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Peter Gabriel - Scratch my back

Peter Gabriel- Scratch my back

Real World / Virgin / EMI
VÖ: 26.02.2010

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Von Gesten

Das hat er sich fein ausgedacht: Peter Gabriel veröffentlicht ein Coveralbum und lädt die so geehrten Künstler dazu ein, sich mit einem Gabriel-Cover zu bedanken. Auf "Scratch my back" soll baldmöglichst "And I'll scratch yours" folgen. Aber das ist erst noch Zukunftsmusik. Zurück im Jetzt ist Gabriels Auswahl ausgesprochen spektakulär: Zwar gehören klassische Songwritergrößen wie Paul Simon und Randy Newman ebenso zum allgemeinen Cover-Kanon wie die Talking Heads, David Bowie und Lou Reed. Dass Gabriel sich aber auch jüngeren Kreativgeistern wie Radiohead, Elbow, Regina Spektor, Arcade Fire, The Magnetic Fields und Bon Iver annimmt, spricht für den Geschmack des Briten. Oder mindestens für fähige Berater.

Was weniger für Gabriel spricht, ist jedoch die Umsetzung. Gewiss, er setzte sich große Ziele, und mit dem Exil-Neuseeländer John Metcalfe hatte er rasch einen fähigen Arrangeur für weite, abstrahierte Streicherwelten gefunden. Von der Auseinandersetzung mit einer bewusst auferlegten Selbstbeschränklung erhoffte sich Gabriel einen Kreatitivitätsschub. Dumm nur, dass er mit Gitarre und Schlagzeug ausgerechnet die Rock-Grundlage seines exzentrischen Schaffens vor der Tür stehen ließ. Damit verpuffte nicht nur Lautstärke, sondern auch nachhaltige Kraft. "Scratch my back" setzt stattdessen auf Opulenz und melancholischen Bombast. Das kann durchaus gut gehen. Muss aber nicht.

Wenn Bowies Mauer-Hymne "Heroes" neben seinem Riff auch die Euphorie einbüßt, klingt das zunächst einmal gewagt. Auch die enttänzelte Version von Simons "Graceland"-Hüpfer "The boy in the bubble" entwickelt eine zärtliche Faszination. Aus Elbows verwunschenem "Mirrorball" macht Gabriel ein lediglich harmloses Nümmerchen. Dafür kann Bon Ivers zerbrechliches "Flume" unter der orchestralen Befeuerung immerhin ein neues Eigenleben entwickeln. Ob das aber wirklich nötig gewesen wäre? Spannender gelang da "Listening wind", bei dem aus den polyrhythmischen Arabesken der Talking Heads ein quecksilbernes Saitenquietschen mit schwerelosen Bässen wurde. "My body is a cage" muss ohne Arcade Fires Kirchenorgel auskommen, aber das machen wuchtige Streicher und ein sinistrer Kirchenchor locker wett. Und nachgerade unheimlich gelang Spektors "Après moi", in dem Gabriel zum Racheengel wird und damit sogar das Original in den Schatten stellt.

Weniger schön sind die uninspirierte Wiedergabe von Newmans "I think it's going to rain today" oder das nicht einmal von Goldfrapps Will Gregory zu rettende "The power of the heart". Hier zerfließt Gabriel fast vor leerer Gefühligkeit. Die ist bei Stephin Merrits "The book of love" immerhin angenehm schlicht. Dafür fehlt dem Klagelied "Philadelphia" die Tiefe von Neil Youngs Koyotengeheul. Richtiggehend ärgerlich ist aber, was Gabriel Radioheads "Street spirit (Fade out)" antut. Diese avantgardistisch gemeinte Interpretation skalpiert nicht nur das hypnotische Gitarren-Spinnennetz der Vorlage, sondern vergisst sogar die unvergessliche Melodie. Lediglich Thom Yorkes Text darf überleben. Gabriel rezitiert diesen über impressionistisch dilletierten Orchester-Tupfern, für die sich Eric Satie schämen würde. Das ist erbärmliches Kunstgetue. Aber immerhin darf der Mut zum Risiko gelobt werden. Wer Großes will, scheitert eben auch dramatisch. Außerdem ist "Scratch my back" ja nur der Anfang von etwas noch Größerem. Und weil Gabriel wenigstens bei der Zusammenstellung der Originale durchgängig Exzellenz bewies, wird die erhoffte Antwort deutlich spannender sein als dieses leider häufig nur halbgare Experiment.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • The boy in the bubble
  • Listening wind
  • My body is a cage
  • Après moi

Tracklist

  1. Heroes
  2. The boy in the bubble
  3. Mirrorball
  4. Flume
  5. Listening wind
  6. The power of the heart
  7. My body is a cage
  8. The book of love
  9. I think it's going to rain today
  10. Après moi
  11. Philadelphia
  12. Street spirit (Fade out)

Gesamtspielzeit: 53:41 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Naja
2012-11-07 19:48:41 Uhr
Fest steht jedenfalls, dass Gabriel "The Book Of Love" erst zu einem richtigen Song gemacht hat, das Original ist dagegen richtig mies.
tobi
2011-10-12 21:26:46 Uhr
Sollte nicht von den gecoverten Artists zurückgescratchet werden.
So ist das nun mal:
2010-04-15 13:20:49 Uhr
Dumme Platte -> Dummes Forengeschwätz

nicolausi
2010-04-15 13:14:12 Uhr
Das mit Abstand dümmste Forengeschwätz (mit vereinzelten Ausnahmen), das ich bisher zu diesem Thema gelesen habe.
Wer hätte das gedacht?
2010-04-05 13:06:10 Uhr
Thom Yorke mag Peter Gabriel Cover nicht
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