Brant Bjork - Gods & goddesses
Low Desert Punk / Cargo
VÖ: 26.03.2010
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Staub und trocken
So kann man es auch machen: Einfach eine schöne Unbekannte mit wissendem Mona-Lisa-Lächeln nebst schickem Auto aufs Cover packen - und der Künstler kann sich gepflegt im Hintergrund halten. So macht es Brant Bjork jedenfalls auf "Gods & goddesses". Als Jeansjacken-Jesus mit Schnauzbart und Stirnband sitzt er im Halbdunkel des Bildhintergrundes, während die Dame im Vordergrund ein süffisantes Lächeln aufsetzt. Erst beim zweiten Hinsehen erkennt man, wer von den beiden am Steuer des Straßenkreuzers sitzt.
Bjork, ehemals Schlagzeuger bei der Stoner-Legende Kyuss sowie den Wüstenrockern Fu Manchu und mittlerweile Meister des lässigen Improvisationsrocks, steuert sein Vehikel diesmal allerdings nicht in die Walachei. Krankten seine vorigen Alben oftmals daran, dass sie sich nach spätestens drei Songs auf dem offenen Feld der Beliebigkeit verliefen, ist "Gods & goddesses" eher ein schnurgerader Song-Highway durch die vielzitierte staubtrockene Wüste Kaliforniens.
Die meisten Stücke sind kurz und knackig geraten: "Dirty bird" legt mit vorwärts marschierendem Rhythmus und gemächlich hinterherzockelndem Basslauf zu Anfang gleich richtig los. Bjorks Gesang wechselt stets zwischen gefühlvoll-rockig und lässig-erzählend, was sich in den vergangenen Jahren nicht einen Deut geändert hat. Aber das kann einem eigentlich egal sein, da sein Wüstenrock sowieso spätestens am Beginn dieses Jahrtausends stehengeblieben ist. Der Títel "Future rock (We got it)" ist anschließend ein charmanter Scherz, hört man, wie nah ist Bjork hier dem klassischen Stonerrock Marke Kyuss kommt: stoisches Riff, von vorne bis hinten verzerrt, zwischendurch ein quietschendes Solo und ab dafür.
Dass Bjorks Songs funktionieren, liegt dabei bestimmt nicht an seinen eher bescheidenen Gitarrenkünsten. Sondern daran, dass der Mann einfach ein Händchen dafür hat, über einen kuscheligen Wohlfühl-Flokati aus Retrorock kleine Versatzstücke aus Melodien und sanften Kopfnickerlicks zu legen, die im Ohr kitzeln und hängen bleiben. Etwa die leicht synkopierte, beinahe cleane Gitarre in "Porto" oder der Rausschmeißer "Somewhere some woman" mit seiner fast hymnenartigen Akkordfolge. Nur dass sich Bjork ganz am Ende, wenn eigentlich schon alles passiert ist, mal wieder dazu hinreißen lässt, in einen genauso über- wie zähflüssigen Jam zu verfallen, schickt eine kleine Wolke über den ansonsten strahlend blauen Wüstenhimmel. Doch keine Sorge: Es bleibt trocken.
Highlights
- Dirty bird
- Future rock (We got it)
- Somewhere some woman
Tracklist
- Dirty bird
- The future rock (We got it)
- Radio Mecca
- Little world
- Blowin' up shop
- Good time bonnie
- Porto
- Somewhere some woman
Gesamtspielzeit: 32:26 min.
Referenzen
Ché; Fatso Jetson; Scott Reeder; Fu Manchu; Kyuss; Ten East; Yawning Man; Nebula; Hermano; Unida; Slo Burn; Colour Haze; Masters Of Reality; Orquesta del Desierto; The Atomic Bitchwax; Black NASA; Karma To Burn; Queens Of The Stone Age; Desert Sessions; Mark Lanegan; Screaming Trees; Gov't Mule; Blind Dog; Lowrider; Five Horse Johnson; Clutch; Mother Tongue; Tito & Tarantula; Creature With The Atom Brain; Witch; The Company Band; Shrinebuilder; Dead Meadow; Spirit Caravan; Sleep; Eagles Of Death Metal; Goon Moon
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