Paul James Berry - Ginnel

Supermusic / TIS
VÖ: 21.08.2000
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Eindringliche Düsternis
"This is the last day on Earth" - Die Apokalypse naht und nichts kann sie abwenden. Die Welt verabschiedet sich schon einmal mit ein oder zwei Tränen im Knopfloch, während Paul James Berry sich seine Gitarre schnappt und in genau diese Tränen sein Requiem münden läßt. Und wo wir schon bei höllischen Aussichten sind, wird sicherlich auch die Frage erlaubt sein, wer zur Hölle dieser Paul James Berry überhaupt ist. Der ehemalige Kopf der dunkelwelligen Kultband Rose Of Avalanche ist ein musikalischer Herumtreiber. Nach seinem "vie en rose" zog es ihn hinaus auf all die dreckigen Bühnen einer Welt, die sich stets als unfreundlicher Ort erwies. Da darf man auch schon mal den Blues kriegen...
"Into the darkness" - Finster sind die Geschichten, die Berry uns zu Schrammelgitarre und Drumcomputer bietet allemal. Gelegentlich kommentieren rostige Synthesizer das Geschehen. Modern will man hier gar nicht klingen. Wozu auch? Die Welt geht doch sowieso bald unter. Wenigstens findet sich Berry in guter Geistesverwandtschaft. Als hätten Nick Cave und Peter Murphy (Bauhaus) gemeinsam Moritaten geschrieben und dabei ein paar verlorene Kabel so geschickt verknotet, daß die düstere Stimmung von sintflutlicher Elektronik noch verdunkelt wird. Letztlich sitzt aber dann doch nur Berry alleine und schmachtet seine traurigen Hymnen von verlorener Hoffnung und vergeblicher Liebe in die vermutlich letzte Nacht. "It's not rock and roll / But it's proud"
"He woke up in a dark, dark mood" - Ein simpler Singer/Songwriter will dieser Bänkelsänger nicht sein, auch wenn sein Gitarrenspiel gelegentlich genau aus dieser Ecke herrührt. Den Dylan hat er ja schon irgendwo im Blut, mögen auch sporadische Beats und Pluckereien fast schon tanzbar erscheinen. Wenn man auch neben Berrys Klagen das letzte laute Jaulen der Gitarre vermißt, verkünden die Songs nicht nur in stilleren Momenten das Ende der Zeiten. Hier übernimmt die Gänsehaut die Kontrolle. In "The haunted tune of the bugle player" erzählt Berry zu immer verzweifelteren Klängen vom alles verzehrenden Feuer, dem sich nicht einmal die Liebe entgegen stellen kann. Wenigstens lindern gehaltene Hände den Schmerz. Ein Abschied voller Sehnsucht, Verzweiflung und Leidenschaft. "And the curtain falls / The piano dies"
Highlights
- Looking
- The haunted tune of the bugle player
- X-factor
Tracklist
- Rats' tail
- Looking
- The haunted tune of the bugle player
- Independent land
- X-factor
- The magenta flag
- The velvet ground
- Windermere
- Fierce eyes
- Victoria cross
- Yellowman
Gesamtspielzeit: 51:06 min.
Referenzen
The Rose Of Avalanche; Phil Shöenfelt; Nick Cave & The Bad Seeds; The Birthday Party; Bauhaus; Peter Murphy; (Smog); Stan Ridgeway; Sixteen Horsepower; Rich Hopkins; New Model Army; Madrugada; Tindersticks; The The; The Church; The Mission; OP8; Nikki Sudden; Daniel Lanois; Willard Grant Conspiracy; The Black Heart Procession
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