Angus & Julia Stone - Down the way
Flock / PIAS / Rough Trade
VÖ: 16.04.2010
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Interkontinentale Beziehungen
Die Liebe interessiert's überhaupt nicht, ob man eine Hälfte des sympathischsten, musikalisch begabtesten und eventuell auch noch attraktivsten Geschwisterpaars Australiens ist. Wenn sie nicht will, dann dreht sie sich einfach weg und tut hinterher auch noch so, als ob nichts gewesen wäre. Julia Stone kann ein Lied davon singen. Um genau zu sein: Mit einem Lied hat alles erst angefangen. Während ihr Angebeteter auf einem anderen Kontinent weilte, schickte sie ihm eine E-Mail mit einem eigens für ihn geschriebenen Song. "For you" hieß die Ode und sollte ihm Herz und Augen öffnen. Drei Tage später kam ein Lied von ihm zurück, und auch mit viel Phantasie waren darin keine amourösen Botschaften zu entdecken. Und im Gegensatz zu Julias sanftem Gitarrenstück, das nun auch auf "Down the way" zu hören ist, entstammte das Tondokument des Herzensbrechers auch noch dem höchst unromantischen Genre Heavy Metal.
Aber Julia hat auch positive Erfahrungen mit nahestehenden Menschen auf anderen Kontinenten gemacht: Bruderherz Angus befand sich nämlich daheim in Sydney und schrieb Material für den Nachfolger des großartigen Debüts "A book like this", während Julia ein halbes Jahr im fernen New York City verbrachte und dort kreativ war. Und als ob die Entstehung von "Down the way" damit nicht schon international genug gewesen wäre, wurden die 13 Songs dann auch noch auf drei Kontinenten eingespielt. Unter anderem in einem zu einem Studio umfunktionierten alten Sägewerk in Cornwall, das man nur per Boot oder als furchtloser Eisenbahnschienen-Wanderer erreicht. "Big jet plane" könnte da wohl kaum landen - in diversen Gehörgängen jedoch schon. Denn die Melodie macht es sich in selbigen sofort gemütlich, der Bass pulsiert ganz wunderbar und die E-Gitarre malt Verzierungen mit dem Fineliner. Und dann wären da noch diese herrlichen Streicher, die ohnehin dieses Mal ganz besonders erwähnenswert sind. Vor allem das Arrangement von Julias "Walk it off", dem Song mit dem Cyndi-Lauper-Moment und den überraschend zugeschalteten Duracell-Häschen-Drums.
Wer glaubt, dass die Geschwister Stone sich musikalisch nicht nennenswert weiterentwickelt hätten, dem muss man dann auch Recht geben: Groß ist der Unterschied zu ihrem Debütalbum wirklich nicht. Zum Glück. Allerdings haben Angus und Julia dieses Mal selbst produziert - mit drei Ausnahmen, zu denen auch die erste Single, das von Julia gesungene "And the boys", gehört. Co-produziert, Bass und Piano gespielt hat hier Brad Albetta, der mit Schlagzeuger Matt Johnson und Trompeten-Koryphäe C.J. Camerieri gleich noch zwei Musiker aus der Band seines Schwagers Rufus Wainwright angeheuert hat. Wobei "I'm not yours", der einzige Klavier-Song des Albums, und die wahrlich traumhafte Akustikgitarren-Nummer "Santa Monica dream" mit ihren Simon-&-Garfunkel-Harmonien zweifelsohne die noch schöneren Julia-Stücke sind.
Während auf den Songs der Schwester nach wie vor mindestens fünf "Vorsicht, zerbrechlich!"-Sticker kleben, wagt sich der Bruder auch dieses Mal in rustikalere Gefilde vor, zumindest hin und wieder. "Yellow brick road" hat nichts mit Elton John zu tun, stattdessen heißt es ""Heart of gold" came on the stereo / Mr. Young made me cry", und eine Strophe später klingt das Ganze auch nicht mehr nach Lagerfeuerklampfe, sondern nach zünftigem Folkrock - der sich schließlich ein fast dreiminütiges Instrumental inklusive sonnengegerbter Gitarre gönnt. Angus' zarte Vocals beim zauberhaft melodiösen "Hush" lassen noch nicht erahnen, dass er im darauffolgenden "Draw your swords" geradezu explodieren wird: Erst singt er die essentielle Zeile "You are the only one" wie ein junger Chris Isaak, später mit Jeff-Buckley-Tremolo, und dann ist seine Stimme dermaßen exzessbereit, dass man denken könnte, er sei bei seinem Namensvetter von AC/DC in die Lehre gegangen. Dann hätte die Platte allerdings "Down the highway to hell" heißen müssen - und das hätte zu diesem himmlischen Album nun wirklich nicht gepasst.
Highlights
- Big jet plane
- Santa Monica dream
- Walk it off
- Draw your swords
Tracklist
- Hold on
- Black crow
- For you
- Big jet plane
- Santa Monica dream
- Yellow brick road
- And the boys
- On the road
- Walk it off
- Hush
- Draw your swords
- I'm not yours
- The devil's tears
Gesamtspielzeit: 66:08 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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musie Postings: 3990 Registriert seit 14.06.2013 |
2014-02-14 06:51:30 Uhr
immer noch wunderbares album |
Konsum |
2011-10-31 18:02:35 Uhr
Hat jemand die Ltd Edition? Was is da so drauf? |
rükoti |
2010-11-18 07:21:30 Uhr
War ja klar, dass hier nur Trollerei bei rauskommt. -_- |
rükoti |
2010-11-18 07:18:34 Uhr
@Heulender Vogel:Es wäre allen mehr damit gedient, wenn du deine unqualifizierte "Meinung" einfach mal für dich behältst. Klar kann man über Musik diskutieren und Geschmäcker sind verschieden. Aber du findest ja irgendwie alles scheiße, was andere hier gut finden. Hauptsache dagegen, ne? Wie alt bist du eigentlich. Geh weiter deine usbekische Tanzmusik hören und überlass die Diskussionen Leuten, die Ahnung von Musik haben, bzw. ihre (negative) Meinung vernünftig rüberbringen können. Damit wäre allen hier mehr gedient. Die Beiträge deines schwanzlutschenden Fakes sind übrigens mittlerweile gehaltvoller als deine. |
The Triumph of Our Tired Eyes |
2010-07-23 10:00:45 Uhr
Und Hush? Und Draw Your Swords? Und The Devils Tears? Und der Bonus Track? So viele Perlen:-) |
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Referenzen
Fionn Regan; Jolie Holland; Martha Wainwright; The Magic Numbers; The Swell Season; Blue Roses; Iron & Wine; Damien Rice; Jakob Dylan; The Thrills; Fleetwood Mac; Susie Hug; Kings Of Convenience; Simon & Garfunkel; José González; Ferraby Lionheart; Björn Kleinhenz; Ben Harper; Laura Veirs; Kamila Thompson; Ron Sexsmith; Travis; Nick Drake; The Byrds; Pentangle; Neil Young; Badly Drawn Boy; Al Stewart; Eef Barzelay; Emiliana Torrini; Dear Reader; Feist; Scott Matthew; Bat For Lashes; Ben Kweller; Donavon Frankenreiter; Jack Johnson; Joanna Newsom
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