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Trans Am - Thing

Trans Am- Thing

Thrill Jockey / Rough Trade
VÖ: 16.04.2010

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Hau den Lucas

Irgendwie sind Trans Am ja die Beastie Boys des Elektro-Funk und Schockfrost-Rock. Seit Ewigkeiten ausschließlich zu dritt, lässig bis in die Haarspitzen, immer nur ihr eigenes Ding durchziehend, in Stil und Sound unbedingt unkopierbar - leider aber auch, und hier trennen sich die Wege, zu arschcool für den weitreichenden Erfolg. Doch selbst das tragen die drei Washingtoner mittlerweile quasi als Statussymbol mit sich herum. Wie ihr mittlerweile neuntes Album "Thing" erneut beweist.

Denn auch "Thing" zeigt sich zickig, verkopft und doch vollkommen unverkrampft. Angeblich zunächst als Soundtrack mit großem Budget geplant, wussten Trans Am nach dem Rückzug der etwaigen Hollywood-Gelder lange Zeit nicht, wohin mit sich und dieser Musik. Kann und wird natürlich auch einfach eine Blendrakete sein, um zu verschleiern, dass sie einfach mal wieder ein von vorn bis hinten selbstreferentielles Konzeptalbum hingeklotzt haben. Thematisch bei der Space Opera angesiedelt, gibt sich die Musik so erstarrt, roboterhaft, funky und elektronisch wie nur selten zuvor. Selbst "Futureworld", das 1999 derart hermetisch Kraftwerk mit Metal abriegelte, kommt hier nicht wirklich heran. Sämtliche Hymnik wurde aus den Gitarrenläufen gestrichen, der Rock ist, wenn er denn auftaucht, ein in den eigenen Wahnsinn trudelnder Kraftprotz wie "Heaven's gate". Ein einziges "Hau den (George) Lucas", jedoch ohne melodische Katharsis oder sonstigen Überbau. Ein Ausrufezeichen, ein Statement, mehr nicht - aber was für eins!

Ansonsten gibt "Thing" den Elektro-Funk-Meister, wohin man auch hört. "Black matter", "Naked singularity", "Bad vibes", "Arcadia": überall zuckende Takte, überall Vocoder-Einsatz, überall Knöpfchendreherei. Die Gitarren fügen sich ein, tiggern hier, hallen dort, Riffs sind passé, es regiert ein Minimalkonsens im Songaufbau. Das Schlagzeug ist Jam und Computersprache gleichermaßen, und die Töne, die Trans Am dazwischenwerfen, erscheinen wie aus jedem beliebigen Mittelklasse-Sequencer herauskopiert. Handclaps klatschen alles andere als organisch, klingen zu schneidend und ohne jegliche Resonanz. Bass-Frequenzen werden stotternd breitgetreten und flachgedrückt, dienen bei "Maximum yield" gar lediglich als Versuchsaufbau zwischen Synthie und Drone. Ein Flanger auf der Gitarre ist ein Flanger auf der Gitarre ist ein Flanger auf der Gitarre. All das wird lediglich an und für sich ausgestellt, in die Songs wollen diese Klänge nur selten wirklich vordringen. Und schaffen es genau deshalb aber dennoch.

Denn auch diese Songs sind nicht an und für sich gemacht. Sie sind Vehikel für Modulationen und Sounds. Frachtraumschiffe, die von Rhythmik und einer rein solipsistischen Lautmalerei angetrieben werden, und in deren Laderäumen sich all die Kälte und Stille des Weltraums versteckt. Letztlich ist Trans Ams Space Opera ein Dokumentarfilm zur elektronischen Klanggeschichte - ihrer ureigenen wohlgemerkt. Die Konsequenz, mit der sie all ihre Konzepte verfolgen, durchziehen und gelingen lassen, bleibt damit absolut bewundernswert. Obwohl sie so viel besser, rockender, melancholischer, psychotischer sein können, muss man immerhin sagen, dass Trans Am auch mit "Thing" ziemlich einzigartig bleiben. Ultramodernisten - in ihrem persönlichen Perpetuum Mobile lost in space.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • Black matter
  • Naked singularity
  • Heaven's gate
  • Arcadia
  • Interstellar drift

Tracklist

  1. Please wait
  2. Black matter
  3. Naked singularity
  4. Thing
  5. Bad vibes
  6. Heaven's gate
  7. The silent star
  8. Arcadia
  9. Apparent horizon
  10. Interstellar drift
  11. Maximum yield
  12. Space dock

Gesamtspielzeit: 38:56 min.

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