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Holy Fuck - Latin

Holy Fuck- Latin

Young Turks / XL / Beggars / Indigo
VÖ: 14.05.2010

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Kraftausdrücke

Schmutzige Wörter gehören im Rock genauso dazu wie vollgemiefte Tourbusse und als persönliche Note verstandener Mundgeruch am nächsten Morgen. Für Musiker, aber auch für Hörer. Die können tagsüber bei der Arbeit nämlich meist nicht so ohne weiteres "Verfickte Hurenscheiße" sagen, ohne dass jemand die Nase rümpft und einem anschließend nahelegt, sein Verhältnis zur Firma neu zu überdenken. Also nichts wie nach Hause und die Platten von den Bands mit den schlimmen Namen hervorgekramt. Fucked Up, Condo Fucks, Fukkk Offf und wie sie alle heißen. Und dann mindestens mental Mittelfinger und Pommesgabel hochgereckt. Wenn das kein Rock'n'Roll ist.

Ist man dann aber bei Holy Fuck angelangt, versagen auch die unflätigsten Beschreibungsebenen. Das Quartett aus Toronto verwendet nämlich keine Kraftausdrücke, sondern ist selbst einer. Gestählt auf Support-Touren mit Bands wie !!!, die auch nicht gerade wenig Geräusch machen, bewaffnet mit übersteuerten Electronics und unsanft rammelnden Beats und dabei ganz ohne Gesang - auch auf ihrem zweiten Album nach "LP" brauchen die Kanadier nicht verbal ausfallend zu werden, damit man weiß, dass sie es nach wie vor ernst meinen. Mit ihrer ganz eigenen, verdrehten Spielart von Electro-Rock, die gleichzeitig groovt wie die Hölle, brutzelt wie durchgeschmorter Kabelsalat und auf dem stilistischen Hindernisparcours mehrere Hürden auf einmal nimmt.

Dass das Ganze auf einen exotisch anmutenden Albumtitel hört und die Single "Latin America" diesen Eindruck noch verstärkt, wird dann vermutlich auch beabsichtigter Teil des planvollen Verwirrspiels sein. Kalkweißer, geschlechtsloser und nihilistischer kann Musik kaum sein. Allein schon der Anfang: "1MD" inszeniert subtil, aber unaufhaltsam weißes Rauschen, kippt dann in einen Rhythmustrack mit knarzigem Slap-Basslauf um und borgt sich für das, was woanders Refrain heißen würde, grelle Neon-Keyboards. In circa sechs Minuten von einer Aufwärmübung von Fuck Buttons (Da! Schon wieder so ein Schweinkram!) über eine Jamsession mit Jah Wobble bis zu kosmischen Elektronik-Pionieren - reife Leistung.

Doch das war nur die durchrüttelnde Eröffnung. Es folgen entkernte LCD-Soundsystem-Sequenzen auf besagter Single, mit "Silva & Grimes" eine Weltraumodyssee in Kraut, "Sht mtn" schrammt knapp an unanständigem Titel und Trümmerbuch auf dem Tanzboden vorbei, und zum Schluss singt "P.I.G.S." eine drängende synthetische Melodie und jagt alles mit hämmerndem Drum-Getöse in die Luft. War ja klar, dass Holy Fuck nicht lange der Versuchung widerstehen können, sich an Knarz-Attacken, rhythmisch fiependen Rückkopplungen und atemlos durch die Distortion geschickten Stimmfetzen zu zerreiben - und ihre helle Freude daran haben. Auch wenn "Latin" nach nicht einmal vierzig Minuten vorbei ist. Aber irgendeinen Grund zum Fluchen muss man ja haben.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Red lights
  • Sht mtn
  • P.I.G.S.

Tracklist

  1. 1MD
  2. Red lights
  3. Latin America
  4. Stay lit
  5. Silva & Grimes
  6. Sht mtn
  7. Stilettos
  8. Lucky
  9. P.I.G.S.

Gesamtspielzeit: 38:21 min.

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User Beitrag

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 29771

Registriert seit 07.06.2013

2015-10-27 21:36:49 Uhr
Oder auch nicht.
The MACHINA of God
2013-04-27 18:55:18 Uhr
Neues Album im Anmarsch:

http://holyholyfuckfuck.tumblr.com/
feces in the rocks
2010-06-13 13:21:56 Uhr
it was - two oh oh five and so.. new new so new it was so new, new, new. new new so new.
The MACHINA of God
2010-06-13 12:34:21 Uhr
Jepp. Wieder hohes Niveau. Und endlich mal schöne handgemachte "Elektromucke". :)
e. coli
2010-06-12 23:37:07 Uhr
"Stay Lit" ist fantastisch. Das Album auch.
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