Doves - The places between - The best of Doves

Heavenly / EMI
VÖ: 02.04.2010
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Alte Liebe
Doves kann man eigentlich nur beneiden. Obwohl sie bereits über zehn Jahre existieren, ist zumindest das Vereinigte Königreich immer noch so Feuer und Flamme, dass es die Band einige Energie kostete, der Öffentlichkeit allen Gerüchten zum Trotz zu versichern, dass sie mitnichten die Absicht hegt, sich aufzulösen. Beim Löschen anderer Brände hatten Jez Williams, Jimi Goodwin und Andy Williams weniger Glück: Als sie noch Sub Sub hießen und Mitte der Neunziger vorwiegend elektronisch unterwegs waren, mussten sie zusehen, wie ihr Studio abfackelte. Andere hätten entnervt das Handtuch geworfen und sich fortan als Steuerberater, Bankangestellte oder Taubenzüchter verdingt - die drei dagegen krempelten die Ärmel hoch, räumten den Schutt weg und erfanden sich als technisch versierte Gitarren-Popper mit Epik-Schlagseite und wunderbaren Songs einfach neu.
Dass Doves sich nach vier Alben sowie Gold und Platin im Überfluss erst einmal kräftig auf die Schulter klopfen, sei ihnen also gegönnt. Ihre prächtigen Songs glitzern auf dieser Retrospektive auf zwei CDs und DVD jedenfalls immer noch so verführerisch wie am ersten Tag. Das zunächst intime, aber dann immer weiter ausholende "There goes the fear". Der energetische Stampfer "Pounding", der nach und nach in strahlenden Gitarren aufgeht. "Kingdom of rust" mit seinen gebürsteten Drums und schwerer Melancholie, die von diskretem Feedback und einer Streicher-Armada aufgebrochen wird. Und das sind nur die offensichtlichsten Aktivposten der Hitsammlung auf Teil eins von "The places between - The best of Doves". Doch das Trio weiß nicht bloß, wo es hinwill, sondern auch, wo es herkommt.
Zur Verwurzelung in der Zeit des Madchester Rave gesellen sich nämlich vereinzelte, aber gründliche Ausflüge in den Selbstbedienungsladen des Pop. Das mächtig pumpende "Black and white town" macht mit dicker Drumspur und zielstrebigem Piano-Thema deutlich dem Mittachtziger-Bowie-Heuler "Modern love" seine Aufwartung, bei "Catch the sun" klauen Doves sogar bei sich selbst beziehungsweise bei der großartigen Sub-Sub-Single "This time I'm not wrong". Federnde Grooves deuten außerdem an, dass sie immer noch in der Lage wären, für den Tanzboden zu produzieren - auch wenn diesen Part längst renommierte Remixer übernommen haben. Leider fehlen deren Beiträge auf Teil zwei von "The places between - The best of Doves", der sich ungefähr so verhält, wie man es von einer Zusammenstellung von B-Seiten, Outtakes und Demos erwartet.
Neben dem recht räudigen Rocker "Push me on" und verspulten Growern wie "Blue water" (mit der idiotensicheren, aber soliden Appetizer-Single "Andalucia" das einzige wirklich neue Stück) stehen dort Songs, die ihr relatives Schattendasein bestätigen, oder Kuriositäten, die ihre Spielzeit zwar verdienen, aber nicht überdauern. Auf die Länge gesehen lohnender ist die DVD mit sämtlichen Videoclips, die oft große Gefühle visualisieren: Liebende küssen und schlagen sich vor Panoramatapeten, Männer in der Midlife-Crisis träumen sich durch grelle Alltagsfluchtszenarien, desillusionierte Halbwüchsige vegetieren bildgewaltig in grässlichen Trabantenstadtleichen dahin. Zum Schluss verstreut ein weinender Mittdreißiger die Asche einer unbekannten Person am Strand von Brighton und setzt "The places between" so ein würdiges Ende. Bleibt zu hoffen, dass Doves nicht das gleiche mit sich selbst machen. Denn ihre Songs bleiben eine alte Liebe - und die rostet bekanntlich nicht.
Highlights
- There goes the fear
- Black and white town
- Kingdom of rust
- Pounding
- Catch the sun
- Blue water
- Push me on
Tracklist
- CD 1
- There goes the fear
- Black and white town
- Snowden
- Here it comes
- Words
- Kingdom of rust
- Sea song
- Pounding
- 10.03
- Catch the sun
- Jetstream
- The man who told everything (Summer Version)
- Andalucia
- Caught by the river
- The cedar room
- CD 2
- Blue water
- Eleven miles out
- Rise
- Darker
- Push me on
- Willow's song (Bury Version)
- Valley
- Northenden
- M62 song
- The drifter
- Friday's dust (Capitol Tower Session)
- Almost forgot myself (Demo)
- Your shadow lay across my life
- The last son
- The sulphur man
- At the tower (Instrumental Edit)
- Reprise
- Ambition
- Firesuite (Noise Version)
- DVD 1
- The cedar room
- Sea song
- Here it comes
- Catch the sun
- The man who told everything
- There goes the fear
- Pounding
- Caught by the river
- Black and white town
- Snowden (Live Edit)
- Sky starts falling
- Kingdom of rust
- Winter hill
Gesamtspielzeit: 227:54 min.
Referenzen
Elbow; Athlete; Ian Brown; Coldplay; South; Snow Patrol; Morning Runner; British Sea Power; The Electric Soft Parade; The Temper Trap; The Boxer Rebellion; Kashmir; Duels; Embrace; James; Longview; Teenage Fanclub; Idlewild; Secret Machines; Radiohead; Unbelievable Truth; New Order; Electronic; Bad Lieutenant; Moke; Rooney; Ghosts; Delaware; Guillemots; Leaves; Travis; Lowgold; Keane; Starsailor; The Verve; Richard Ashcroft; Thirteen Senses; Haven; Vega 4; Belasco; Marjorie Fair; Kubb; Seafruit; Delays; Editors; Muse; Adom; Make Good Your Escape; Grandaddy; Mew; The Stone Roses; The Smiths; Blur; Mansun; Inspiral Carpets; Badly Drawn Boy; Sub Sub
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