The John Butler Trio - April uprising
Because / Warner
VÖ: 06.04.2010
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Einmal um die ganze Welt
Es gibt Alben, die beginnen wie ein Sonnenstrahl im Nacken. Sie kitzeln sich langsam nach oben, ziehen warm von hinten in die Muskeln, erreichen schließlich die Mundwinkel - und bleiben da, als idiotisches Grinsen ins Gesicht des Hörers gestanzt. "April uprising", der fünfte Streich des John Butler Trios, ist so ein Album. Der Dreierpack, den Butler und seine Mitstreiter hier zu Beginn servieren, ist ein enthusiastisches Ausrufezeichen, nach dem erstmal der Kopf freigeschüttelt werden will. Der seicht zermollt über die Toms pochende Rock von "Revolution" macht ebensoviel Spaß wie der Radio-Folk-Pop von "One way round" und der teils gar seinem Titel davonhüpfende Punk-Roots-Shaker "Come on now". Danach sind gerade mal zehn der 60 Minuten rum (unter einer Stunde macht es Butler halt nicht). Also, wenn das so weitergeht ...
Geht es natürlich nicht. Wäre ja noch schöner! Auch das ist schließlich gute alte John-Butler-Tradition. Tatsächlich kocht "I'd do nothing" die Stimmung dann auch merklich herunter - zeigt sich dabei allerdings immer noch als ein derart entschlackt schlenkernder Laid-Back-Rocker, dass beinahe schon das nächste Highlight fällig wird. Danach präsentiert "April uprising" ein Western-Blues-Bongo-Rütteln und einen Country-Alternative-Rock-Hybriden. Und schon fängt das Kopfschütteln wieder an. Diesmal jedoch, weil der Rezensent im Grunde gezwungen wird, seinen gesamten Text mit Bindestrichen durchzukoppeln: Das John Butler Trio ist stante pede wieder dabei, alle Genres dieser Welt in ihre ureigene Geschmackstyrannei hinein implodieren zu lassen. Allerdings geben sie sich dabei diesmal nicht die kleinste Blöße. Ja, das alles sind immer noch ganz prima Lieder. Wann kommt er denn nun endlich, der Kollaps?
Die Antwort ist mindestens so unglaublich wie einfach: Gar nicht! "April uprising" ist wohl die konzentrierteste Leistung, die die drei Australier bisher abgeliefert haben. Keine Redundanzen, kein auffällig plakativer Chili-Peppers-Terrorismus, kein sinnlos mäanderndes Blues-Gefrickel, kein hüftsteifer Kiffer-Reggae (trotz der Rückkehr von Dreadhead Nicky Bomba ans Schlagwerk). Stattdessen mit "Fool for you", "Mistery man" und "Steal it" gleich drei teils streicherzerwimmerte Balladen, die dennoch so unfassbar freundlich durch den eigenen Bewegungsdrang schunkeln, dass die Freundin noch am Abend mehrere Zappelphilipp-Arschkarten verteilen muss.
Hinzu kommen Uptempo-Melancholie-Schmachtfetzen wie "To look like you", dessen Refrain von erhebender Güte ist und dessen Gitarren-Leitmotiv die Wurstfinger von Robert Smith zum Verknoten bringt. Handbeklatschte Euphorie-Bonbons wie "Don't wanna see your face". Und schließlich mit "A star is born" ein ganz würdevoller, behände dahinschleichender Abschluss. Nicht nur hier ist Butlers klarer Wille zu spüren, seine nach wie vor absolut begnadeten, seicht verstärkten Lapsteel-Slide-Soli in Songformate einzubetten, die stets bei der Sache bleiben - und so noch den letzten Miesepeter zur Grinsekatze machen.
Highlights
- Revolution
- One way round
- Come on now
- To look like you
- Steal it
- Mistery man
Tracklist
- Revolution
- One way round
- Come on now
- I'd do anything
- Ragged mile
- Johnny's gone
- Close to you
- Don't wanna see your face
- Take me
- Fool for you
- To look like you
- Steal it
- Mistery man
- Gonna be a long time
- A star is born
Gesamtspielzeit: 60:04 min.
Referenzen
Red Hot Chili Peppers; The Soundtrack Of Our Lives; The Black Crowes; Dave Matthews Band; The Wallflowers; Spin Doctors; Tom Petty; Barenaked Ladies; Ben Folds Five; Jack Johnson; Ben Harper; Hootie & The Blowfish; The Afghan Whigs; The Twilight Singers; American Music Club; Mark Eitzel; The Gutters Twins; Ryan Adams; Keith Caputo; Kingmaker; John Mayer; Fink (UK); Gavin DeGraw; Delta Spirit; Dr. Dog; Newton Faulkner; The Cat Empire
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- The John Butler Trio (21 Beiträge / Letzter am 07.05.2012 - 14:02 Uhr)