The Rural Alberta Advantage - Hometowns
Saddle Creek / Cargo
VÖ: 04.06.2010
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Aufm Sonnendeck
Wie oft muss man sich als junger, ungeduldiger Mensch Phrasen wie "Gut Ding will Weile haben" anhören? Das Warten auf die Geschenke unterm Weihnachtsbaum, die nächste Weltmeisterschaft oder die Zeit, bis die ersten Sonnenstrahlen die Winterwolken durchbrechen, wird dadurch nicht leichter, aber ein Körnchen Wahrheit steckt nun einmal oft in derlei Sinnsprüchen. Manches Mal hingegen dauern Dinge unverschämt lang, und man fragt sich insgeheim, wieso so viel Zeit verstreicht, bis dieses oder jenes passiert, geschieht, eintrifft oder aufschlägt. Bestes Beispiel: die Deutschland-Veröffentlichung des Debüt-Albums der bezaubernden Indie-Folker The Rural Alberta Advantage. Das kanadische Trio stellte "Hometowns" bereits 2008 fertig, und es dauerte geschlagene zwei Jahre, bis der hübsche Langspieler in Deutschland auf den Markt kommt. Mittlerweile sind sie bei Saddle Creek untergekommen, also dem Label, welches das Wörtchen "Qualität" wohl miterfunden hat und seitdem in Leuchtfarben auf der Stirn spazieren trägt.
"Hometowns" ist ein entspanntes, pfiffiges Album, das dieses Jahr bei manchen den Titel des besten Indiefolk-Debüts absahnen könnte. Damit stünden The Rural Alberta Advantage in einem Erbverhältnis zu Mumford & Sons, Fleet Foxes oder auch Noah And The Whale. Und das sind nun alles andere als schlechte Visitenkarten für den untenstehenden Referenzkasten. Allein wie der Opener "The ballad of the RAA" mit einer niedlichen Dringlichkeit aus den Boxen kullert, öffnet einem Herz und Ohren. So treibend, leidenschaftlich und doch verspielt wurde Folkrock schon lange nicht mehr interpretiert. Spätestens wenn dann die Geigen auf die Erde krachen und ein betörend schönes Crescendo einleiten, weiß der Hörer, dass dieses warme Feuer Kraft und Hoffnung spendet. Was man dem Trio hoch anrechnen muss: Sie beherrschen nicht nur gelenkige Up-Tempo-Nummern wie das flinke "Rush apart", nein, sie wissen auch wie man auf der Klaviatur der großen Gefühle spielt und dabei trotzdem so erdig und kernig rüberkommt als gelte es die Vereinbarkeit von Fingerspitzengefühl und hochgekrempelten Ärmeln unter Beweis zu stellen.
Mit wie viel Chuzpe sich die Drums in "Don't haunt this place" mit dem wunderbaren, zweistimmigen Gesang und den Saiteninstrumenten um die Lufthoheit kabbeln, ist erstaunlich. Der Griff zum Beatmungsgerät kann als Hörer durchaus die Konsequenz sein, so fit sind diese Songs. Und wenn sich das nonchalant am Ende des Albums positionierte "In the summertime" mit müdem Blick den Winterschlaf aus den kleinen Äuglein wischt, sind The Rural Alberta Advantage schon längst im Folkpop-Lift, mit nächstem Halt "Sonnendeck". Auch wenn es unnötig erscheinen mag: Das Warten auf "Hometowns" hat sich gelohnt. So viel zum Körnchen Wahrheit.
Highlights
- The ballad of the RAA
- Don't haunt this place
- Drain the blood
- Sleep all day
Tracklist
- The ballad of the RAA
- Rush apart
- The dethbridge in Lethbridge
- Don't haunt this place
- The deadroads
- Drain the blood
- Luciana
- Frank, AB
- The air
- Sleep all day
- Four night rider
- Edmonton
- In the summertime
Gesamtspielzeit: 37:26 min.
Referenzen
Tokyo Police Club; The Acorn; Mumford & Sons; Noah And The Whale; Laura Marling; Slow Club; Blitzen Trapper; Great Lake Swimmers; Ouhbijou; Titus Andronicus; Shout Out Louds; The Low Anthem; Voxtrot; Frightened Rabbit; Band Of Horses; Fleet Foxes; The Tallest Man On Earth; Horse Feathers; Get Well Soon; Alberta Cross; William Fitzsimmons; The Wrens; Frank Turner; Foreign Born; Land Of Talk; Telekinesis; Okkervil River; Port O'Brien; Islands; The Weakerthans; Someone Still Loves You Boris Yeltsin; Local Natives; Throw Me The Statue; Girls; Los Campesinos!; Fanfarlo; The Morning Benders; Attack In Black; Happy Birthday; Kevin Drew; Stars; The Most Serene Republic; The New Pornographers; Maritime; A Weather; Califone; Seabear; Matt & Kim; Electric President; The Hidden Cameras; The Ruby Suns; Midlake; Broken Bells; The Dodos; Wintersleep; The Mountain Goats; Arcade Fire; Shearwater; Dr. Dog; Bishop Allen; Rogue Wave; Fruit Bats; Real Estate; Wye Oak; Harlem Shakes; Sunset Rubdown; Yeasayer; Neutral Milk Hotel; The Apples In Stereo; Pavement; Rock Plaza Central; Tom Waits; Leonard Cohen; Johnny Cash
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