Male Bonding - Nothing hurts

Sub Pop / Cargo
VÖ: 14.05.2010
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Typisch Typen
Gleich und gleich gesellt sich gern. Das gilt besonders für das Geschlecht, das sich gern als die Herren der Schöpfung bezeichnet. Ob nun Vater und Sohn, die am Wochenende als ihr persönliches Jungsding zusammen Drachen steigen lassen, oder die unzertrennlichen Kumpels, die sich auf matschigen Rockfestivals ein Zelt teilen, in dem sie sich friedlich gegenseitig ins Gesicht furzen. Natürlich machen Männer auch zusammen Musik, die bitte etwas derber und krachiger sein darf. Bis die Damen zeternd das Weite suchen und beide Seiten für sich gesehen Recht haben. Und Male Bonding scheinen zunächst genau dieses Klischee zu bedienen.
Denn die drei Londoner tragen die Männerfreundschaft schon im Namen, plätten den Hörer auf ihrem Debüt mit aus allen Nähten platzendem, noisigem Punkrock und konnten sogar Sub Pop als europäische Band so von sich überzeugen, dass sie einen Vertrag angeboten bekamen. Nicht zuletzt aufgrund ihrer Touraktivitäten und einer Split-Single mit Vivian Girls. Genau, den drei Mädels, die mit ihrem bratenden Shitgaze-Inferno so ein Getöse veranstalten, dass sich auch scheinbar hartgesottene Jungs mit Ohrensausen abwenden. Womit die graue Geschlechtstheorie ad absurdum geführt wäre und man endlich ein paar ernste Worte über "Nothing hurts" verlieren kann, ein Album, dessen Titel nicht ganz unkommentiert stehenbleiben sollte.
Manchem wird es nämlich schon arg weh tun, was die feisten Drei in nicht einmal einer halben Stunde abfackeln. Lärmende Songminiaturen von überschaubarer Länge, durch die atemlose Drums, wieselflinke Leads und jede Menge verzerrter Gitarrenkrach hetzen - ein wenig subtiles, aber gnadenlos effektives Verständnis von Rockmusik, das man von Briten meist nicht erwartet. Eher von amerikanischen Vertretern des Genres, die den Zahnschmelz nicht erst aufbohren, sondern direkt in die Luft sprengen. Male Bonding beherrschen beides, kumpeln überfallartig mit "Year's not long" los, lassen eine Portion Surf in "Your contact" oder "Weird feelings" einfließen und drosseln nur selten Tempo und Distortion für die eine oder andere psychedelisch unscharfe Ballade.
"Franklin" zeigt das Trio gar als gemäßigte und richtig gute Songschreiber, die im Grunde auch nur ihre Ruhe haben wollen. Doch so etwas täuscht, denn wenig später lassen "T.U.F.F." oder die Single "Paradise vendors" wieder genausowenig einen Ziegelstein auf dem anderen wie der Coverdesigner. Wäre da nicht die jenseitig zwischen den Krachwänden pendelnde Stimme, die sich meist in einem selbstvergessenen Beach-Boys-Schwebezustand befindet - und sich damit überraschend gut ins ruppige Gehege von "Nothing hurts" einfügt. Worin letztlich auch das Geheimnis dieses simplen, aber hinreißenden Albums liegt: Male Bonding pflanzen Melodien in Raketentriebwerke und machen zwar Ernst, wollen aber Spaß. Typisch Typen eben. Und Typinnen.
Highlights
- Your contact
- Weird feelings
- Franklin
- Paradise vendors
Tracklist
- Year's not long
- All things this way
- Your contact
- Weird feelings
- Franklin
- Crooked scene
- T.U.F.F.
- Nothing remains
- Nothing used to hurt
- Pirate key
- Paradise vendors
- Pumpkin
- Worse to come
Gesamtspielzeit: 29:10 min.
Referenzen
Happy Birthday; No Age; Crocodiles; Wavves; Vivian Girls; The Drums; Graffiti Island; The Thermals; Dum Dum Girls; Women; Times New Viking; Dinosaur Jr.; Jay Reatard; Hüsker Dü; Buzzcocks; Blood Red Shoes; The Sea (UK); Band Of Skulls; Seafood; Abe Vigoda; Lovvers; Japandroids; NODZZZ; Ganglians; Psychedelic Horseshit; Titus Andronicus; Surfer Blood; PENS; Crystal Stilts; Girls; Deerhunter; Ariel Pink’s Haunted Graffiti; The Plot To Blow Up The Eiffel Tower; HEALTH; Japanther; Thee Oh Sees; Blunt Mechanic; Eat Skull; Pissed Jeans; Parts & Labor; Pixies; Tall Dwarfs; The Feelies; Flipper; Beat Happening; Superchunk; Guided By Voices; fIREHOSE; Minutemen; Pavement; Scratch Acid; Ramones; Angry Samoans; The Beach Boys
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