Pontiak - Sea voids
Thrill Jockey / Rough Trade
VÖ: 05.02.2010
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Immer im Kreis
Es gibt Dinge, die ganz offensichtlich überhaupt nicht zusammenpassen. Diese zu vermischen, ist schon immer eine Aufgabe der Kunst gewesen. Zum Beispiel der Essenskunst. Wer könnte an kulinarischen Meisterwerken wie Scheibletten-Käse auf Nutella-Brötchen oder Apfelmus zu Käsespätzle einfach so vorübergehen? Pontiak wenden das Nutella-Käse-Prinzip auf die Musik an - mit dem Unterschied, dass man sich erst durch eine dicke Schicht Doom-Gouda beißen muss, bevor darunter die süße Schicht aus zartbitterer Folk-Schokoloade zu Tage tritt.
Die Band vermischt also zwei Stile, die im Rahmen der Rockmusik recht weit auseinander liegen. Nicht weit genug freilich, um nicht schon vorher mal in einen Topf geworfen worden zu sein. Earth haben schon immer gerne mal die Akustische im Gedröhne untergehen lassen, und auch bei Postrock-Bands wie Crippled Back Phoenix vermischen sich laute mit leisen Tönen. Aber Pontiak führen einen immer wieder in die Irre, wechseln das Genre am liebsten gleich mehrmals während eines Songs. "Suzerain" setzt zu Beginn auf klassischen Doom und brät sich mit überbordenden Distortion-Gitarren durch die Boxenkabel - nur um auf halbem Wege einen Zeitsprung in die 70er-Jahre zu wagen und sich einige Riffs bei Deep Purple auszuleihen.
Die Sprünge und Haken kommen meist abrupt, aber "Sea voids" ist kein Flickenteppich aus missglückten Versuchen, möglichst viel Verschiedenes auf eine Platte oder gar in einen Song zu packen. So bereitet "World wide prince" mit seinen flächigen Hallsounds zwischen Amplifier und dEUS die bedrohliche Atmosphäre des folgenden "One ton one kilo" vor, dessen dissonante Noise-Gitarren es wiederum in das eher fragmentarische "Shot in the arm" hinüberschaffen. Die Songs stehen in einem direkten Bezug zueinander, erhalten ihren Sinn durch ihre Position in der Tracklist.
Nur durch solche Synergien ist es möglich, dass ein Song wie "Feeding" trotz seiner oberflächlichen Monotonie so spannend ist. Der angezerrte Bass, der hier die typische Ruhe-vor-dem-Sturm-Stimmung erzeugt, ist nämlich nicht nur die Verheißung zukünftiger, sondern gleichzeitig das Echo früherer Ausbrüche. Wer bei "Sea voids" den Shuffle-Knopf seiner Stereoanlage benutzt, beraubt sich allerdings dieser Reise um die Rockwelt. Pontiak kehren am Ende im Titelsong dramaturgisch wieder an den Anfang der Platte zurück und schließen den Kreis, in den man zwar an beliebiger Stelle einsteigen kann, auf dem man aber nicht beliebig hin- und herspringen sollte.
Highlights
- World wide prince
- Feeding
- It's the life
Tracklist
- Suzerain
- World wide prince
- One ton one kilo
- Shot in the arm
- Life and coral
- The spiritual nurse
- Feeding
- It's the life
- Sea voids
Gesamtspielzeit: 34:09 min.
Referenzen
White Hills; Earth; The Heads; Shrinebuilder; Isis; Earthless; Black Math Horseman; Colour Haze; Black Sabbath; Dead Meadow; Sleep; Om; The Obsessed; Nebula; Comets On Fire; Karma To Burn; Truckfighters; The Atomic Bitchwax; Black NASA; Los Natas; Fu Manchu; Dozer; The Awesome Machine; 35007; On Trial; Gas Giant; Witch; Baby Woodrose; Black Mountain; Big Business; Yawning Man; Ten East; Lowrider; Sons Of Otis; Masters Of Reality; Stinking Lizaveta; Fatso Jetson; The Grateful Dead; Blind Dog; The Black Angels; Spirit Caravan
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