Rasmus Kellerman - The 24th

Startracks / Indigo
VÖ: 21.05.2010
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Leise Lieder
Als Rasmus Kellerman noch ein einsamer Tiger Lou war, hatte er eine Vision und eine Gitarre. Dann erforderte die Idee mehr Tiger Lou, und Tiger Lou wurde eine Band mit noch mehr Visionen. Die anspruchsvoll ausgetüftelte Melancholie von "A partial print" war dem schlichten Folkpop von "Is my head still on?" derart entwachsen, dass Kellerman und seine Mitstreiter nicht mehr weiterwussten. Wie sollte man dieses Konzept noch steigern, bei dem jeder Schritt auf der Stelle ein Schritt zurück sein würde? Woher sollte noch Inspiration kommen, wenn doch die Komplexität von "A partial print" schon jeden kompositorischen Kniff und jede denkbare Wendung erfordert hatte? Ein Abend im Kölner Gebäude 9 gab eine überraschende Antwort: Als kleines Hochzeitsgeschenk für seine Schwester spielte Kellerman ein bezauberndes "Talk of the town" ganz allein auf seiner Akustischen. Und plötzlich war die vermeintliche Kreativleere wie weggeblasen.
Ganz ohne Verstärker und Effektgeräte hatte Kellerman zu seiner Gitarre zurückgefunden. Schnell entstanden Lieder wie "The greatness & me", das den erlebten Verlust des eigenen Potentials in Worte umwandelt. Schöpfung aus dem Nichts. Viel mehr als dieses Nichts klingt denn auch kaum im eröffnenden Titelstück von "The 24th", bis sich zur sanften Gitarre noch ein wenig Schlagwerk hinzugesellt. Kellerman hatte die Nacktheit vermisst und präsentiert jetzt reichlich davon. "Woodlands" hat eine Country-Schlagseite, dem das Kreiseln der E-Gitarre vortrefflich steht. Gleichzeitig beweist der Schwede auch seine Meisterschaft der bittersüßen Melodien. Wenn mitten im Album jenes "Talk of the town" erklingt, ist das genauso ergreifend wie damals in Köln. Manchem mag diese Zärtlichkeit seit dem Debüt gefehlt haben.
Auf "The 24th" schließt sich nun so mancher Kreis. Die mulmige Spannung, unter die Kellerman Tiger Lous komplexe Songs setzte, unterspült nämlich auch "Five years from now" und den dunklen Groove von "Where do you go at night". "Something to build upon" wägt das Für und Wider ab, und "Parting wishes" kommt mit Träne im Knopfloch samt zaghafter Verweigerung daher. In "A house on the ocean" zerplatzen schließlich die Träume, die man so hat als Mann kurz vor der Dreißig. Dennoch ist "The 24th" zu keiner Zeit hoffnungslos oder gar trübsinnig. Wenn Kellerman die Luft anhält, atmet er bald die nächste zauberhafte Melodie aus, die über jeden Kummer hinweghilft. Wenn in "Now hush" ein drängelnder Bass die Akustikgitarre antreibt, ist da fast schon wieder die erhabene Größe von Tiger Lou. Doch die Band hat Pause, und Kellerman verzaubert derweil alleine. Mit dezent geringerer Lautstärke.
Highlights
- Five years from now
- Woodlands
- Talk of the town
- Where do you go at night
- Now hush
Tracklist
- The 24th
- The greatness & me
- Five years from now
- Woodlands
- Something to built upon
- By the chestnut tree
- Talk of the town
- Where do you go at night
- A house by the ocean
- Parting wishes
- Now hush
Gesamtspielzeit: 38:14 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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drive-by-poster |
2010-05-22 13:49:16 Uhr
habe jetzt die hörproben genossen und merke wie sehr ich den sound von "the loyal"/"a partial print" dem des debüts vorziehe...vielleicht lege ich sie mir irgendwann man zu, aber im moment eher nicht. 6/10 |
Tufkaa |
2010-05-21 17:04:58 Uhr
Mir gefällt's wirklich gut, auch wenn gegen Ende "A House By The Ocean" und "Parting Wishes" vielleicht etwas langweilen mögen.Erinnert in der Tat eher an "Is my head still on". Von mir auch eine klare 7/10. |
driveby-poster |
2010-05-20 13:16:38 Uhr
wird sicherlich noch gekauft. zwar gefiel mir das wegentwickeln vom singer-/songwritersound zum grandiosen "a partial print", aber letzten endes kann der mann gar nichts schlechtes produzieren, da zu anfang auch so tolle songs wie "oh, horatio" oder "sam as in samantha" entstanden. |
mckfck |
2010-05-11 18:10:22 Uhr
ja, macht die platte leider auch nicht besser. |
Oliver Ding |
2010-05-11 17:59:37 Uhr
Tiger Lou sind nicht aufgelöst, Rasmus macht nur gerade etwas anderes. |
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Referenzen
Tiger Lou; Araki; Nick Drake; Toad The Wet Sprocket; Downpilot; Great Lake Swimmers; Kristofer Åström; The Lost Patrol Band; Turin Brakes; Damien Rice; Howie Day; Tom McRae; John Vanderslice; Duncan Sheik; Ron Sexsmith; Pete Yorn; Ken Stringfellow; Kings Of Convenience; Saybia; Magnet; Leaves; Lorien; Savoy Grand; Sparklehorse; Travis; Elbow; Coldplay; Unbelievable Truth; Bell X1; R.E.M.; World Leader Pretend; Del Amitri; Justin Currie; Clem Snide; Eef Barzelay; Counting Crows; Onelinedrawing; Gravenhurst; Jeff Buckley; The Jeremy Days; Dirk Darmstädter; Obi; Noah And The Whale; Bright Eyes
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- Rasmus Kellerman - The 24th (8 Beiträge / Letzter am 22.05.2010 - 13:49 Uhr)