelt wirkt dabei nichts.
Auch die unvermeidlichen ruhigen Momente gehen vollkommen in Ordnung - mit "Bully" hat Lissie gar eine absolut tolle Klavierballade im Gepäck, die es auf so manche Mix-CD Marke Eigenbau schaffen dürfte, mit der verliebte Jungs der Angebetenen ihre softe Seite offenbaren wollen. "Catching a tiger" ist ein ebenso stilsicheres wie hochklassiges Debütalbum geworden, das zu überbieten Lissie demnächst vermutlich ihre Probleme haben wird. Aber warum in die Zukunft schauen? Wünschen wir ihr statt dessen einfach den verdienten Erfolg im Hier und Jetzt. "I will be found", wie sie selbst in "Look away" versichert. Und bei so einem gelungenen Album wäre es eine Schande, wenn es anders käme.
Highlights
- Record collector
- In sleep
- Bully
- Loosen the knot
- Worried about
Tracklist
- Record collector
- When I'm alone
- In sleep
- Bully
- Little lovin'
- Stranger
- Loosen the knot
- Cuckoo
- Everywhere I go
- Worried about
- Look away
- Oh Mississippi
Gesamtspielzeit: 47:10 min.
Referenzen
Amy Macdonald; Laura Marling; Holly Miranda; Laura Veirs; Marina & The Diamonds; Bon Iver; Laura Gibson; Jenny Owen Youngs; Emmy The Great; Peter Doherty; KT Tunstall; Michelle Branch; Natalie Merchant; Nerina Pallot; Kimya Dawson; Colbie Caillat; Paula Hayes; Heather Nova; Gemma Hayes; A Fine Frenzy; Ingrid Michaelson; Marit Larsen; Aura Dione; Ane Brun; Duffy; Ellie Goulding; Joan Osborne; Amanda Marshall; Beth Orton
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