Third Eye Blind - Ursa major
Mega Collider / Soulfood
VÖ: 09.04.2010
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Kuscheltier
Wenn eine Band wie Third Eye Blind im Jahre 2010 ein Album veröffentlicht, ist das fast so, als würde ein beinahe schon in Vergessenheit geratener Vertreter einer ausgestorbenen Art wieder auftauchen. Man erinnert sich: Irgendwann Mitte der Neunziger hatten Musiker wie Matchbox Twenty, Marcy Playground, Gin Blossoms, Everclear, The Goo Goo Dolls, Fountains Of Wayne oder eben auch Third Eye Blind unter dem Deckmantel des College Rock ihre Hochzeit und ließen sich ihre musikalischen Ergüsse vor allem in den Vereinigten Staaten vortrefflich versilbern. Einige Hits schwappten auch über den großen Teich, bis es irgendwann recht still wurde und diese Dinosaurier, pardon, Bands fast gänzlich von der Bildfläche verschwanden.
Doch manchmal kommen sie wieder. So auch Frontmann Stephan Jenkins und seine beiden Mitstreiter. Ihr erstes Studioalbum seit fast sieben Jahren trägt den bedeutungsschwangeren Titel "Ursa major", wobei bärenstark in erster Linie die Tatsache ist, dass der in Eigenregie bereits 2009 in den USA veröffentlichte Longplayer es wieder mal bis auf Platz 3 der dortigen Billboard-Charts schaffte. Hierzulande darf man das gerne schulterzuckend und mit fragender Verwunderung zur Kenntnis nehmen. Handelt es sich doch bei diesem Großen Bären um ein durchschnittliches Rockalbum, das nur selten tierisch gut wird.
Jenkins und Co. starten wuchtig in bewährter Stadionrock-Manier. "Can you take me" und die erste Singleauskopplung "Don’t believe a word" muten wie eine Zeitreise an. Neunziger, Cabrio, Westküste. Ja, so war das damals. Etwas Lärm, kontrolliertes Tempo und ein Kübel voller melodischer Harmonie. Macht Laune, wirkt aber doch irgendwie altbacken. Und wenn ein Mittvierziger wie Jenkins dazu dann vergnüglich "Let's start a riot me and you / 'cause a riot's overdue" zum Besten gibt, hat sich das Thema Glaubwürdigkeit endgültig erledigt. Etwas relaxter und dabei gewohnt poppig gehen Third Eye Blind bei Songs wie "Bonfire" oder "Summer town" zur Sache. Luftig-lockere Stücke, die passabel rüberkommen, aber aufgrund mangelnder Ecken und Kanten auch leider schnell vorbeirauschen.
Fast schon erwartungsgemäß ist genau dies das Problem von "Ursa major". Alles schön und gut, lieb und nett. Und vorhersehbar ohne Ende. So fallen beispielsweise schon ein Gitarrensolo in der Mitte von "Dao of St. Paul" und das mit gutem Willen als beinahe furios zu bezeichnende Finale von "About to break" in die Kategorie Überraschungseffekt. Inmitten vieler Balladen vermag einzig noch "Sharp knife" die Zuhörer rotzig und rockig in den Allerwertesten zu treten. Ansonsten wirkt das Ganze inklusive einer 5-Track-Bonus CD nicht zeit-, sondern harm-, leidenschafts- und zahnlos. Aber dafür wenigstens kuschelig.
Highlights
- Sharp knife
- Non dairy creamer
Tracklist
- CD 1
- Can you take me
- Don't believe a word
- Bonfire
- Sharp knife
- One in ten
- About to break
- Summer town
- Why can't you be
- Water landing
- Dao of St. Paul
- Monotov's private opera
- Carnival barker
- CD 2
- Non dairy creamer
- Red star
- Monotov’s private opera (acoustic)
- Bonfire (live)
- Why can’t you be (feat. Kimya Dawson)
Gesamtspielzeit: 70:00 min.
Referenzen
Matchbox Twenty; The Goo Goo Dolls; Tonic; Vertical Horizon; Nine Days; Better Than Ezra; Greenwheel; Neve; Semisonic; Gin Blossoms; Collective Soul; Fastball; SR-71; Eve 6; Thisway; Ash; Stereophonics; Glow; Marcy Playground; Lifehouse; Our Lady Peace; Nada Surf; Paul Westerberg; The Replacements; The Watchmen; Live; 3 Doors Down; The Calling; Lit; Sugar Ray; Everclear; Stanfour
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