Donkeyboy - Caught in a life

Warner
VÖ: 02.07.2010
Unsere Bewertung: 3/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10

Fantastisch plastisch
Morten Harket kann sich warm anziehen. Da tut man einmal einer jungen Nachwuchsband aus dem Heimatland mit erstem Hit einen Gefallen, nimmt sie mit auf große Tour und beschert ihr dadurch einige weitere Erfolge in Norwegen - schon hat die Presse die legitimen Nachfolger für A-Ha gefunden. Hätte Harket geahnt, was für eine Natter er da an der Brust seiner eigenen Band nährt, er hätte wahrscheinlich eine andere Wahl für den Support getroffen. Doch nun ist das Kind in den Brunnen gefallen und Donkeyboy seit gut einem Jahr das dickste Ding bei den Untertanen von Mette und Haakon.
Warum "Ambitions" und "Sometimes" Nummer-1-Hits waren, lässt sich dann auch kaum erklären, ohne den musikalischen Geschmack eines ganzen Landes zu diskreditieren. Um es freundlich zu sagen: Das ist überwiegend ekelhaft schmieriger Achtziger-Jahre-Gute-Laune-Plingplang-Pop, in billigstes Plastik verpackt, mies produziert und dargeboten von fünf jungen Herren, die klingen, als hätten sie mehrere Portionen Helium zum Frühstück verputzt. Auch die nächsten Singles "Blade running" und "Awake" wurden in Norwegen groß abgefeiert, vom Erfolg dieses Albums ganz zu schweigen. Die Wege des Synthiepop-Herren sind manchmal eben unergründlich. Andererseits ist es auch skandinavischen Singlecharts seit jeher systemimmanent, dass sie Geschmacklosigkeiten am laufenden Band parat halten.
Aber diese dermaßen geballt auf ein Album zu packen, ist schon aller Ehren wert. So viel Konsequenz muss einfach belohnt werden. Denn es gibt sie tatsächlich, die beiden Lieder, die andeuten, dass mehr hinter Donkeyboy stecken könnte, als der weitestgehend leichtgewichtige Rest vermuten lässt. "Broke my eyes" streift das bunte Tralala-Kostümchen kurzzeitig ab, während im Song eine erfrischend melancholische Sehnsucht mitschwingt, die einen Vergleich mit A-Ha hier erstmals rechtfertigt. Auch wenn das Stück immer noch einer der schwächeren der Herren um Morten Harket wäre, ist es für "Caught in a life" allemal ein Lichtblick. Ebenso löst der abschließende Titeltrack endlich ein, was die lauten Stimmen aus Norwegen versprechen: einen Song, der die Grandezza und Elegie skandinavischer Popmusik wenigstens streift. Nur die ganz großen Refrains und Melodien sucht man weiterhin vergeblich.
Zudem belegen einige YouTube-Videos, in denen die Band auf das quietischige Achtziger-Instrumentarium verzichtet und einfach nur musiziert, dass sie es womöglich viel besser könnte, als die preisgünstige Produktion von "Caught in a life" zulässt. Aber Popstars mit Liedern für die Ewigkeit? Nein, das wird in diesem Leben sicherlich nichts. Und bitte vorerst keine Vergleiche mehr mit A-Ha oder ähnlichen Größen des Pop. Die haben nämlich etwas, was man bei Donkeyboy bis auf weiteres vermissen wird: eine Haltung und wirklich gute Songs.
Highlights
- Broke my eyes
- Caught in a life
Tracklist
- Stereolife
- Ambitions
- Awake
- Broke my eyes
- Sleep in silence
- Blade running
- Sometimes
- Promise kept
- We can't hide
- Caught in a life
Gesamtspielzeit: 36:37 min.
Referenzen
Scissor Sisters; The Ark; Bee Gees; Elton John; Mika; A-Ha; The Feeling; Under The Influence Of Giants; Pet Shop Boys; Village People; ABBA; Erasure; O-Zone; Haiducii; Goldfrapp; Robbie Williams; Kylie Minogue; Zoot Woman; Duran Duran; Frankie Goes To Hollywood; Timid Tiger; Guillemots; Cocteau Twins; The Beautiful South; The Hidden Cameras; The Darkness; George Michael; La Roux; Electric Six; New Order; David Bowie; Roxy Music; James Brown; Nick Straker Band; T-Rex; Das Pop
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- Donkeyboy - Caught in a life (4 Beiträge / Letzter am 30.07.2010 - 18:17 Uhr)