Jasper - Ohrenpost
Ariola / Sony
VÖ: 19.03.2010
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Frühjahrsmüdigkeit
Die eigene Muttersprache zu verstehen, kann schlimm sein. Während bei Filmen und Serien darüber diskutiert wird, ob sie im Original oder synchronisiert besser sind, funktioniert das bei Musik meist nicht. Abgesehen von fragwürdigen Cover-Versionen, wo beispielsweise aus "No woman, no cry" ein "Ka Alde ka Gschrei" wird. Und obwohl Lieder ja nicht nur aus Melodie, sondern auch aus Text bestehen, ist es ganz einfach, sich von ein paar schönen Tönen einlullen zu lassen und den Text auszublenden, wenn der in einer fremden Sprache gesungen wird.
Der scheinbar frühlingshafte Jasper März steckt mit seinem zweiten Album "Ohrenpost" noch oder bereits wieder in der fünften Jahreszeit fest. Zumindest für diejenigen, denen facettenreiche Narren auf den Geist gehen. März' Stücke scheinen auf den ersten Blick alle als lahme Herzbuben verkleidet zu sein. Doch zum letzten Lied geskippt wird der Hörer plötzlich irritiert von einer Live-Version über die fröhlich, tanzende Putzfrau Dörte D. und dem Klatschrhythmus der Konzertbesucher. Ist März also ein August? Nochmal zurück auf Anfang.
Von Wandlungsfähigkeit zu sprechen, wäre noch untertrieben. Sicher kann es März positiv angerechnet werden, dass er verschiedene Stile ausprobiert und über unterschiedliche Themen singt. Leider wirkt das so authentisch wie ein Clowns-Kostüm im Sommer. "So lala" macht seinem Namen alle Ehre, und vielleicht ist es Absicht, dass diese Nummer über die Antriebslosigkeit nicht vom Hocker reißt. Überhaupt schwingt zu viel Reinhard Mey in der Stimme des 23-jährigen, und so klingt es ungewollt altklug, wenn er "Jenny" für ihren hohen Internet-Konsum maßregelt. Zumal er seine Abrechnung mit dem WWW ja schon auf dem Debüt "Neidlos" als "Der HDL Song" erledigt hatte.
"Immer noch hier" überrascht dann mit viel Gitarre und einem Ende, das den ganzen Inhalt des Liedes verändert. Am besten ist Jasper sowieso, wenn seine Stimme ganz ruhig nur zur Gitarre vibriert, ohne Schnörkel, so wie in "Hätte ich" und "Lautlos". Zu oft fährt er sich allerdings selbst in die Parade, mit konstruierten Reimpaaren und albernen Themen wie "Gewittertierchen". Wenn Jasper glaubhaft rüberkommen möchte, sollte er sich für ein Kostüm entscheiden oder seine Alben im Ausland vertreiben.
Highlights
- Hätte ich
Tracklist
- So lala
- Unser Sommer
- Jenny
- Immer noch hier
- Letzter Tag am Strand
- Hätte ich
- Wann
- Ich schlaf erst ein
- Wie immer
- Gewittertierchen
- Lautlos
- Noch nicht müde
- Dörte D. (live)
Gesamtspielzeit: 45:30 min.
Referenzen
Der Junge Mit Der Gitarre; Pohlmann; Olli Schulz; Funny Van Dannen; Kapelle Petra; Bela B.; Farin Urlaub; Die Ärzte; Gisbert Zu Knyphausen; Clueso; Philipp Poisel; Samba; Eagle-Eye Cherry; Justin Balk; ClickClickDecker; Jack Johnson; Donavon Frankenreiter; Niels Frevert; Tilman Rossmy; Joachim Deutschland; Bernd Begemann; Jan Böttcher; Tommy Finke; Space Kelly; Monsters Of Liedermaching; Reinhard Mey; Götz Widmann; Joint Venture; Hannes Wader
Bestellen bei Amazon
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Plattentests.de-Forum
- Deniz Jaspersen - Neues Album? (2 Beiträge / Letzter am 08.06.2019 - 13:10 Uhr)
- Jasper - Neidlos (9 Beiträge / Letzter am 23.04.2009 - 22:45 Uhr)
- Film: The mysterious geographic explorations of Jasper Morello (1 Beiträge / Letzter am 18.01.2008 - 16:42 Uhr)
- Jasper Morello movie (4 Beiträge / Letzter am 04.12.2007 - 10:08 Uhr)