Johnossi - Mavericks
Universal
VÖ: 30.04.2010
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Die Selbstdiagnose
Nach dem ersten Hördurchgang von "Mavericks", dem dritten Album des schwedischen Duos Johnossi, zeigte sich unverzüglich ein Reflex: Der Griff zum angestaubten Pschyrembel. Eifrig werden die leicht vergilbten Seiten durchgeblättert, vorbei an "Obstruktion" und "Sick-Building-Syndrom", mit dem Ziel, ein sehr spezifisches Krankheitsbild zu finden, das in den letzten Jahren vermehrt bei aufstrebenden, jungen Bands auftritt: Das weitgefürchtete "U2-Syndrom". Nun ist U2 beileibe keine schlechte Band, doch die Frage, warum deren unverkennbarer musikalischer Anstrich vielerorts als das Nonplusultra im Bereich der Soundästhetik gilt, konnte noch kein Mediziner klären.
Dieser spezielle Klang zeichnet sich durch emporsteigende Gitarren und eine klar akzentuierte Rhythmus-Sektion aus, ebenso durch eine Stimme, die herrschaftlich über der Musik thront und jedem Song ein glattpoliertes Antlitz verleiht. Ein aktuell bekanntes und überaus erfolgreiches Beispiel für den Einfluss von Bono und The Edge auf kontemporär omnipräsente Jungmusiker sind die Kings Of Leon. Deren letztes Albums "Only by the night" wies an vielen Stellen die typischen Symptome auf. Mit Erfolg: Der Durchbruch gelang, die Kings Of Leon haben die Transformation überlebt und sind größer als je zuvor. Den gleichen Weg beschreiten nun auch Johnossi, die kleinste Blues-Gang der Welt. Von ihrem druckvollen, garagenrockartigen Sound, der die beiden ersten Alben auszeichnete, ist 2010 nicht mehr viel übrig.
So sehr sich der Hörer auch brodelnd-treibende Knallbonbons des Kalibers "Party with my pain" oder "18 Karat gold" wünscht, "Mavericks" kommt ohne derlei packende Earcatcher aus, lässt den raubeinigen Knüppel im Sack und setzt vielmehr auf schleichende Atmosphäre wie beispielsweise im tollen, titelgebenden Opener. Auch die Single "What's the point" ist geradliniger als alles, was Johnossis bisheriges Œuvre auszeichnete. Vielleicht ist diese Entwicklung auch nur konsequent, denn was ist peinlicher als Bands, die versuchen, markerschütternden Blues zu spielen, ohne sich selber - dem Wortstamm getreu - blue zu fühlen? Johnossi haben nüchtern betrachtet auch keinen Grund Trübsal zu blasen, sind sie doch mittlerweile akzeptiert als schwedisches Exportgut. Als audibler Bestandteil der skandinavischen Wohlfühlnische, wo man es sich zwischen Ektorps, Köttbullar und den vielen weiteren Verkaufsschlagern herrlich bequem machen kann.
"Mavericks" ist mitnichten ein schlechtes Album. Nur könnte man den beiden Herren auch vorwerfen, eine Platte komponiert zu haben, die so unverfänglich ist, dass sie den Hörer ganz aufgekratzt zurücklässt, ob all der Unaufgeregtheit und Kalkuliertheit der zehn Stücke. Selten darf die Gitarre übersteuern und wilden Noise produzieren, und auch die wermutgetränkte Stimme John Engelberts klingt so gar nicht mehr verzweifelt. Man wird das Gefühl nicht los, hier würde mit angezogener Handbremse musiziert. Im abschließenden Stück stellen sich die beiden ihre Diagnose darum selbst: "A sickness / It's a sickness I have / Awoooo!" Um welche Krankheit es sich handelt, ist ja glücklicherweise schon geklärt.
Highlights
- Mavericks
- Dead end
- What's the point
Tracklist
- Mavericks
- Dead end
- Houses
- Roscoe
- Bed on fire
- What's the point
- No last call
- Come along (There's a gene)
- Worried ground
- Sickness
Gesamtspielzeit: 44:38 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Abspacker |
2011-01-17 23:13:47 Uhr
28.1. konzert jippiiiiiiiiehyeahyeah |
Bobby |
2010-09-08 11:36:24 Uhr
Bis zum neuen Album hat mich die Band überhaupt nicht interessiert. Alles was in der Rezi am Sound kritisiert wird gefällt mir...muss ich mich jetzt schämen? |
lunatic |
2010-08-20 17:54:31 Uhr
jawoll, meister!und machen auf jeden fall mehr druck als der fußlahme neue johnossi-output. |
vomsk |
2010-08-20 17:09:47 Uhr
Hat da grad jemand Sweatmaster gesagt? ^^Eine der unterschätztesten Bands, die kenne...Danko Jones ist ein Furz dagegen. |
lunatic |
2010-08-20 16:44:29 Uhr
ich finde, die 2. ist auch noch gut hörbar.aber das neue album ist schon recht einfallslos, was ich selber als anhänger des ersten albums und so. ziemlich bedauer. zum glück gibt es genug krachmachende alternativen. demnächst z.b. das neue sweatmaster album! |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Kings Of Leon; Mando Diao; The Strokes; Wolfmother; U2; Razorlight; Helldorado; The Lost Patrol Band; The White Stripes; The Black Keys; The Black Box Revelation; Mother Tongue; Jet; Blues Explosion; The Blueskins; The Datsuns; The Von Bondies; Little Barrie; The Soundtrack Of Our Lives; The Dirtbombs; 22-20s; Caesars; The Vines; The (International) Noise Conspiracy; Black Rebel Motorcycle Club; Sugarplum Fairy; The Hives; Friska Viljor; The Sounds; Shout Out Louds; Nikola Sarcevic; Håkan Hellström; Christopher Angström; Stompin' Souls; Alter Me; The Shys; The Besnard Lakes; Oasis; MC5; Neil Young; Led Zeppelin; Jimi Hendrix; The Black Crowes; Brant Bjork; Bruce Springsteen; Bon Jovi; The Who; The Rolling Stones;
Bestellen bei Amazon
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Plattentests.de-Forum
- Johnossi - Forevers (5 Beiträge / Letzter am 23.09.2024 - 21:16 Uhr)
- Johnossi - Mad gone wild (6 Beiträge / Letzter am 12.02.2022 - 08:03 Uhr)
- Johnossi - Torch // flame (9 Beiträge / Letzter am 06.02.2021 - 10:28 Uhr)
- Johnossi - Blood jungle (5 Beiträge / Letzter am 09.02.2017 - 17:23 Uhr)
- Johnossi - Mavericks (18 Beiträge / Letzter am 17.01.2011 - 23:13 Uhr)
- Johnossi - All they ever wanted (29 Beiträge / Letzter am 13.04.2008 - 10:26 Uhr)
- Johnossi - Johnossi (57 Beiträge / Letzter am 04.02.2008 - 16:56 Uhr)