The Dead Weather - Sea of cowards
Third Man / Warner
VÖ: 21.05.2010
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
Aufs Ohr gedrückt
"Er sucht sie." Einfallsloser geht es eigentlich kaum noch, und früher war sowieso alles besser. 1695 hieß so etwas wesentlich charmanter: "Ein Herr von etwa 30 Jahren mit ansehnlichem Besitz sucht eine junge Dame mit einem Vermögen von circa 3000 Pfund". Ob Jack White tatsächlich eine so liebevolle Annonce für das Zusammentragen von The Dead Weather bemüht hat, ist nicht bekannt. Dass sich hinter dem Bandnamen ein Inferno aus verätztem Heavy-Rock und ein mit Steroiden vollgepumpter Blues verbergen, hat aber mittlerweile die Runde gemacht. Und auch wer da an den Saiten und Sticks hantiert, lag auf der Hand. Zu stoisch hustete das Reiherbiest "Horehound" seinen Druck ab, als dass es nicht bis in den letzten schweißnassen Körper drang. Nicht einmal ein Jahr später geht der Druckausgleich mit "Sea of cowards" weiter, dem nächsten Album, das sich in seinen eigenen Körperflüssigkeiten suhlt. Da haben sich die Richtigen gefunden.
Die ganze Palette des Schweinerock wird bedient. "Gasoline" verschluckt sich fast an seiner eigenen Verzerrung, die Fresse wird ganz tief in den Dreck gedrückt, und der "Jawbeaker" sitzt einem dabei genüsslich im Nacken: "I'd call you a heartbreaker, but I reserve that for nicer things". Erbarmungslos torpediert das Schlagzeug mit seinen stampfenden Rhythmen die Melodien, die sich dann wieder in den Takt biegen lassen. Im Wechsel spucken White und Alison Mosshart einem Textbrocken vor die Füße, die sich trocken und jähzornig in das Ganze einfügen. Der Teufel steckt weniger im Detail. Vielmehr reitet er "The difference between us", das sich nur anfangs ziemlich hüftsteif gibt. Dann werden Tonfolgen zersägt, zerhackt und im Rhythmus wieder zusammengeklatscht.
Überhaupt läuft auf "Sea of cowards" fast alles über Takte, die den jaulenden, breiten Gitarren erst die nötige Wucht verleihen. Kreisend eiern die Saiten über das Schlagzeug von "I'm mad", bevor sie sich in die Höhe schrauben. Es röhrt an allen Ecken, Knochen und Kanten vor Spielfreude. Vielleicht hören The Dead Weather die eigenen Auswürfe sogar etwas zu gerne, aber ein wenig Egozentrik hat dem nötigen Vertrauen ins eigene Können ja noch nie geschadet. Begriffe wie Retro und Supergroup zerfallen im Sturm der Stücke sowieso, und kein Bcuhsatbe belbit auf dem adnreen. Alles stolpert zwischen Wahn und Sinn.
Dass es da manchmal einfach zu viel wird, ist vorprogrammiert, denn schon zu Beginn feuert und stöhnt "Blue blood blues" und legt die Hand auf die Herdplatte. Dies ist kein Spaß, sondern ein Müssen, ein Drängen und ein Stürmen, das sich selbst vor die Wand fährt. Das aber immerhin mit Schwung und düsterem Groove. Jede Sekunde dieses Albums schwitzt pures Adrenalin, und "Sea of cowards" drückt sich mit allem, was es zu bieten hat, auf Ohren, Augen und Hirn. Ein Haufen Schelme, der kein Erbarmen kennt und nicht zögern wird, Dir den Hahn zuzudrehen, wenn es sein muss. "Now and till the moment of your last breath." Der Trick ist zu atmen.
Highlights
- The difference between us
- Gasoline
- No horse
- Jawbreaker
Tracklist
- Blue blood blues
- Hustle and cuss
- The difference between us
- I'm mad
- Die by the drop
- I can't hear you
- Gasoline
- No horse
- Looking at the invisible man
- Jawbreaker
- Old Mary
Gesamtspielzeit: 35:50 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Chicken Rooster |
2010-07-17 17:18:45 Uhr
Finde ich viel, viel besser als "Horehound". Das hat bei mir nie richtig gezündet, mit ganz wenigen Liedern als Ausnahmen. "Sea of Cowards" begeistert mich aber. |
Chicken Rooster |
2010-07-17 17:18:44 Uhr
Finde ich viel, viel besser als "Horehound". Das hat bei mir nie richtig gezündet, mit ganz wenigen Liedern als Ausnahmen. "Sea of Cowards" begeistert mich aber. |
Robi-Wan |
2010-06-18 16:27:37 Uhr
in der SPEX Album der Ausgabe (des Monats kann man ja nicht sagen, weil sie nur alle 2 Monate erscheint). Und das völlig zurecht, ganz groß mittlerweile! |
nein nicht |
2010-06-04 18:28:07 Uhr
Es sollte doch mittlerweile jedem bekannt sein, dass Leatherface höchstens Platten von Lady Gaga, Katie Melua, Britney Spears etc. im Schrank hat |
@leatherface |
2010-06-04 18:18:09 Uhr
stehst du auf so bluesrock? welche platten von led zeppelin, kyuss und co. hast du denn so im schrank stehen? |
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Referenzen
The Dirtbombs; The Come-Ons; Led Zeppelin; Blood Red Shoes; The White Stripes; Them Crooked Vultures; The Raconteurs; The Kills; The Who; Blues Explosion; The Kinks; The Black Keys; The Greenhornes; Boss Hog; Queens Of The Stone Age; Eagles Of Death Metal; Royal Trux; The Sonics; Cream; Iron Butterfly; Wolfmother; Black Rebel Motorcycle Club; The Datsuns; The Detroit Cobras; Spinnerette; Black Lips; The Rolling Stones; The Yardbirds; Archie Bronson Outfit
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