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Memory Tapes - Seek magic

Memory Tapes- Seek magic

Something In Construction / Rough Trade
VÖ: 14.05.2010

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Knitterfrei

Die Gutmenschen, die PC-Fraktion und die Altruisten reiben sich ja grundsätzlich und regelmäßig in Grabenkämpfen mit den inneren Schweinehunden "Cool", "Lässig" und "Fünfegerade" auf. Hier glaubt man, man müsse doch und man könne doch nicht, dort hingegen, dass all die aufgestaute Energie einfach auch mal raus darf. Und so verhalten sich diese Begriffspaare zueinander wie der erhobene Zeige- zum Stinkefinger und Bionade Ingwer-Orange zum Feierabendbier. Fest steht jedenfalls: Wer das eine hat, braucht für den Spott des anderen nicht zu sorgen.

Dayve Hawk hangelt sich mit seinen verschiedenen Projekten nun schon länger durch die Blogs dieser Welt. Die Sounds und Songs von Memory Tapes wildern dabei durch Achtziger-Pop, Shoegaze, Indietronics, Housebeats, manche Rave-Referenz und World-Music-Trance gleichermaßen. Da ist also von vornherein so viel Schlendrian zugegen wie dröge Strebsamkeit. Clashs werden aber zu keiner Sekunde produziert. Sounds und Melodien stehen mit einnehmender Selbstverständlichkeit in Einklang, fließen auf den Beats in- und übereinander, bilden Ebenen und atmosphärische Luftmassen. Dieses besondere Verständnis für Flächigkeit ist dann auch, wie bei den jüngeren Animal Collective, das hauptsächliche Bauelement von Memory Tapes. Zugleich schafft es Hawk aber, ganz im Gegensatz zu den ansonsten ansatzgleichen A Mountain Of One und Arms And Sleepers, TripHop vollkommen draußen zu halten. Und auch mit Freak Folk hat das hier rein gar nichts zu tun - in welcher Version auch immer.

Denn genau dieses Gleiten auf einer Fläche der Gleichmütigkeit und des Wohlwollens trifft auch auf den Zusammenhalt dieses Albums zu. Herauszuheben sind die an mild verhallten Gitarrenriffs orientierten "Swimming field" und "Plain material". Das von E-Piano, einem unfassbar runden Basslauf und einer The-Cure-Gitarre durch digitale Frauenchoräle geschubste "Bicycle". Zudem die Percussion-Spielereien von "Pink stones" und "Run out", die auf dem Rücken der allseits beliebten Postrock-Schildkröte wie Lolek und Bolek zu einem Weltmusik-Zeitlupen-Rodeo zuckeln. Oder auch, im Kleinen, die Sportsohlen und Basketbälle auf Linoleum, die sich kongenial zwischen die Beats von "Green night" schieben.

Insgesamt aber bildet "Seek magic" eben eine einzige, wärmende Strömung, der kaum Steine in den Weg gelegt werden oder aber irgendwelche Gezeiten etwas anhaben könnten. Ablesbar ist das vor allem an Hawks Stimme, die sich sanft durch immer präsente Hallräume schlängelt, dabei aber wie die späten Talk Talk stets Gospel und Soul als Geheimakte mitschmuggelt. Das wirkt in der gesamten Packung dann manchmal etwas isomorph, ist aber eigentlich nur ein Gleichstrom, der all seine Energie fürs Überbrücken und Anschließen nutzt - und bildet damit weniger einen esoterischen, eher schon einen idealistischen Ansatz. Musik für den guten Menschen in uns allen - aufgeschüttelt zu Sofa Surfern im Kopfnicker-Wunderland.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • Bicycle
  • Stop talking
  • Graphics
  • Plain material

Tracklist

  1. Swimming field
  2. Bicycle
  3. Green knight
  4. Pink stones
  5. Stop talking
  6. Graphics
  7. Plain material
  8. Run out

Gesamtspielzeit: 40:19 min.

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