Bloodlights - Simple pleasures
Silversonic / H'Art
VÖ: 26.02.2010
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Hartensterben
Götterdämmerung in Skandinavien: Das Ende des dort beheimateten Schweinerocks scheint näher denn je. Turbonegros Sänger Hank von Helvete hat wirre Scientology-Propaganda zu seinem neuen Steckenpferd erkoren, seine Kollegen legten daraufhin die Band auf Eis, die Hellacopters nahmen bereits 2007 ihren Hut, die Backyard Babies befinden sich nach 20 Jahren höchstwahrscheinlich auf ihrer verdienten Abschlusstour, und auch verwandte Gruppen wie Amulet sind von den Bühnen der Welt verschwunden. Ganz zu schweigen von Gluecifer, deren Gitarrist Captain Poon nach der Auflösung der Band 2005 zumindest noch die Nachfolgekombo Bloodlights aus der Taufe hob. Schon das 2007er "Debüt" wirkte stellenweise wie der Versuch, die Schmutzränder des alten Bandsounds abzuklopfen, um dem Pop mehr Platz einzuräumen. Der Nachfolger ruft "Simple pleasures" als Bandmaxime aus - und schmeichelt mit den einfachen Freuden dem Ohr öfter als bisher, statt nur nach vorne zu preschen.
Natürlich können Bloodlights auch noch zackig losrumpeln: Mag der Einstieg von "Blasted" noch so sehr AC/DCs Angus Young beleihen - Bass und Drums drücken, die Hooklines sitzen, und spätestens mit dem Gitarrensolo fragt man sich, ob Turbonegros Euroboy hier das Plektrum geführt hat. Auch "Off the track" driftet bei konstant hohem Energielevel und packenden Melodiebögen angenehm Richtung Metal ab, es sind diese Power und die vortreffliche Gitarrenarbeit, für die man Bloodlights dankbar sein muss. Öfter aber gebärdet sich der ehemals harte Rock recht weich. Etwa in den Momenten, in denen über dem Achtelbass des Titeltracks und seinen Gitarrenbreaks eine angemessen coole Stadionpose entsteht oder "Never built to last" sich ohne Umschweife mit Akustikgitarrenintro und dezenter Melancholie der eigenen Popsinnigkeit hingibt.
Problematischer sind Songs wie "Just one more", "Perfect but the opposite" oder "Sticky handshake", die wie halbgare Zwitter aus härterer Gangart und neuer Zugänglichkeit anmuten. Hier wirkt Poons Songwriting unentschlossen, so dass die Stücke auf einer Art persönlicher Standardformel eines Pop-/Rocksongs hängenbleiben. Die kreativen Details, die dem ebenfalls schon etwas weicher gespülten "Debüt" und seinen Songs ins Gedächtnis halfen, fehlen auf dem neuen Album des öfteren, die Schlagzahl der kraftvollen Hit-Aspiranten ist etwas geringer. Zwar darf sich inhaltlich gern weiterhin alles um die simplen Bedürfnisse drehen, aber die zugehörige Musik sollten Bloodlights nicht noch weiter glätten. Sonst erleiden sie am Ende das traurige Schicksal der Dinosaurier, denen auch im darwinistischen Rockzirkus niemand Artenschutz gewähren wird. Rocken oder gerockt werden.
Highlights
- Blasted
- Off the track
- Never built to last
Tracklist
- Blasted
- City of the dead
- Simple pleasures
- Just one more
- Off the track
- Never built to last
- Perfect but the opposite
- Sticky handshake
- Ultimate high
- The thief
- Wipe it off
Gesamtspielzeit: 35:19 min.
Referenzen
Gluecifer; The Hellacopters; Brut Boogaloo; Amulet; Backyard Babies; Boozed; The Hives; Turbonegro; Zeke; Peter Pan Speedrock; Danko Jones; Airbourne; Eagles Of Death Metal; Gods Of Blitz; Rose Tattoo; AC/DC; The Ramones; MC5; The Stooges; The (International) Noise Conspiracy; The Soundtrack Of Our Lives; The Datsuns; Motörhead; Kiss; Nashville Pussy; New Bomb Turks; Hardcore Superstar; Cellophane Suckers; Monster Magnet; Dead Kennedys; Psychopunch; Jet; Thin Lizzy; Status Quo; Judas Priest