The Souljazz Orchestra - Rising sun
Strut / Al!ve
VÖ: 12.02.2010
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Solarplexus
Es gibt kaum ein Großraumbüro, dessen flackernde Bildschirme nicht von mindestens gefühlten dreiundzwanzig Karibikinseln als Desktophintergrund verziert werden. Dabei gibt sich die Außenwelt vor allem im Februar gerne monochrom - und dazu passend locken The Souljazz Orchestra mit sonnigen Aussichten. Fast schon religiös muten die zum Himmel gestreckten Hände an. Doch das vierte Album der Afrobeat-Kanadier fleht nicht etwa nach sommerlicher Wärme, sondern zieht respektvoll den Hut vor ihr.
Mit breitem Lächeln und freudiger Naivität entfalten sich dann in "Awakening" alle Instrumente, das Klavier rennt die Töne rauf und runter und die Schallbecher recken sich gen Himmel. Die Bläser sind nie aufdringlich und bilden tänzelnde Harmonien mit Glockenklang, Saxophon oder Klavier. Ein großes Miteinander, bei dem am Ende alle zufrieden sind. "Lotus flower" etwa gibt sich seinem zähflüssigem Groove hin, "Mamaya" hüpft launig vor seinen Bläsersätzen herum, lässt sich von diesen aber nie einholen. Im letzten Moment wird der Raum dicht gemacht, und alles fällt wieder an seinen Platz. Soli enden nie in endlosen Frickeleien, sondern fügen sich perfekt in die Harmonien ein. Kein Ton ist überflüssig oder fungiert gar nur als Stützbalken.
Auch die nebulösen Fata-Morgana-Gebilde in "Serenity" lassen sich nicht aus der Ruhe bringen, egal wie sehr das Saxophon nach Aufmerksamkeit jammert. Melodien lösen sich auf, Spannungsbögen sind wandeln alles in eine Leichtigkeit um, die sich selbst in die Abgründe von "Consecration" zieht. Die Instrumente wiegen im Fluss dieses Albums sanft hin und her, kein Stück versinkt in Belanglosigkeit. Alles lebt von einem unaufdringlichen, im Hintergrund stets präsenten Rhythmus, der trotzdem bis in die letzten Haarspitzen dringt.
Am Ende klappt dann das geteilte "Rejoice" den Bürgersteig hoch, und das Album verschwindet auf den gleichen leisen Wegen, über die es gekommen ist. Das stille Brodeln zieht sich nur unfreiwillig zurück, doch die Dinge nehmen ihren Lauf, wenn The Souljazz Orchestra gekonnt Afrobeat mit den Genres aus dem Bandnamen verbinden. Stereotypes muss draußen bleiben, wenn so munter aufgespielt wird wie hier. Es gibt hier zwar keine tiefgründige Philosophie, aber dafür Melodien und Rhythmen, die ohne Umwege in die Beine gehen. Sorgen und Kummer gehen in Fröhlichkeit auf, und am Ende ist immer noch Licht.
Highlights
- Agbara
- Negus negast
- Serenity
Tracklist
- Awakening
- Agbara
- Negus negast
- Lotus flower
- Mamaya
- Serenity
- Consecration
- Rejoice pt. 1
- Rejoice pt. 2
Gesamtspielzeit: 45:31 min.
Referenzen
; Femi Kuti; Tony Allen; Hypnotic Brass Ensemble; Lefties Soul Connection; The Very Best; Nomo; Antibalas Afrobeat Orchestra; Yeasayer; Brian Eno & David Byrne; Talking Heads; Marvin Gaye; TV On The Radio; El Guincho; The Good, The Bad & The Queen; Gang Gang Dance; Amadou & Mariam; Mulatu Astatke; The Heliocentrics; James Brown; Funkadelic; Ali Hassan Kuban; Kokolo; The Budos Band; The Bamboos; Anthony Joseph & The Spasm Band