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New Model Army - Eight

New Model Army- Eight

Attack Attack / Zomba
VÖ: 31.01.2000

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Old model music

Oh Justin! Was ist bloß los mit Dir? Es gab da mal eine Zeit, da habe ich Dich verehrt. Auch ich zählte mich damals zu Deinen "The following". Du hast mir adoleszierendem Jugendlichen soviel Kraft, Mut und so manchen Denkanstoß mitgegeben. Ja, Du hast meine Sichtweisen der Dinge entscheidend mit Deinen Texten beeinflußt und warst seinerzeit die schärfste Waffe im politischen Indie-Rock. Ich erinnere mich noch ganz genau an den Tag, an dem ich mich bei einem Promo-Auftritt im "Saturn-Hansa" endlich zu Dir durchgekämpft hatte und Du mir meine geliebte, ausgewaschene Levis-Jeans-Jacke ("Kutte") mit Deinem Namenszug verschönert hast. Klar, daß diese Jacke nie mehr gewaschen werden durfte. Ein Relikt meiner Jugend, das sogar heute noch (übel riechend) in meinem Kleiderschrank hängt.

Und heute? Justins langjähriger Drummer und Co-Autor vieler NMA-Songs, Rob Heaton nämlich, hat das Handtuch geschmissen und prompt ist die Luft fast völlig raus. Was bleibt sind nur noch eine handvoll guter Songs; der Rest hingegen klingt absehbar, uninspiriert und unfertig. Was soll das denn? Wo ist die Magie eines "Green and grey"? Was ist aus den mitreissenden Stimmungen von Songs wie "Frightened" ('85), "The hunt" ('86) oder auch "Here comes the war" ('93) geworden? Hat sich die große Desillusion breitgemacht? Wenn Du nicht mal Deine alte Gefolgschaft bedienen kannst, wie willst Du dann neue Kämpfer für Deine Sache rekrutieren? Songs wie "Stranger" oder auch "Mixam" sind meines Erachtens reine Pausenfüller. Allenfalls als B-Side einer fünften Single-Auskopplung zu verwenden. Als Album-Track hingegen eine Frechheit!

Aber ganz so schlimm kommt es dann doch nicht - da gibt es ja Gott sei dank noch einige Momente, die das Album nicht zum gänzlichen Griff ins Klo werden lassen. "You weren't there" ist eine wunderschön entspannte Nummer mit hohem Hit-Potential. Am besten gleich als Single auskoppeln. "Someone like Jesus" knistert vor Spannung und wird von Justins lasziven Geflüster geprägt. In "Leeds Road 3 am" lebt kurzzeitig wieder der alte Storyteller auf. Mit "Orange Tree Roads" und "Wipeout" gibt es dann noch zwei nette NMA-typische Folk-Punk-Mitsing-Nummern. Nichts besonderes, aber immerhin. Das Getrommel in "Flying through the smoke" hat nach mehrmaligen Hörer tatsächlich die alte Power (Co-Autor Rob Heaton). Schließt man die Augen, tauchen da unweigerlich die Schlachtszenen aus "Braveheart" auf.

Eine EP mit den besten Songs wäre völlig ausreichend gewesen und hätte ohne den schlimmen Eindruck der anderen Songs unter den NMA-Fans sogar das Zeug zum Klassiker gehabt. Für Deine musikalische Zukunft, lieber Justin, sehe ich allerdings ein klein wenig Schwarz. Zwanzig Jahre das gleiche Lied ohne jegliche Weiterentwicklung dürfen sich höchstens mal Motörhead leisten. Unvoreingenommene Kids aus den 90ern, die mit "Korn" und "Rage against the Machine" aufgewachsen sind, können - solange keine Neo-Folk-Punk-Retro-Welle oder ein weiteres 80ies-Revival auf uns zukommt - mit Dir bestimmt nichts mehr anfangen. Dazu klingst Du Anfang 2000 einfach zu altbacken. Aber was soll's? Ich werde mir im März mein was weiß ich wievieltes NMA-Konzert geben. Vielleicht brennt in Dir ja live das alte Feuer noch...

(Matthias Allstadt)

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Highlights

  • You weren't there
  • Someone like Jesus
  • Leeds Road 3 am

Tracklist

  1. Flying through the smoke
  2. You weren't there
  3. Orange tree roads
  4. Someone like Jesus
  5. Stranger
  6. R & R
  7. Snelsmore wood
  8. Paekakariki beach
  9. Leeds Road 3 am
  10. Mixam
  11. Wipeout

Gesamtspielzeit: 46:31 min.

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