Highway Child - Sanctuary come
Elektrohasch / Sonic Rendezvous
VÖ: 16.04.2010
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Land der Ideen
Was ist eigentlich so richtig ur-amerikanisch? Haben die Amis nicht ihre Kultur auf der ganzen Welt zusammengeklaut, durchs Frittierfett im Fast-Food-Laden gezogen und rot, weiß und blau eingepackt? Das wenige, was dann doch ursprünglich aus den USA kommt, interessiert wiederum den Rest der Welt herzlich wenig. Oder wer kennt sich schon mit amerikanischen Maßeinheiten oder Baseball aus, dem Sport, in dem genau wie in der amerikanischen Variante des Fußballs die meiste Zeit überhaupt nichts passiert? Es ist also nur fair, sich an dem wenigen Brauchbaren, das dieses Volk auf dem Kerbholz hat, ordentlich zu bedienen. So halten es jedenfalls Highway Child und versammeln Heartland Rock, Country, Soul, Stoner, Springsteen, Grateful Dead und Jefferson Airplane auf einer Platte.
Mit einem warmen, angezerrten Bass, bluesiger Fuzz-Gitarre und den Zeilen "Red, white and blue / made this come true" verneigen sich die Dänen zu Beginn so authentisch vor dem Vaterland der elektrischen Gitarre, dass man sie dort auch glatt verorten möchte. Allerdings führt die Band den Hörer auch ein wenig in die Irre. Denn es folgt nicht etwa eine echo- und fuzzgeschwängerte Stoner-Platte, sondern ein Album voller von den Sechziger und Siebziger Jahren inspirierter Pop- und Rocksongs. Die angenehm soulige Stimme von Sänger Patrick Heinsoe entführt einen dazu in Melodiewelten irgendwo zwischen Manfred Mann, den späten Beatles und dem frühen Springsteen.
Ganz besonders stechen das fantastische "When the sun burned the ground" und nicht minder großartige Titelsong hervor. Ersteres beginnt mit einem spacigen Riff, das dann zusammen mit relaxten Orgelharmonien in einen Beatles-Refrain mündet. Am Schluss ergießt sich die Feedback-Coda in die minimalistische, hüpfende Pianofigur von "Sanctuary come", das im weiteren Verlauf an ... And You Will Know Us By The Trail Of Dead erinnert und die aufgebaute Spannung geschickt in mehrstimmigen Gesangsharmonien entlädt. An die Fab Four gemahnt auch "In the end" mit seiner zu gleichen Teilen aus "Hey bulldog" und "Here comes the sun" entlehnten Melodie.
Abseits der elektrischen Gitarre machen Highway Child einen ebenso guten Eindruck. Die akustischen Folk-Nummern "Dear girl" und "Born on the run" funktionieren in ihrer reduzierten Schnörkellosigkeit über ihre knapp bemessene Spielzeit und bereichern "Sanctuary come" um weitere Facetten. Überhaupt ufert die Band nie aus, sondern bringt ihre Songs nach spätestens viereinhalb Minuten auf den Punkt. Von Fast Food zu sprechen wäre angesichts der Klasse der Musik aber ungerecht. Genauso ungerecht, wie dem taktisch anspruchsvollen Baseball vorzuwerfen, es würde auf dem Spielfeld nichts passieren.
Highlights
- When the sun burned the ground
- Sanctuary come
- Born on the run
Tracklist
- Red, white and blue
- In the end
- When the sun burned the ground
- Sanctuary come
- Once is too much
- Turn me on
- Dear girl
- You you you
- Take you down
- Born on the run
Gesamtspielzeit: 40:23 min.
Referenzen
Nebula; Lowrider; Black Rebel Motorcycle Club; MC5; The Beatles; Jimi Hendrix; The Who; The Doors; Kyuss; Fu Manchu; On Trial; Colour Haze; Masters Of Reality; The Brian Jonestown Massacre; 35007; Pontiak; Danny And The Champions Of The World; The Grateful Dead; Pink Floyd; Led Zeppelin; Thin Lizzy; Beaver; Titan; Sleep; Earthlings?; Jefferson Airplane; Yawning Man; The Heads; Dead Meadow; Creature With The Atom Brain; The Blue Van; Gov't Mule; Karma To Burn; Lynyrd Skynyrd; Goon Moon