The Kings Of Nuthin' - Old habits die hard
People Like You / EMI
VÖ: 23.04.2010
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Super Gruppe
Der Trend geht zur Supergroup. Um diesen Trend zu erkennen, muss man nun wirklich nicht Karl Lagerfeld heißen. Tatsächlich scheint es seit ein paar Jahren so, als hätten all die Dave Grohls, Damon Albarns oder Thom Yorkes dieser Welt, wenn sie von anstrengenden Tourneen mit ihrer Hauptband heimkommen, nichts besseres zu tun, als gleich zum Telefonhörer zu greifen und ihre prominenten Kumpels zur Gründung eines Nebenprojekts einzuladen. Anstatt sich vielleicht mal um die Familie oder den Garten zu kümmern. Bei all dem Überfluss an Rockstar-Kollaborationen ist es daher kein Wunder, dass ein überfordertes Musikfan-Gehirn mittlerweile überall welche vermutet.
Wohl dem, der einen amtlichen Info-Zettel hat, auf dem bestätigt wird, dass The Kings Of Nuthin' eben keine Supergroup aus Mitgliedern von Rancid, The Gaslight Anthem und den Mad Caddies sind, sondern eine der herausragenden Kneipenpunkbands aus Boston. Es wäre aber auch wirklich zu schön gewesen. Beim gemeinschaftlichen Saufabend kommen Musiker aus den drei genannten Bands auf die famose Idee, es doch mal gemeinsam zu versuchen und dabei Eigenschaften ihrer Hauptacts einzubringen. Rancid sind für den Gurgel-Rotz-Gesang und die Punkattitüde verantwortlich, The Gaslight Anthem bringen den schweißgetränkten Rock'n'Roll mit ein, und die Mad Caddies schließlich stellen ihre Bläsersection zu Verfügung und sorgen für Dixie- und Swinganteile. Genau wie diese Mischung klingt "Old habits die hard", das fabelhafte neue Album der achtköpfigen Punkhydra aus der US-Ostküstenmetropole.
Mit der Inbrunst eines angepissten irischen Hafenarbeiters und der dazu passenden Stimme röhrt sich Frontmann Torr Skoog eine knappe Dreiviertelstunde lang durch zackige, treibende Zweiminüter, bei denen Klavier, Posaune und Waschbrett genauso wichtig sind wie die Gitarre. Diese Soundkulisse sorgt dafür, dass vor dem geistigen Auge sofort eine prall gefüllte Spelunke irgendwo bei den Docks auftaucht. Dort reißen die begeisterten Jungs an der Theke pausenlos ihre Biergläser in die Luft und grölen die Refrains von Hymnen wie "New scenery", "No responsibility" oder "The list" lauthals mit. Währenddessen machen die Mädels im Petticoat den Twist zu Rock'n'Roll-Granaten wie "Shitsville" oder "Old habits". Die Band auf der kleinen, versifften Bühne heizt die Stimmung noch an, indem sie fast die gesamte Spieldauer hindurch den Fuß nicht vom Gaspedal nimmt. Erst am Ende der Setlist macht Skoog eindrucksvoll einen auf Joe Cocker und jagt den Zuhörern mit der melancholischen Klavierballade "Congratulations" wohlige Schauer über den Rücken. Auch die Typen mit dem Irokesenschnitt können nun nicht anders, als sich die eine oder andere Träne aus dem Augenwinkel zu wischen.
Aus der Bostoner Hafenkneipe wieder in der Realität angekommen, bleibt einem nur, anzuerkennen, dass "Old habits die hard" wohl die Überraschung des bisherigen Punk-Jahres darstellt. Schon lange nicht mehr wurde der gediegene Männerabend in der Bar an der Ecke musikalisch derart spielfreudig und energiegeladen vertont. Ob die oben herbeifantasierte Supergroup das genauso gut hinbekommen hätte? Ist doch egal, jetzt wird getanzt. Mit dem Bier in der Hand.
Highlights
- New scenery
- The list
- No responsibility
- Rhythm and booze
- Congratulations
Tracklist
- Black and blue
- Dead set again
- New scenery
- Old habits
- Promise not a threat
- The list
- Bystander
- No responsibility
- Shitsville
- Sick and tired
- Silver city
- Asleep at the wheel
- Man down
- Flake
- Experation date
- You're fucked
- Rythm and booze
- Congratulations
Gesamtspielzeit: 42:05 min.
Referenzen
Mad Caddies; Dropkick Murphys; Rancid; Goldfinger; Mad Sin; The Peacocks; Stray Cats; The Vandals; Lars Fredriksen & The Bastards; The Quakes; Demented Are Go!; Tiger Army; The Generators; The Gaslight Anthem; NOFX; Reel Big Fish; The Slapstickers; RX Bandits; Madness; Sublime; The Mighty Mighty Bosstones; The Grit; Coffin Nails; Reverend Horton Heat; Hillbilly Hellcats; Brian Setzer Orchestra