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Florian Horwath - Speak to me now

Florian Horwath- Speak to me now

Stereo Deluxe / Edel
VÖ: 12.02.2010

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Das Schweigen der Belämmerten

Muss das so? Das muss offenbar so. Und wahrscheinlich ist es Ausdruck immenser Professionalität, dass es wahnsinnig authentisch klingt, wenn Florian Horwath uns vorspielt, er hätte ein total dünnes Stimmchen, das bei jedem etwas höheren Ton sofort in Schieflage gerät. In Wahrheit hat seine Stimme garantiert einen größeren Umfang als Mariah Careys Brüste. Aber das behält er schön für sich. Und er tut auch alles dafür, dass wir ihm nicht auf die Schliche kommen. Das erstaunlich unspannende Songmaterial ist bestimmt ebenso Teil einer ausgebufften Strategie, kann ja gar nicht anders sein. Schließlich hat Horwath mit "We are all gold" und "Sleepyhead" doch zwei hervorragende Alben veröffentlicht, man denke nur einmal an dieses außerordentlich hübsche Duett mit Nina Persson, "Baby, you got me wrong". Oder haben wir da jetzt was falsch verstanden?

Das fragt man sich auch beim Blick ins Booklet - "Speak to me now" wurde nämlich von einem gewissen Sven Regener gemischt. Natürlich denkt man sofort an den Element-Of-Crime-Sänger und "Herr Lehmann"-Autor, aber Österreich darf ja wohl auch seinen eigenen Sven Regener haben, der sich zufällig ebenfalls im Musikbusiness betätigt. Hat es aber nicht. Schade eigentlich, denn man hätte Regener entweder den Namensvetter oder eine etwas glanzvollere Kollaboration gewünscht. Und mal so ganz unter uns: Er soll gerne weiterhin schreiben und singen, aber lieber keine Platten mischen. Gut möglich allerdings, dass Regener bloß Horwaths Strategie angenommen hat, die auch so lauten könnte: Alle zeigen, was sie können - wir zeigen, was wir nicht können!

Nur Richard Pappik macht da nicht mit. Der von Element Of Crime ausgeliehene Schlagzeuger und Perkussionist trägt nämlich einiges dazu bei, dass "Speak to me now" nicht noch enttäuschender ausfällt. Es geht sogar einigermaßen vielversprechend los - bis Horwath mit der mittelmäßigen Imitation einer extra abgefuckten Dylan-Stimme aufwartet und "Rock'n'roll will stay!" verkündet. Da sind die Grenzen des guten Geschmacks dann wirklich überschritten. Und zwar in die falsche Richtung. Ohnehin gehört das Texten nicht gerade zu Horwaths Stärken, wie er vor allem im sonst nicht weiter erwähnenswerten "When we dance" beweist: "And we'll dance the night away / And we'll waltz the night away / And we'll cha-cha the night away / And we'll rumba the night away / And we'll samba the night away / And we'll rock the night away." Wenn das Horwaths Version von "Rock around the clock" sein soll, dann kann man nur hoffen, dass die Uhr stehen bleibt.

Hängen bleibt nach der knappen Dreiviertelstunde immerhin "Darlin' I can see you fallin'" - trotz Plastikorgel und Pluckerbeat ein ohrwurmiger Sympathieträger mit ordentlich groovendem Bass und einer E-Gitarre, die Horwath wunderbar ins Wort fällt und zweifelsohne die bessere Geschichte zu erzählen hat. "Like a hurricane" ist leider kein Neil-Young-Cover und "Spirit in the sky" leider keine Eigenkomposition, sondern der aufgewärmte Klassiker von Norman Greenbaum. Beides absolut entbehrlich. "Crocodile smile" kann sich nicht zwischen Reggae-Night und Kindertagesstätte entscheiden, "My country soul" schunkelt zur Mundharmonika, und "In the sunshine" kommt kaum vom Fleck - ist aber trotzdem irgendwie bewegend, was insbesondere den würdevollen Bläsern zu verdanken ist. Aber ansonsten: keine Spur mehr von den liebevoll ausgetüftelten, warmen Arrangements des Vorgängers. "Speak to me now" ist Lo-Fi-Pop für Menschen, die Laminatboden gemütlich finden. Bitte sagen Sie jetzt nichts.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights

  • Darlin' I can see you fallin'
  • In the sunshine

Tracklist

  1. Speak to me now
  2. Darlin' I can see you fallin'
  3. Like a hurricane
  4. Broke my guitars
  5. Oh how I long for your mistakes
  6. Friday night vampires
  7. Spirit in the sky
  8. In the sunshine
  9. On the kitchen floor
  10. Crocodile smile
  11. When we dance
  12. My country soul

Gesamtspielzeit: 43:09 min.

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