Ocean Colour Scene - Saturday
Cooking Vinyl / Indigo
VÖ: 05.02.2010
Unsere Bewertung: 3/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Ocean Colour Scene eben
Ocean Colour Scene eben. Die fünf Londoner tummeln sich seit rund 20 Jahren mitten im Britpop-Wirrwarr, ohne dabei wirklich etwas zu bewegen. Ocean Colour Scene eben. Sie klangen mit 25 schon wie mit Mitte 40. Ocean Colour Scene eben. Jetzt, mit Mitte 40, hat sich die Band endlich selbst eingeholt. Was aber in den 1990ern wenigstens noch manchmal nach energetischem Retro-Brit-Rock klang, wirkt seit mehreren Jahren nur wie eine reaktionäre Altherren-Truppe, die zu einer Ironie ihrer selbst geworden ist. Die Band schüttelt zwar hin und wieder einige schöne Melodeien aus dem Ärmel. Aber mal ernsthaft: Da kann man doch auch gleich die beiden Semi-Hitalben "Moseley shoals" und "Marchin' already" aus der Plattensammlung ziehen. Viel getan hat sich seitdem eh nicht. Seit damals, auf der Höhe der Britpop-Welle, im Zuge von Oasis und Konsorten, als Songs wie "Debris road" oder "The day we caught the train" noch Relevanz verströmten.
Und dann kann man Ocean Colour Scene eben doch wieder genau deswegen irgendwie mögen. Diese penetrante Konsequenz, mit der die Band alle paar Jahre ein neues Album auf den Markt schmeißt, das mit dem Wörtchen "Weiterentwicklung" einfach nicht zu fassen sein möchte. Wer Oasis allen Ernstes Stillstand vorwirft, der hat wahrscheinlich noch nie von Ocean Colour Scene gehört. Oder verweigert sich erfolgreich der Realität. "Saturday" ist allerdings tatsächlich schwieriger zu beschreiben als die vorherigen Alben, einfach weil es keine Vokabeln gibt, die nicht bereits zur Genüge gebraucht wurden. Und "Saturday" ist auch ungreifbarer als die bisherigen Platten von Ocean Colour Scene, denn es ist der ungekrönte König von Scheißegalien. Woran sich also festhalten, woran aufhängen? Hits gibts es nicht wirklich. Kaum sind die netten Melodien und der Refrain da, da sind sie auch schon wieder weg. So, als hätte Frontmann Simon Cowler nicht nur eine Gitarre, sondern auch einen Neuralisator im Gepäck. Ziiiiiiiing - war was? Über eine inhaltliche Schwere muss gar nicht erst diskutiert werden.
Wenn etwas aus dem Rahmen fällt auf dem mit biederer Bedeutungslosigkeit beladenen "Saturday", dann weil es negativ aufstößt. Wie der Song "Postal", auf dem Ocean Colour Scene so verzweifelt böse und verzerrt klingen, dass einem gar nichts anderes übrig bleibt, als zu lachen. Wenn man es denn bis zum elften Track auf "Saturday" geschafft hat. Der Rest ist mit ein paar wohlwollenden Verweisen auf Oasis, Paul Weller und Embrace getan. Doch genug des Gemeckers. Denn genau genommen erfüllt "Saturday" eine wichtige Aufgabe, die weit über die eigentliche Musikalität hinaus geht. In schweren Zeiten wie diesen, in denen es kaum Konstanten und Sicherheiten gibt, ist es doch schön, wenn man hin und wieder etwas findet, das sich niemals ändern wird. Ocean Colour Scene eben.
Highlights
- Just a little bit of love
Tracklist
- 100 floors of perception
- Mrs Maylie
- Saturday
- Just a little bit of love
- Old pair of jeans
- Sing children sing
- Harry Kidnap
- Magic carpet days
- The word
- Village life
- Postal
- What's mine is yours
- Fell in love on the street again
- Rockfield
Gesamtspielzeit: 45:04 min.
Referenzen
Oasis; Paul Weller; The Jam; The Who; The Small Faces; The Kinks; Stereophonics; Cast; Gene; Kula Shaker; Manic Street Preachers; Gay Dad; Dodgy; Shed Seven; The Boo Radleys; The Verve; Richard Ashcroft; Embrace; Lowgold; The Dandy Warhols; Pulp; Richard Hawley; Chris Isaak; Kelly Family
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