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Dr. Dog - Shame, shame

Dr. Dog- Shame, shame

Anti / Indigo
VÖ: 02.04.2010

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Durch Mark und Twain

Mark Twain ist tot. 100 Jahre schon. Pünktlich zum Gedenken an den vielleicht größten Geschichtenerzähler und Säufer der amerikanischen Literatur bringen Dr. Dog ihr sechstes Album heraus. Die Band, so etwa Kaliber Tom Sawyer des amerikanischen Folkrock, nennt die Platte "Shame, shame" und legt damit den Soudtrack zu den Abenteuern des verschmitzten Huckleberry Finn vor. Die Hitze der Südstaaten wird da eingefangen, der Mythos des mächtigen Mississippi beschworen und die Verwaschenheit von "Fate" aufgehoben. Dr. Dog haben endlich die Platte eingespielt, die man ihnen immer in die Diskographie schmuggeln wollte.

Zur Gewichtung des Vorhabens knackt das Quintett bereits im Opener das Groove-Geheimnis der The-Band-Familie. Toby Leaman schwingt sich in die höchsten Höhen und klingt wie Robbie Robertson. "Stranger" glänzt dabei so golden, wie ein Maisfeld in der Stunde vor Sonnenuntergang. Dass Dr. Dog von der nördlichen Ostküste kommen, sich aber wie eine Band aus New Orleans anhören, steht ganz in der Tradition der großen Vorbilder: The Band waren schließlich auch Kanadier und keine Louisianian. Die passende Geschichte dazu (nebst passendem Text) gibt's in "Station" zu hören.

Die Hits heißen hier "Later" und "Someday". Ersteres klingt nach Edward Sharpe & The Magnetic Zeros und hat so viel Schmiss, dass sich beim melodischen Hauptmotiv der Tonträger beinahe selbst überschlägt. "Someday" mopst sich hingegen die Melodie von Disney's "Robin Hood" und widmet sich mit beachtlichem Einsatz der Explosion des Songs. Eine ungeheure Dynamik wird hier entwickelt, die den zunächst trägen Song mit einer amtlichen Geräuschkulisse ausstattet.

Bei solch einem Soundgefüge, einer solchen Vorlage, versteht es sich von selbst, dass My-Morning-Jacket-Sänger Jim James seinen Kollegen die Freundestreue erweist: Der Refrain des Titelsongs der Platte wird von der Stimme des berühmten Bartträgers getragen. Eine wunderschöne Ehrerweisung, die den Song erst recht nach Bowie und seinem Ziggy Stardust klingen lässt. Ein großes, würdiges Ende. Meister Twain wäre sicher Fan.

(Christian Preußer)

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Highlights

  • Stranger
  • Later
  • Someday

Tracklist

  1. Stranger
  2. Shadow people
  3. Station
  4. Unbearable why
  5. Where'd all the time go
  6. Later
  7. I only wear blue
  8. Someday
  9. Mirror mirror
  10. Jackie wants a black eye
  11. Shame, shame

Gesamtspielzeit: 40:07 min.

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