Nick Cave & Warren Ellis - The road (Original soundtrack)
Mute / EMI
VÖ: 08.01.2010
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Der Ton des Bunny Munro
Das Schaffen des Nick Cave ist ein Gruselkabinett. Zuletzt begeisterte der Fürst mit der fliehenden Stirn als Autor einer absurden Charakterstudie über einen sexbesessenen, zynischen und selbstgerechten Handlungsreisenden, der sich selbst beim Anblick der Leiche seiner Frau einer Erektion nicht erwehren kann. "Der Tod des Bunny Munro" lebt von Wortgewalt und zerstörerischer Poesie, vom Teufel der Sprache. Es scheint, als habe Cave sich auf der Spielwiese der Literatur nachhaltig ausgetobt. Der Soundtrack zu "The road" kommt jedenfalls ohne einen einzigen Wortfetzen aus.
Cave und Ellis sind mittlerweile ein eingespieltes Team: "The road" ist bereits der dritte Soundtrack, den das bärtige Duo gemeinsam konzipiert. "The proposition" und "The assassination of Jesse James by the coward Robert Ford", jeweils kruder Existentialismus im verstörenden Westerngewand, verband der Minimalismus. "The road" knüpft an der Kargheit der Umgebung und der Umstände an. Der Film ist jedoch kein Western, sondern eine klamme, unheimliche Utopie.
Zur Handlung: Die Apokalypse hat die Welt in Schutt und Asche gelegt. Vater und Sohn ziehen durch die Ödnis Amerikas zur Küste, um zu überleben. Traumatisiert vom Tod der Frau und Mutter schlagen sie sich mit Kannibalen und Plünderern herum, um sich der eigenen Existenz zu versichern. "The Proposition"- Regisseur John Hillcoat verfilmte den Cormac-McCarthy-Roman mit Viggo Mortensen, Charlize Theron und Guy Pearce. Die optimale Voraussetzung für Cave und Ellis, die Meister der audiophilen Düsternis und Beklemmung.
So ist der Soundtrack mit Geige und Klavier zwar sehr minimalistisch gehalten, dank gespenstischer Loops und zwielichtiger Geräuschkulisse jedoch ein gewaltiges Stück Nerventerror geworden, der die Leere der Welt von Vater und Sohn musikalisch untermalt. Ohne dass man den Film gesehen haben muss, tauchen die Bilder aus dem Buch vor dem geistigen Auge auf, und das Verstörende des Buches kehrt zurück. Minimalistisch ist dieser Soundtrack, fokussiert auf das Essentielle. Ein Überlebenskampf. Und Cave und Ellis wissen ganz genau, welche Töne das menschliche Martyrium veredeln.
Highlights
- Memory
- The bath
Tracklist
- Home
- The road
- Storytime
- The cannibals
- Water and ash
- The mother
- The real thing
- Memory
- The house
- The far road
- The church
- The journey
- The cellar
- The bath
- The family
- The beach
- The boy
Gesamtspielzeit: 47:17 min.
Referenzen
Nick Cave & The Bad Seeds; Warren Ellis; Dirty Three; The Dust Dive; Bonnie "Prince" Billy; Ennio Morricone; Uri Caine; Samuel Barber; Amina; Misha Alperin; Henry Górecki; Knut Nystedt; Astor Piazolla; Angelo Badalamenti; Olivier Messiaen; Philip Glass; Chales Ives; Tarantula A.D.; Godspeed! You Black Emperor; A Silver Mt. Zion; Mono; Sigur Rós; Codeine; 16 Horsepower; At Home; Iron & Wine; Calexico; Soulsavers; Devastations; Glissandro 70; The Velvet Underground
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