Bakkushan - Bakkushan

Virgin / EMI
VÖ: 26.03.2010
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Wer rastet, der rostet
"Lauf los, drauflos und nutz die Zeit, die bleibt, noch so lange Du kannst / Mit Herz und Verstand, Hand und Fuß über Stadt, Land, Fluss / Irgendwann kommen wir schon an." Manchmal geht es schneller, als man denkt. Denn dieses "irgendwann" ist für Bakkushan spätestens mit Veröffentlichung des selbstbetitelten Erstlingswerks erreicht. So viel ist sicher. Seit langer Zeit hat man nicht mehr so dermaßen Laune machende und vor Energie strotzende deutschsprachige Musik aus den Boxen schallen gehört. Bakkushan sind Bewegungsfanatiker und haben die viel zitierten Hummeln im Allerwertesten. Daher kommt es also nicht von ungefähr, dass das erste größere musikalische, auch auf dieser Platte vertretene Lebenszeichen ein Song namens "Springwut" war. Wenn Frontmann Daniel Schmidt "Spring, spring, spring, wenn ich das hier für Dich sing‘" ins Mikro brüllt, ist schnell klar, dass es sich hierbei nicht um einen nett gemeinten Vorschlag handelt. Das ist ein Befehl. Und mit Sicherheit einer, dem live gerne gefolgt werden dürfte.
Genauso verhält es sich mit "Baby, Du siehst gut aus!", einem der absoluten Highlights dieser jungen Band. Ein Song, bei dem der Lautstärkeregler beinahe schon selbst darum bettelt, in höhere Regionen gelangen zu dürfen. Ein Song, der mit Hilfe von ein, zwei Gerstensäften in der proppenvollen Studentendisco ein schweißtreibendes Spektakel verursachen dürfte. Und ein Song, der trotz oder gerade wegen seines platten Textes ungemein charmant und zielgerichtet schnurstracks nach vorne geht. Das mittlerweile von Mannheim nach Berlin umgesiedelte Quartett verstrickt sich keine Sekunde der vorliegenden Dreiviertelstunde in Spielereien oder Effekthascherei. Es ist der einfache und direkte Weg. Dass dies im Umkehrschluss nicht gleichbedeutend mit stupider Oberflächlichkeit ist, beweisen die eröffnenden "Gefahr" und "Ein Sturm in meiner Stadt". So kann Sozialkritik ohne erhobenen Zeigefinger, aber dafür im rifflastigen Róckgewand klingen.
Songs wie "Zeit sich zu bewegen" und "Deine Helden sind tot" schlagen in eine ähnliche Kerbe. Trotzig, rockig, kantig. Gehen nicht auf Anhieb ins Ohr, aber das ändert sich mit der Zeit. Apropos Ohr: Bakkushan haben natürlich auch die großen Melodien parat. Wer auf einen treibenden Dreiminüter mit perfektem Popschmelz und 1a-Refrain gewartet hat, darf sich bedient fühlen. "Ein kostbarer Moment, ein kurzer Augenblick, ein nettes Lächeln, eine schöne Melodie / So bleibst Du in Gedanken für alle Zeit erhalten." So einfach ist das. Hin und wieder schimmert eine gehörige Portion Melancholie durch relaxtere Stücke wie "Lass die Sonne und mich allein", "Der erste Tag" oder "Alles wird gut". Momente, in denen Bakkushan die Grenze zum Kitsch geschickt umkurven und glaubwürdig bleiben. Mit Herz und Verstand eben. Und bloß nicht stehen bleiben.
Highlights
- Baby, Du siehst gut aus!
- Alles war aus Gold
- Stadt Land Fluss
- Der erste Tag
Tracklist
- Gefahr
- Ein Sturm in meiner Stadt
- Baby, Du siehst gut aus!
- Lass die Sonne und mich allein
- Alles war aus Gold
- So hört sich der Sommer an
- Springwut
- Stadt Land Fluss
- Der erste Tag
- Zeit sich zu bewegen
- Deine Helden sind tot
- Alles wird gut
Gesamtspielzeit: 43:08 min.
Referenzen
Jonas Goldbaum; Benzin; TempEau; Hansen Band; Kettcar; Tomte; Fotos; Jupiter Jones; Astra Kid; Schein 23; Anajo; Angelika Express; Muff Potter; Madsen; Bilderbuch; Auletta; Olli Schulz & Der Hund Marie; Sportfreunde Stiller; Superpunk; Fertig, Los!; Samba; Virginia Jetzt!; The Wohlstandskinder; Die Kleinen Götter; Revolverheld; Schrottgrenze; Selig; Nationalgalerie
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