Bonaparte - My horse likes you
Staatsakt / Rough Trade
VÖ: 04.06.2010
Unsere Bewertung: 3/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Wenn er fällt, dann schreit er
Blut. Schweiß. Würstchen. Drei Worte, die vollends ausreichen, die Berliner Karneval-Band Bonaparte mit einem Schwung scheinbar gebührend zu charakterisieren. Um so passender, dass die Gemeinschaft dieser elektrisierten Wahnsinnigen gleich ihr erstes Livealbum nach diesen Zutaten benannt hat. Und auch nur dort, auf der Bühne, ist die Kunst dieser Band tatsächlich einzufangen. Expressiv, pornografisch, animalisch, hedonistisch sind die Shows um Band-Chef Tobias Jundt, sie sind eine Kollision zwischen Unterhaltung und Ästhetik. Die zweite Platte der Band kann noch weniger als das Debüt "Too much". Doch wird das vielen Menschen ganz egal sein.
Das Konzept Bonaparte geht ungefähr so: Die Band will nichts sagen. Sie will nichts können. Sie will nichts sein. Hinter Pferdeköpfen und Uniformen verstecken sich die Musiker und spielen mit der Selbstverleumdung. Das ist eine stumpfe Form von Dadaismus, das ist, was die Generation Facebook verlangt. Die Oberfläche von Bonaparte hat man sofort verstanden. Der billige Beat reißt mit, und Parolen wie "You know Churchill / I know "Kill Bill"" kann man schnell lauthals krakeelen. Und ohne es zu merken, tragen ausgerechnet diese Menschen Bonaparte auf Händen, die von der Band schonungslos kritisiert werden.
Bonaparte bedient die Spaßgesellschaft, die Menschen, die dem großen Hedonismus erliegen, der Konsumlust, die unverbindlichen Spaß haben wollen. Die Musik tritt dabei in den Hintergrund. "My horse likes you" hat davon auch keine gute im Gepäck. Billige Effekthascherei ist das, die ziemlich trendy daherkommt, die abgefuckt und überdreht klingt. Musik, die die Idee des Punks in die Gegenwart retten kann, sich dabei aber ständig wiederholt. Die Produktion klingt schäbig, die elektronischen Parts nach Windows 3.1. Und die Texte sind gewissenhaft nichtig.
Doch werden Bonaparte mit "My horse likes you" ihren abgefeierten Siegeszug fortsetzen, sogar ausweiten. Denn einen Grund zur sinnentleerten Feierei findet man immer und sei es, weil die letzte Vorlesung am Dienstag endlich überstanden ist. Bonaparte bedienen mit ihren stoischen Beats und fiesen Hooklines diese unbedingte Lust der Unverbindlichkeit. Doch während die das Stroboskoplicht die Synapsen zerschießt, wird man plötzlich nachdenklich. Bei Bonaparte geht es nicht um die Musik. Es geht um mehr.
Highlights
- L'etat c'est moi
- Orangutang
Tracklist
- Ouverture
- My horse likes you
- Computer in love
- Boycott everything
- L'etat c'est moi
- Fly a plane into me
- Rave rave rave
- Intermission in Mexico
- Technologiya
- Wir sind keine Menschen
- My body is a battlefield
- Orangutang
- Adabmal
- The end
Gesamtspielzeit: 52:37 min.
Referenzen
Das Actionteam; Die Türen; Bratze; Frittenbude; Der Tante Renate; Egotronic; Knarf Rellöm; Mediengruppe Telekommander; Juri Gagarin; Nachlader; Plemo; Rampue; Digitalism; Justice; Jeans Team; Die Charts; Saalschutz; Die Goldenen Zitronen; 1000 Robota; Herpes; Von Spar; Misses Next Match; Schwefelgelb; Dadajugend Polyform; Fukkk Offf; Mit; Mikroboy; PeterLicht; Erdmöbel; Die Sterne; Das Bierbeben; Deichkind; Saint Pauli; Supershirt; Egoexpress; Kissogram; The Dance Inc.; Monotekktoni; Räuberhöhle; Ascii.Disko; Andreas Dorau; Alter Ego; T.Raumschmiere; One Foot In Da Rave; Northern Lite
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