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Wolf Parade - Expo 86

Wolf Parade- Expo 86

Sub Pop / Cargo
VÖ: 02.07.2010

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Pavillon Pop

Es geschah vor über 20 Jahren, als der Begriff "Expo" noch nicht synonym mit vor Pavillons urinierenden Prinzen und in Rekordzeit aus dem Boden gestampften Protzbauten war: Auf der Weltausstellung 1986 in Vancouver liefen sich im zarten Alter von nicht einmal zehn Jahren die kleinen Racker Spencer Krug und Dan Boeckner über den Weg und verständigten sich darauf, später einmal eine Band zu gründen. Dass sie selbst zu einer großen Nummer der heimischen Indie-Ausstellung werden würden, ahnten sie da noch nicht. Protegiert und produziert von Modest Mouses Isaac Brock, gern gesehene Gäste im Studio von Arcade Fire, deren früherer Drummer Howard Bilerman für "Expo 86" hinter den Reglern saß - und mit Dante DeCaro spielt inzwischen gar ein ehemaliges Mitglied von Hot Hot Heat Gitarre.

Doch auch zuvor wussten Wolf Parade schon stets die auf links gezogene Psychedelia und die kühl klirrende Elektronik zu versöhnen, mit denen sich Krugs und Boeckners Nebenprojekte meist zwischen die unregelmäßig angeordneten Stühle des Indie-Rock zu setzen pflegen. Denn wenn die beiden jeder für sich ihre Songs schreiben und dann in den großen Bandtopf werfen, lösen sich die Grenzen auf, werden verquere Strukturen und quietschende Keyboards eins mit schwer pumpendem Schlagzeug und kehlig zwischen Jenseitigkeit und Sehnsucht pendelnden Stimmen. Für die komplexen Songs von "Expo 86" bleibt Popmusik zwar ein relativer Begriff, doch Wolf Parade durchschreiten auch die heruntergebrochenen Talsohlen ihrer Musik genauso zielstrebig wie die rockig lospolternden Passagen.

"Cloud shadow on the mountain" nimmt direkt zu Beginn mächtig Fahrt auf: Die Riffs grundieren knirschig, die Elektronik spielt muntere Melodien, der Gesang stellt sie aufgekratzt nach. Der Beat des vorzüglichen "What did my lover say? (It always had to go this way)" groovt und schmatzt wohlig, Gitarren schrauben sich in bedrohlichen Kurven empor, während sich Krug chronisch zweifelnd einredet, dass die Gedanken frei sind: "I don't think I should be sorry / For things I do in dreams." Boeckner legt das mitunter verbreakt rotierende "Little golden age" nach und laviert sich bei "Ghost pressure" durch einen Tastendschungel, in dem Sixties-Georgel und Keyboardsirenen aus den Achtzigern zu einem fantastischen Song zusammenwuchern.

"Expo 86" bekommt so genau die Portion Pop mit, die dem wilden Gewusel von Sunset Rubdown und dem mutwilligen Monotoniefrost von Handsome Furs mitunter abgeht. "Pobody's nerfect" leistet sich neben einem grenzdebilen Wortspiel auch einen ungehobelten, sich in Stoner-Nähe herumdrückenden Hackbeat, und "Cave-o-sapien" gemahnt sogar an die kurzlebige Spielart Rural Rock, die allenfalls noch Fans von Big Country ein Begriff sein wird. Und hat das Quartett das Album schließlich unter einem lärmigen Haufen Gitarrenchaos beerdigt, ist die Prophezeiung von vor über 20 Jahren erfüllt. Damals waren sie staunende Jungs - heute sind sie ihre eigene Leistungsschau. Und vor der kann man ruhig einmal eine knappe Stunde stehen bleiben. Es darf sogar getanzt werden.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Cloud shadow on the mountain
  • What did my lover say? (It always had to go this way)
  • Little golden age
  • Ghost pressure

Tracklist

  1. Cloud shadow on the mountain
  2. Palm road
  3. What did my lover say? (It always had to go this way)
  4. Little golden age
  5. In the direction of the moon
  6. Ghost pressure
  7. Pobody's nerfect
  8. Two men in new tuxedos
  9. Oh you, old thing
  10. Yulia
  11. Cave-o-sapien

Gesamtspielzeit: 55:37 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Pure_Massacre
2010-11-30 10:40:33 Uhr
"Indefinite hiatus".

Eine Pause kann eventuell nicht schaden. Die Expo fand ich letztendlich eher enttäuschend.
Confusius
2010-08-04 20:18:02 Uhr
In "Cloud shadow on the mountain" findet sich doch tatsächlich eine Melodie von "A question of time" (Depeche Mode). Da der DM-Song Baujahr 1986 ist, glaub ich nicht unbedingt an einen Zufall.
Deaf
2010-07-23 23:57:30 Uhr
Leider wirklich nicht gut geworden. Vor allem keine neuen Ideen mehr - die werden wohl fuer die Soloprojekte aufgespart...
retro
2010-07-08 09:39:28 Uhr
die neue ist definitv die schwächste bisher. auch bei pitchfork:

apologies 9.2
mount zoomer 7.7
expo 7.5
The Triumph of Our Tired Eyes
2010-07-07 14:01:57 Uhr
Mehr als nett ist das nicht geworden. Obwohl ich ja schon das Debüt für überbewertet hielt.
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