Band Of Horses - Infinite arms

Fat Possum / Columbia / Sony
VÖ: 14.05.2010
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Der Himmel voller Holzfällerhemden
Das Licht ist aus. Irgendwo hört man ein vorsichtiges Husten, ganz weit hinten ein paar verzweifelte "Darf ich mal?"-Flüsterer. Der Typ rechts runzelt die Stirn, die Tante links stellt sich auf die Zehenspitzen, um mehr sehen zu können. Frechheit, schließlich steht sie doch schon ganz vorne! Im Nacken spürt man das langsame, erwartungsfreudige Atmen der kleineren Gruppe junger Menschen, mit denen man sich vorhin noch unterhalten hat, als würde man einander ewig kennen. Hinter den jungen Menschen stehen, nein, nicht alte Menschen. Aber ältere, Muttis Generation, ein paar vielleicht zehn Jahre jünger. Und immer wieder, wie kleine Tupfer, durchstechen Karohemden die Szenerie. Plötzlich tut es einen Schlag, die Augen gehen weit auf und gleich wieder zu, um nicht vom Licht geblendet werden. Sehr verehrte Damen und Herren, bitte begrüßen Sie den heutigen Gast: Band Of Horses.
Zur Veröffentlichung ihres dritten Albums "Infinite arms" gaben sich die Herren die Ehre, wenngleich begrenzt. Als einziges Deutschland-Konzert wurde die Kulturkirche in Köln ausgesucht, und angesichts der geradezu himmlischen Klänge, die es da auf dem neuen Werk zu hören gibt, war das sicher kein unkluger Schachzug. Und die neuen Songs wissen live wie auf CD gepresst zu gefallen. Angefangen beim ruckartig startenden Opener "Factory", bei dem nicht ganz klar ist, ob die Streicher die Gitarren unterstützen sollen oder umgekehrt, bis hin zum schunkeligen Lagerfeuer-Smash-Hit "Blue beard", wo die erste Ladung "Alalala-Uuuuuhs" noch mit Tränchen der Freude übergossen werden, um sie anschließend ganz heimlich mitzusingen. Die Single "Compliments" gibt ein schnelleres Tempo vor und steht damit, so viel sei fairerweise gesagt, recht alleine da. Auf "Infinite arms" gibt es viele schöne Songs, und die meisten sind im ruhigeren Bereich angesiedelt.
Aber das ist ja keine schlechte Sache, und auch im Frühling/Sommer gibt es ein paar ganz schmusige Zeitgenossen, denen bei "Evening kitchen" sicher mehr als nur das Herz aufgehen wird. Dank der Gitarrenbegleitung wirkt der mehrstimmige Gesang derart klar und deutlich, dass der Grat zwischen seligem Lächeln und liebeskummerbehaftetem Heulen bedrohlich dünn ist. Von einem ähnlichen Kaliber ist auch "For Annabelle", bis die Mannen der Band Of Horses kurz vor Schluss doch noch ihren alten Haudegen rauskehren. "NW apt." geht mit der vollen Ladung des Schlagzeugs und aller verfügbaren Gitarren nach vorne und lässt die Liebhaber des Debüts "Everything all the time" vielleicht genau das bei "Infinite arms" vermissen. Hier regieren die ruhigen, sachten Töne, ohne dass es an einer einzigen Stelle seicht wäre. Der Vorhang fällt, der Typ rechts atmet tief ein, das Licht geht wieder aus - die Gänsehaut bleibt.
Highlights
- Factory
- Laredo
- Blue beard
- Evening kitchen
Tracklist
- Factory
- Compliments
- Laredo
- Blue beard
- On my way back home
- Infinite arms
- Dilly
- Evening kitchen
- Older
- For Annabelle
- NW apt.
- Neighbor
Gesamtspielzeit: 46:13 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
sugar ray robinson |
2010-08-31 19:26:01 Uhr
Tourdaten für 2011 sind raus:13-Feb Germany, Munich Backstage Werk Public Onsale Starts 3rd September www.fkpscorpio.com 15-Feb Germany, Koln Live Music Hall Public Onsale Starts 3rd September www.fkpscorpio.com 16-Feb Germany Hamburg Uebel & Gefahrlich Public Onsale Starts 3rd September www.fkpscorpio.com 17-Feb Germany, Berlin Kesselhaus Public Onsale Starts 3rd September www.fkpscorpio.com |
musie |
2010-08-25 14:11:40 Uhr
die haben so einen wahnsinnigen power live, man glaubt es kaum |
Obrac |
2010-07-02 14:48:02 Uhr
Finde sogar, das ist das beste BoH-Album. Immer ne sichere Bank, die Band. Wenn sie sich mit dem vierten nochmal steigern können, entblöße ich mich in der Öffentlichkeit, garantiert. |
edgar |
2010-06-19 23:45:30 Uhr
Mitschnitt aus Köln:http://www.wdr.de/tv/rockpalast/extra/videos/2010/0414/band_of_horses.jsp |
quincy |
2010-05-24 15:50:18 Uhr
Wow. Für meinen Geschmack eine ganz formidables Album plus einer grandiosen Ballade "Infinite Arms". Ja, ich sage ja zur Ballade!!! |
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Referenzen
My Morning Jacket; The Shins; Holopaw; Bottom Of The Hudson; Built To Spill; Beulah; Girls In Hawaii; Crosby, Stills, Nash & Young; Grizzly Bear; The Cave Singers; The Beach Boys; The High Llamas; Great Lake Swimmers; Grand Archives; Iron & Wine; Midlake; Wilco; Neil Halstead; Vetiver; Grandaddy; Rogue Wave; Fruit Bats; Elf Power; Nada Surf; The Spinto Band; Wolfkin; The Wrens; Someone Still Loves You Boris Yeltsin; Maritime; The Promise Ring; The Weakerthans; The Long Winters; Chad VanGaalen; Oxford Collapse; Carissa's Weird; The Dears; Clap Your Hands Say Yeah; Folk Implosion; Clem Snide; Mercury Rev
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