Sam Amidon - I see the sign
Bedroom Community / Kompakt / Rough Trade
VÖ: 23.04.2010
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
No country for men
Eigentlich gehört es zum Berufsrisiko, aber letztendlich hat es sie doch alle irgendwie erwischt. Billy The Kid wurde zu Brei geballert von Pat Garrett, Lucky Luke ist noch mit seinen Schattenspielereien beschäftigt, und den Marlboro-Mann hat der Lungenkrebs geholt. Wo sind bloß all die Cowboys hin? War das Dasein zwischen Saloon und Mexicana-Zelle früher noch erstrebenswert, hat sich das in der heutigen Zeit längst geändert. Was also tun? Von dem Cover des 2007 erschienenden "All is well" stierte dann tatsächlich ein Cowboy namens Sam Amidon resignierend in die Kamera. Auf dem nackten Oberkörper leuchten noch rot die Finger von dem letzten Schlag mit der flachen Hand auf die nackte Brust. Außenseiter, aber nicht freiwillig gewählt, gebrochen, aber trotzdem kein Antiheld. Bei Sam Amidon ist alles irgendwie anders und doch gleich.
Es passt nämlich kaum ein Bild so gut wie dieses gebrochene männliche Idealbild. Es sind leise Töne, gezupfte Banjos und Gitarren, die sich auf dem fünften Album wieder rotweintrunken in den Arm nehmen. Momente halten inne in ihrer ganzen Vergänglichkeit. "Climbing high mountains" verweilt in seiner Gegenwart, ohne dabei auch nur einen Schritt vorwärts gehen zu können. Es ist ein Versuch, der zum Scheitern verurteilt ist. Zwischen Gitarre und Stimme mischen sich allerlei Klänge, kleine Melodien, stolpernde Harmonien, die nur im Zeitlupentempo vorbei rauschen. Sekunden ziehen sich schwer auf diesem Album. Das wird an vielen Stellen deutlich, aber vielleicht am eindringlichsten bei dem R.-Kelly-Cover "Relief": Das Banjo zupft sich in den süßen Schlaf, bis ihm im Refrain Streicher und Klavier unter die Arme greifen. Langsam schiebt sich Schicht um Schicht ein in diese Verträumheit, die ihr Ende längst weiß, die jeden Atemzug nutzt, um das Aufwachen weiter hinauszuschieben.
Sam Amidons Stimme hat jegliche Verletztlichkeit dieser Welt in sich und ist auch bereit, diese zu Markte zu tragen. Seine Idee von Country hat längst das Kapitel der Glorifizierung zugeschlagen und sich mit seinem eigenen Empfinden angefreundet. Natürlich finden sich auch hier noch Pferde und Natur, allerdings ist das nicht mehr bedrohlich, sondern alles längst Ausdruck des eigenen Empfindens. "No hiding place", lamentiert es verzweifelt aus dem Titeltrack mit der apokalyptischen Ansage "Dark clouds are rising". Es sind oft einzelne Textfetzen, die erst für den endgültigen Bruch mit der Musik sorgen. Doch nie fällt ein Arrangement in sich zusammen, nie versackt ein Klang. Chaos ist "I see a sign" fremd. Selbst "How come that blood" kann keine Hektik einstreuen ins Nachfolgende, auch wenn es das liebend gerne würde.
Behutsam schieben sich Posaunen und Streicher in die Klanglandschaften mancher Stücke, und auch Beth Ortons Stimme ist zu vernehmen, allerdings malt diese mit dem gleichen Farbkasten wie Amidons. Es sind Orte, an denen kein Mensch ist, aber deren Wege mit Stimmen gepflastert sind. Es ist der Bruch mit dem Country, denn Heldengeschichten sind nicht in Aussicht. Der Wind weht durch das Korn, die Sonne sticht schmerzhaft in jede Erinnerung. Melodien bilden bei Sam Amidon weit mehr als nur das blanke Gefühl. Sie sind Rückzugsort, sie sind eindringliche Hoffnung. Dieser Weg muss mitgegangen werden, um ihn zu verstehen. Dazu muss man bereit sein, denn am Ende bleibt nur ein Bild, in dem sich "I see the sign" selbst vollkommen genügt: Beim Ritt aus der Stadt.
Highlights
- Way go, Lily
- Rain and snow
- Climbing high mountains
- Relief
Tracklist
- How come that blood
- Way go, Lily
- You better mind
- I see the sign
- Johanna the row-di
- Pretty fair damsel
- Kedron
- Rain and snow
- Climbing high mountains
- Relief
- Red
Gesamtspielzeit: 42:29 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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shesFlet |
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hermit |
2011-01-13 21:06:27 Uhr
Nach anfänglicher Ernüchterung und Monaten des immer mal wieder Hörens habe ich gestern festgestellt, dass das Album fast genauso grandios ist wie der Vorgänger. Direkt mal das Vinyl gekauft :) |
arnold |
2010-04-21 12:51:30 Uhr
Pitchfork vergibt 8,1 Punkte:http://pitchfork.com/reviews/albums/14149-i-see-the-sign/ |
Armin |
2010-04-11 16:20:53 Uhr
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Referenzen
Nick Drake; Sun Kil Moon; Elliott Smith; J. Tillman; Damien Jurado; Doveman; Eef Barzelay; Bonnie 'Prince' Billy; Bright Eyes; Johnny Cash; Bill Callahan; Mark Eitzel; Great Lake Swimmers; Iron & Wine; Songs:Ohia; Joanna Newsom; Marissa Nadler; Damien Rice; José González; Vashti Bunyan; Bert Jansch; Kings Of Convenience; The Tallest Man On Earth; Johnny Flynn; Alessi's Ark; Owen Pallett; M.Ward; Sparklehorse; Ben Folds; Evan Dando; Mark Kozelek; Red House Painters; Savoy Grand; Neil Young; Wilco
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