James Yuill - Movement in a storm
Moshi Moshi / Coop / Universal
VÖ: 18.06.2010
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
Die kleinen Fehler
"Gott, ist der unprofessionell!", sagen die einen. Nein, er hat gerade mehr Sympathiepunkte gesammelt, als Platz ist auf der Payback-Karte einer schwäbischen Familie. Findet der Rezensent. Als James Yuill kurz nach seiner Veröffentlichung des viel zu wenig beachteten "Turning down water for air" in Köln auf die Bühne geht, macht er Fehler - und damit alles richtig. Der Mann, der aussieht wie ein älterer Oxford-Student mit Vorlieben für Mathematik, gibt nach der ersten Zugabe zögerlich beschämt zu, nicht mehr Songs im Repertoire zu haben. Fast schon verlegen bietet er einen Remix an, haut ein Beatgewitter der Marke Justice raus und räumt abschließend ein, dass er sein eigener Merchandise-Stand sei, die extra mitgebrachten T-Shirts aber im Hotel habe liegen lassen.
Ein Geschäft hat er an diesem Tag nicht gemacht, ist aber dank weiterer rund 100 Konzerte auf der ganzen Welt im selbigen geblieben. Inzwischen ist Yuill routinierter und hat mit "Movement in a storm" auch mehr Songs auf der Pfanne. Der Folktroniker und Laptopfolker hat die Platte wieder in seinem Schlafzimmer eingespielt, lediglich für das Mastering mietete er sich in einem Studio ein. Das Yuill-Spektrum lässt sich ganz gut an den Songs "My fears" und "Foreign shore" definieren. Während ersterer nach und nach in Elektrobasteleien mit Drum'n'Bass-Gedenkbeats unter einer Rave-Markise verschwindet, flechtet "Foreign shore" eher calypsoartige Orgelklänge ein und steht die restliche Zeit unverwundbar in seinem Singer-Songwriter-Korsett, die Akustikklampfe fest in der Hand.
Yuills Stärke liegt aber darin, beide Seiten zu einen, ohne es einer misslungenen Bastelstunde gleichen zu lassen. "On your own" ist das vertonte Glitzern von Wasserperlen in der Sommersonne. Yuill nutzt immer wieder die Sprache der Natur mit der Gewissheit, wie trefflich seine Musik saisonale und stimmungsvolle Szenarien und Schauplätze umgarnt. "You discover the rainbow / With me / Why you crying for Caesar / Why you crying for Hollywood", singt erl in "Crying for Hollywood". "First in line" beschäftigt sich sogar mit dem Leben eines Blattes im Herbst. "Sing me a song" erlaubt sich, Janet Jacksons "Someone to call my lover" zu zitieren, und "Wild goose at night" verzichtet bis auf vereinzelte Lautmalereien auf jedwede Form von Gesang. "Taller son" gleitet zwar sanft davon, macht aber deutlich, dass "Movement in a storm" verglichen mit seinem Vorgänger an Melodien eingebüßt hat. An mehr nicht. Für das kommende Album wird Yuill sicher wieder welche finden, im Club oder auf dem Sonnendeck.
Highlights
- First in line
- Foreign shore
- On your own
Tracklist
- Give you away
- Crying for Hollywood
- First in line
- Foreign shore
- On your own
- Sing me a song
- My fears
- Wild goose at night
- Ray gun
- Taller son
Gesamtspielzeit: 41:48 min.
Referenzen
Tunng; Bibio; Get Cape. Wear Cape. Fly; Erlend Øye; The Whitest Boy Alive; The Books; José González; The Postal Service; Ellie Goulding; Lykke Li; Patrick Wolf; King Creosote; Jónsi; The Album Leaf; Lucky Dragons; High Places; Efterklang; Caribou; Four Tet; Jeremy Warmsley; The Microphones; Volcano Choir; The Beta Band; Air; Phoenix; Hot Chip; Roman Fischer; Chin Chin; Baths; Owl City; Swimming With Dolphins; Delphic; Two Door Cinema Club; Nick Drake
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