Boys Like Girls - Love drunk
Ar-Express / Sony
VÖ: 09.04.2010
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
Zu bunt
Boys Like Girls könnten glatt als die Antithese zu HIM durchgehen. Wo Ville Valo die Sonnenbrille höchstens mal absetzt, um eine neue Flasche Rotwein aufzumachen oder die Vorhänge zuzuziehen, quillt dem Quartett die Herzigkeit aus allen Poren und Songtexten. Saftig grün wie ein akurat gemähter Vorstadt-Frontrasen, sattblau wie der zugehörige wolkenlose Himmel, sonnengelb wie, nun ja, die Sonne - so erstrahlt ihr mit elektronischem Schnickschnack kollidierter Teenie- bis Indierock von der Sonnenseite des Lebens zwischen Panic At The Disco, Good Charlotte und Bon Jovi. Im Grunde erstaunlich, dass solche Falsett-Aubaden jugendlichen Überschwangs nicht in Kalifornien, sondern im doch recht nördlich gelegenen Boston gediehen sind.
"Love drunk", das zweite Album und zugleich Deutschlanddebüt der Band, präsentiert sich ungestüm, kalkuliert aber im Hinterkopf kühl seine Außenwirkung: Da mag die Bon-Jovi-Ästhetik inklusive Talkbox im Opener "Heart heart heartbreak" noch so seltsam wirken - die Band ist einfach gedanklich schon drei Schritte weiter als ihr Jung-Pop. "Love drunk" dagegen powerpoppt erfolgreich einen catchy Refrain in die Ohren der Hörer, während die Kommerzialisierung bereits bei dem schmalzigen Duett "Two is better than one" mit der amerikanischen Countrypop-Sensation der Stunde, Taylor Swift, ihren fragwürdigen Höhepunkt erreicht. So geht es weiter: "Real thing" liefert eine ordentliche, wenngleich zuckersüße Hookline, "She's got a boyfriend now" bedient die Jung-und-unbeachtet-Gefühle aller hormonell Verunsicherten.
Tatsächlich macht "Love drunk" seinem Titel alle Ehre: Jugend auf allen Kanälen, ein bisschen Herzschmerz, und ganz viel Das-ist-unsere-Zeit-Metaphorik, dazu ein äußerst amerikanischer Sound, der unbedarfte Hörer einfängt und doch nie einen Schritt aus den erprobten Gefilden wagt. Gegen Ende gleitet die ohnehin hoffnungslos überzuckerte Platte dann etwas zu sehr in Richtung Radiorock ab, und auf Dauer ist ein Album, das - assoziativ - so sehr auf Linie gebleacht und gezupft klingt, doch zu uninteressant für ein Publikum jenseits posterverklebter vier Wände. Boys Like Girls (ein passend doppeldeutiger Name, denn wenig klingt hier explizit männlich) treiben es einfach ein wenig zu bunt an ihrem Sonnenschrein. Da kann es einem schon die Laune verhageln.
Highlights
- Love drunk
- Real thing
Tracklist
- Heart heart heartbreak
- Love drunk
- She's got a boyfriend now
- Two is better than one
- Contagious
- Real thing
- Someone like you
- The shot heard 'round the world
- The first one
- Chemicals collide
- Go
Gesamtspielzeit: 43:18 min.
Referenzen
Eve 6; SR-71; Good Charlotte; Simple Plan; The Friday Night Boys; We The Kings; All Time Low; Mayday Parade; The Academy Is...; Sunrise Avenue; Bon Jovi; The Maine; Every Avenue; Cartel; The Summer Set; The Red Jumpsuit Apparatus; Wheatus; Busted; Cobra Starship; You Me At Six; Fall Out Boy; The All-American Rejects; Metro Station; Panic At The Disco; Angels & Airwaves; Blink-182; +44; The Killers; Taking Back Sunday; Third Eye Blind; The Rasmus; Chris Cornell; Tokio Hotel; Revolverheld
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