Kelis - Flesh tone

Interscope / Universal
VÖ: 28.05.2010
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Mantra, Mantra
"To-Do-Listen abhaken macht mich glücklich" heißt eine Gruppe einer großen Online-Community - und vermutlich würde Kelis Rogers ihr sofort beitreten, wenn sie nicht einen Scheiß auf solche Spielereien geben würde. Aber eigentlich kann sie nur mit Hilfe einer Liste den Überblick darüber behalten, mit wem sie gerade im Klinsch liegt und wer schon abgefertigt wurde. Mit der Polizei anlegen: Haken. Ex-Ehemann vor Gericht bringen: Haken. Kleinkrieg mit PETA: Haken. Kein Konflikt schien dämlich genug, um ihn einfach links liegen zu lassen. Nach vier Jahren erblickt nun mit "Flesh tone" zur Abwechslung mal wieder musikalischer Output das Diskolicht dieser Welt. Dass Stillstand eine Sache ist, die Kelis so gar nicht gefällt, musste sie auf ihrem fünften Studioalbum nicht mehr beweisen. Und nun lässt "Acapella", die erste Singleauskopplung aus selbigem, bereits auf dem Papier die Fragezeichen in der Luft stehen. Wurde nämlich von David Guetta produziert - jenem Mann, der Kid Cudi und Kelly Rowland in den charttauglichen House-Schredder steckte. Doch was für andere Künstler zu einem gut gemeinten Overkill wird, funktioniert hier vollkommen anders.
Aus den tiefsten Clubkellern wummern Bässe, pulsieren Rhythmen und schieben sich schwitzige Melodien. Doch Kelis wäre nicht Kelis, wenn sie nicht die Oberhand behalten würde. "Acapella" besitzt ein staubtrockenes Skelett, das sich erst durch Miss Rogers' Stimme zu der düsteren Hypnose aufschwingen kann, die es sein will. Es zurrt, zwirbelt, dröhnt, wackelt vor sich hin und bleibt doch stehen. Große Haken schlägt auf "Flesh tone" nichts, denn ein simples Mantra reicht, um das Pendel in Schwung zu bringen. Wie etwa in "4th of July", das sich in der flackernden Luft von Klavierklängen wiegen und von dem Puls antreiben lässt, der im Sommer unter den Städten zu stöhnen beginnt. "Home" stapelt sich danach wie blöde, um dann doch unter Kirchenglocken unterzutauchen - hier wurde alles richtig gemacht. Jener Fluss, der nun das ganze Album trägt, hat seinen Ursprung in den vielen Kollaborationen, die es nicht einmal alle in die Reihen von "Flesh tone" geschafft haben. Außen vor blieben Diplo und Switch, dafür sind aber Boys Noize, DJ Ammo und wieder mal will.i.am mit dabei. Ob es nun eine gewollte Transformation oder eine innere Veränderung war, kann unter diesem Sound nicht mehr ausgemacht werden. Dafür funktioniert er viel zu gut aus sich heraus - "we control the dancefloor". Ein Müssen ist an keiner Stelle zu vernehmen.
Dabei ist es erstaunlich, wie gut sich die Zeilen von Kelis in die Oberfläche der Songs bohren und sich dort festkrallen. "Emancipate yourself", pumpt es etwas später. Süßlich säuselt es manchmal aus der Grube, an anderer Stelle dröhnen Stimmtöne aus dem Raum wie ein Hall, der von den Beats ewig reflektiert werden könnte. "Sound the alarm / Raise your arms / You're on your own / But not alone." Wenn "Song for the baby" dann noch mit einem stotternden Bläser beginnt, der vom Beat abgeklatscht wird, hat sich "Flesh tone" geschlossen und versickert in seinem Tempo. Es ist ein kurzweiliges Spiel, das sich in etwas mehr als einer halben Stunde entfaltet und doch in seiner Intensität zieht. Der elektronische Clubsound hat die wenigen Ecken und Kanten umspült, die noch hätten aufblitzen können, und Kelis ist vollkommen eingetaucht in diese Klänge, die so nah an Bekanntem sind, so fremd klingen möchten und doch viel tiefer gehen. Verwandlung geglückt. Ein weiteres Häkchen auf der To-Do-Liste von Miss Rogers.
Highlights
- 4th of July (Fireworks)
- Acapella
- Emancipate
Tracklist
- Intro
- 22nd century
- 4th of July (Fireworks)
- Home
- Acapella
- Scream
- Emancipate
- Brave
- Song for the baby
Gesamtspielzeit: 37:45 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
das album ist |
2010-12-16 15:26:18 Uhr
nicht so gut, wie ich dachte. ziemlich seicht. |
Kerry |
2010-12-16 15:08:59 Uhr
Kelis - Flesh Storm (Slayer Cover) |
hm |
2010-12-16 15:01:43 Uhr
lcd soundsystem? die setze ich mal nicht die umpf-umpf-disco sparte (kelis und kele schon ein bißchen)...zusätzlich hat die mich auch noch arg enttäuscht, wenn man die mit dem meisterwerk sound of silver vergleicht.und auf robyn hatte ich bisher kein bock. |
kele |
2010-12-16 14:33:17 Uhr
hat mit boxer so gegen ziemlich alles verloren dieses jahr. (hm: body talk!, soundsystem!: holen!!!) |
hm |
2010-12-16 14:19:25 Uhr
die ist auch wirklich gut.hatte dieses jahr zwei "so dance-scheiben" gekauft, einmal kele, einmal kelis und kele hat da deutlich verloren. |
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Referenzen
Donna Summer; Amanda Blank; Major Lazer; Annie; Goldfrapp; Róisín Murphy; Moloko; Santigold; Neneh Cherry; Kylie Minogue; Little Boots; Missy Elliott; Peaches; The Ting Tings; Diplo; Switch; Spank Rock; Dizzee Rascal; Princess Superstar; Gorillaz; The Ting Tings; La Roux; David Guetta; Lady Gaga; Beyoncé; Basement Jaxx; Groove Armada; Hot Chip; The Phenomenal Handclap Band; Passion Pit; Daft Punk; Tricky; Yeah Yeah Yeahs; Stromae; Paul Kalkbrenner; Kosheen; Lykke Li; Soffy O; Madonna; Solange; Bonobo; Aaliyah; Kelly Rowland; Estelle; The Black Eyed Peas
Surftipps
- http://www.iamkelis.com
- http://www.kelis.de/
- http://artists.universal-music.de/uid/_player/kelis/
- http://www.myspace.com/kelis
- http://www.interscope.com/kelis
- http://www.universal-music.de/kelis/
- http://www.discogs.com/artist/Kelis
- http://de.wikipedia.org/wiki/Kelis
- http://en.wikipedia.org/wiki/Kelis
- http://www.laut.de/Kelis
- http://www.lastfm.de/music/Kelis
- http://idolator.com/5322931/kelis-the-idolator-interview
- http://popbytes.com/archive/2009/12/popbytes_interviews_keli s_video.shtml
- http://entertainment.timesonline.co.uk/tol/arts_and_entertai nment/music/article7088909.ece
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