Japanische Kampfhörspiele - Bilder fressen Strom

Unundeux / Cargo
VÖ: 29.01.2010
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Be kind, regrind
Konsum, Völlerei und Spießertum waren schon immer zentrale Themen in den Texten von Japanische Kampfhörspiele. Wie passend ist es da, ausgerechnet ein Foto von der berüchtigten Eröffnung eines Elektronikmarkts in Berlin aufs Cover zu packen. Wir erinnern uns: Im September 2007 wurde besagter Laden am Alexanderplatz zu diesem Anlass von hunderten völlig enthemmten Kaufberauschten förmlich überrannt.
In die Vollen gehen auch die Krefelder bei der Anzahl ihrer Songs: Ganze 27 Grindpunk-Massaker hauen sie einem in 42 Minuten um die Ohren. Heruntergerechnet auf die durchschnittliche Länge mutet der über fünfminütige Opener "Die Schlachtung" da schon fast ausschweifend an. Und die Herren nutzen den Freiraum und liefern ein Groovemonster ab, das auch Napalm Death nicht mal eben aus dem Ärmel schütteln würden.
Dieses musikalische Selbstvertrauen wird zusätzlich noch dadurch demonstriert, dass sich glatt drei Instrumentals auf der Trackliste finden. Doch progressiv sind Japanische Kampfhörspiele deshalb Gott sei Dank noch lange nicht. Im Gegenteil: Zehn Songs brauchen sogar nicht einmal eine Minute, um alles zu sagen, was sie zu sagen haben. Über Casting-Shows, geldgeile Banker oder im achtsekündigen "Der Arsch" über berufliche Kriechtiere: "Immer schön nach unten treten und nach oben sich verweigern / Die Fehler anderer aufzeigen und die eigenen verschweigen."
Dass bei dieser Menge an Songs der eine oder andere Ausfall wie "Everything is fine" oder "Rentnerparadies" zu verzeichnen ist, lässt sich ebensowenig vermeiden wie der Eindruck, dass so manches Solo eher pflichtbewusst angeflanscht wurde. Doch solange das erneut derbst groovende "Wie geht noch mal ficken?" den Schädel spaltet oder "Links" mit dem Gastvokalisten Willi Wucher von Pöbel Und Gesocks dem Gutmenschentum den Spiegel nicht nur vorhält, sondern mit Schmackes in die Fresse schlägt, machen Japanische Kampfhörspiele vieles richtig. Also noch einmal von vorne. Gierig, wie wir nun einmal sind. War ja kurz genug.
Highlights
- Die Schlachtung
- Milchkrieg
- Tod im Tank
- Wie geht noch mal ficken?
- Links
Tracklist
- Die Schlachtung
- Die Kampagne
- Supermacht
- Milchkrieg
- Minderleister
- Deutschland sucht den Superstar
- Sorgsam durcheinandergebracht
- Tod im Tank
- Jochbeinbruch
- Everything is fine
- Wie geht noch mal ficken?
- Goldene Mitte
- Rentnerparadies
- Lebendgewicht
- Fresssucht
- Dement
- Effizienz
- Deutsche
- Mimikri
- Der Arsch
- Angriff auf die Zivilisation
- Auto
- Schmerzrakete
- Die Reinigung
- Links
- Nachahmer
- Emotionen
Gesamtspielzeit: 42:14 min.
Referenzen
Napalm Death; Terrorizer; Excrementory Grindfuckers; Bathtub Shitter; Die Apokalyptischen Reiter; Anal Cunt; Lawnmower Deth; Haemorrhage; Poostew; Jack Slater; Debauchery; Leng Tch'e; Macabre; The Exploited; Slime; Terrorgruppe; Brutal Truth; Agnostic Front; Minor Threat; Black Flag; Bad Brains; Anti-Flag; Lock Up; Agoraphobic Nosebleed; Extreme Noise Terror; Das Krill; Carcass; Nasum; Fuck... I'm Dead; Regurgitate; Professor; Eisenvater
Bestellen bei Amazon
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Plattentests.de-Forum
- Japanische Kampfhörspiele - Neues aus dem Halluzinogenozinozän (3 Beiträge / Letzter am 29.01.2021 - 13:51 Uhr)
- Japanische Kampfhörspiele - Verk ferever (5 Beiträge / Letzter am 07.11.2019 - 13:33 Uhr)
- Japanische Kampfhörspiele - The Golden Anthropocene (7 Beiträge / Letzter am 28.08.2016 - 16:29 Uhr)
- Japanische Kampfhörspiele - Welt ohne Werbung (15 Beiträge / Letzter am 16.01.2016 - 19:40 Uhr)
- Japanische Kampfhörspiele (18 Beiträge / Letzter am 10.07.2009 - 05:14 Uhr)