Genepool - Lauf! Lauf!
Rookie / Cargo
VÖ: 29.01.2010
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Evolution im Schnelldurchlauf
Dass die Evolution uns Menschen nicht zutiefst beunruhigt, liegt wohl an der ihr ganz eigenen Langsamkeit. Vom grünen Algenmatsch, der über aus dem Meer ragende Felsen wuchert, bis zum Obsoletwerden der Weisheitszähne dauerte es immerhin viereinhalb Milliarden Jahre. Menschliche Gehirne sind trotz unseres übermäßigen Fleischkonsums noch immer zu klein, um sich diese Zahl greifbar vorstellen zu können. Selbst die weniger entfernt zurückliegenden Erdzeitalter erscheinen uns unerreichbar fern, können die meisten sich doch spontan nicht einmal daran erinnern, was sie gestern zum Mittag gegessen haben.
Genepool können das. Und sie erinnern sich sogar noch, was in den 70ern mal cool war (Punkrock), was in den 80ern cool war (New Wave) und was in den 90ern wieder cool wurde (abermals Punkrock). Das bedeutet aber nicht, dass "Lauf! Lauf!" rückwärts gerichtet ist. Gelaufen wird in alle Richtungen, Hauptsache schnell. So bemüht sich "Let's stay friends" nicht unbedingt um einen originellen Einstieg in die Platte, sondern tritt hopplahopp die Flucht nach vorne an: Poppig quietschende Plastikkeyboards legen sich über den Tempobeat, knarzige Punkrockgitarren scheuchen den Hörer durch den Refrain und stimmen ein auf den Rest des Sprints auf Albumdistanz.
Denn so richtig gut wird "Lauf! Lauf!", wenn der Hörer so bei Song drei oder vier merkt, dass bei Genepool das Gaspedal klemmt oder wahlweise mit dem Bodenblech verschmolzen ist. Die Band hat die alte Punkrocker-Lektion "Sei vorsichtig mit Midtempo-Songs" konsequent beherzigt und verzichtet einfach drauf. Zwar führt das zu einigen redundanten Momenten, wenn die Stücke sich eher durch ihre innere Hektik auszeichnen als durch ihre äußere Geschwindigkeit. Aber es führt auch zu solch durchge- und überdrehten Highspeed-Hymnen wie "1979", in dessen Refrain Gitarrensaiten, weiße und schwarze Tasten sowie mindestens sieben Drumsticks durcheinander purzeln. Oder der Punkrocker "Solar life", der nicht nur unbeladene Schwalben - egal ob europäisch oder afrikanisch -, sondern auch noch die meisten Zeke-Songs hinter sich lässt.
Bei all dem Geschwindigkeitsrausch ist in jedem Song auf "Lauf! Lauf!" immer noch Platz für genügend Ohrwurmmelodien, den ein oder anderen Bläsersatz und viele New-Wave-Keyboards. Genepool haben mindestens einen der beiden Pet Shop Boys gefressen und mit ordentlich Diätcola runtergespült. Somit lässt sich dann doch noch eine Richtung feststellen, in der Genepool nach 37 Minuten im Tiefflug hinter dem Horizont verschwinden: "Go west!"
Highlights
- Solar life
- Lauflauf
- 1979
Tracklist
- Let's stay friends
- The maggots
- She-bot
- Solar life
- L.U.N.A.
- Lauflauf
- Brothers and sisters
- Fell off a donkey
- I shot myself
- Closer
- 1979
- Kerosene
Gesamtspielzeit: 37:50 min.
Referenzen
The Cramps; Misfits; The Germs; The Damned; Devo; Zeke; The Circle Jerks; Wipers; Agnostic Front; Millencolin; T.S.O.L.; Mission Of Burma; Butthole Surfers; The Birthday Party; Joy Division; The Sisters Of Mercy; Goon Moon; Type O Negative; Smoke Blow; Redd Kross; The Ramones; Bad Religion; God Bullies; The Stray Cats; The Meteors; Shockabilly; Divine Horseman; Beasts Of Burbon; Reverend Horton Heat; Screamin' Jay Hawkins; Eddie Cochran; Danzig; The Cult; Queens Of The Stone Age; Tomahawk; Turbostaat; The Generators
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